Schalke siegt zum Jahresabschluss - Doch ändert sich damit die Gefühlslage?
Von Yannik Möller

Das letzte Spiel des Jahres 2020 hat Schalke gewinnen können. Der 3:1-Sieg gegen den SSV Ulm im Pokal war zwar ein absolutes Muss - und alles andere als ein verdienter Sieg wäre zu wenig gewesen -, und doch schien die Stimmung am Dienstagabend etwas lockerer zu sein. Kaschiert dieser erfolgreiche Jahresabschluss die ganzen Tiefpunkte aus den letzten zwölf Monaten? Mitnichten.
Glanzlos, aber verdient konnte Schalke 04 am Dienstagabend in das Achtelfinale des DFB-Pokals einziehen. Mit 3:1 besiegte man den Regionalligisten SSV Ulm, der über manche Strecken mit dem stark angeschlagenen Bundesligisten gut mithalten konnte. Dennoch: Der Sieg war sicher nicht unverdient, wenn auch der Gegner - wie zu erwarten - nicht unbedingt mit brillantem Fußball an die Wand gespielt wurde. Dass man ohne den Elfmeter als Fehlentscheidung auch zu null hätte gewinnen können, sollte dabei ebenfalls nicht vergessen werden.
Nach dem Spiel gab es ein etwas merkwürdiges Gefühl. Sichtbar auf dem Platz, spürbar in den Kommentarspalten bei Facebook und Twitter. Es war schon fast zu ruhig, angesichts der Ereignisse der letzten Wochen, aber auch der letzten Monate. Dass dieses für S04 katastrophale Jahr mit diesem Spiel, also mit einem (Muss-)Erfolg beendet wurde, hat offenbar kurz vergessen lassen, welch große Herausforderungen schon im ersten Halbjahr des Jahres 2021 warten.
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— FC Schalke 04 (@s04) December 22, 2020
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Kein guter, aber halbwegs versöhnlicher Jahresabschluss auf Schalke - das nächste Jahr wird gefährlich
Deshalb kann auch nicht von einem guten Jahresabschluss gesprochen werden, auch wenn das ein oder andere Tor sehenswert war und man sehen konnte, wie erleichtert die Mannschaft nach den jeweiligen Treffern und zum Abpfiff war. Zu viel ist vorgefallen, seitdem der Rückrunden-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach mit 2:0 gewonnen wurde: Eine ansonsten sieglose Rückserie, große Unruhen, das zu lange Festhalten seitens Jochen Schneider an David Wagner und ein desaströser Start in die neue Saison, der zumindest bis zum nächsten Liga-Spiel am 2. Januar anhalten wird. Alle weiteren Probleme in der Kommunikation (Stichwort "Härtefallantrag"), in der Außendarstellung und internen Entscheidungsfindung dazu.
Als ein halbwegs versöhnlicher Abschluss kann es trotzdem bezeichnet werden. Auch wenn die Auftritte des S04-Teams immer mal wieder erschreckend und enttäuschend sind, so haben sie sich doch ebenso häufig kaum etwas vorwerfen lassen müssen, wenn es rein um den Willen und die Leidenschaft geht. Dass es bislang trotzdem noch immer nicht zu einem Sieg in der Bundesliga gereicht hat, dafür gibt es zahlreiche Faktoren und Gründe. Und daher ist es auch verständlich, wenn man das Einziehen ins Pokal-Achtelfinale als das nimmt, was es ist und es einfach mal zusammen genießt: Ein Erfolg, völlig egal, wer der Gegner war.
Allerdings darf man auch nicht vergessen, mit welcher Gefühlslage es in das Jahr 2021 geht. Es liegt eine scheinbar unmögliche Aufgabe vor Schalke, wenn es um das Ziel des Klassenerhalts geht. Scheinbar unmöglich, weil man für den Punkteschnitt der letzten Jahre, der einen mindestens auf den Relegationsplatz gebracht hat, im Schnitt fast jede dritte der noch übrigen Partien gewinnen müsste. 21 Spieltage sind noch offen und um die grobe Marke von 30 Punkten zu erreichen, braucht Königsblau noch 26 Punkte. Das sind in etwa acht Siege, oder der ein oder andere Dreier weniger und dafür mehrere Unentschieden.
Diese Umstände darf man zum Jahreswechsel nicht aus den Augen verlieren. Rein faktisch und statistisch spricht derzeit alles dagegen, dass Schalke in der 1. Liga bleibt. Was für die Spieler gilt, gilt jetzt aber auch für die Fans: Jetzt ist erst einmal Pause. Anderthalb Wochen kein Pokal, keine Liga und kein Abstiegskampf. Und weil das letzte Spiel ein Sieg war, lassen sich die Weihnachtstage bei aller drohenden Gefahr über die nächsten Monate auch etwas besinnlicher feiern.