9 Punkte aus 8 Spielen: War die Stimmung auf Schalke zu trügerisch?

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis / Stuart Franklin/GettyImages
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Nach dem Remis gegen Kiel war die Stimmung bei den Schalkern erkaltet. Ein krasser Gegensatz zur Zeit vor und während der Winterpause. Ein genauer Blick auf die letzten Wochen und Monate wirft die Frage auf, ob diese zuletzt positive Laune rund um die S04-Profis zu trügerisch war?


Gleich zu Beginn sei eines festgehalten: Das Unentschieden gegen Holstein Kiel war zwar viel zu wenig - gemessen an den Möglichkeiten durch Patzer der Konkurrenz und den wichtigen Ausfällen auf Seiten der Gäste -, doch ist das 1:1 prinzipiell kein Grund, sich wieder leichtfertig ans griffige Wörtchen 'Krise' heranzurobben.

Immerhin hat Schalke weiterhin gute Chancen, im Kampf um den Aufstieg eine wichtige Rolle zu spielen. Die Tabelle gibt diese nach wie vor her. Gleichzeitig darf die Kritik an dieser Partie aber nicht einfach ad acta gelegt werden, wenn es dabei hilft, einen genaueren Blick auf die Bilanz der letzten Partien zu gucken.

9 Punkte aus 8 Ligaspielen

Die harten Fakten: Ausgehend von der Pokal-Partie gegen 1860 München hat S04 bis zum Kiel-Spiel neun Partien absolviert. Von diesen neun konnten gerade einmal zwei gewonnen werden. Einmal gegen Sandhausen, später noch das fulminante 4:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Ansonsten gab es drei Unentschieden, aber auch vier Niederlagen.

Zwei Siege aus neun Spielen - das ist viel zu wenig, um sich in der Nähe der Top drei aufzuhalten. Früher oder später wird das auch tabellarisch sichtbar werden, sollte dieser Trend nicht alsbald umgekehrt werden.

Die gute Stimmung rund um die Mannschaft entstand zwar primär durch die beiden Erfolge in den Wochen vor der Winterpause, aber auch durch die verbesserten spielerischen Auftritte. Diese Kombination weckte die Hoffnung, dass Schalke nun gefestigt wäre und - nach dem zwischenzeitlichen Abrutschen - wieder oben angreifen könne.

Dieser Eindruck war nicht falsch, die positive Stimmung ebenso wenig. Dennoch war sie trügerisch, weil sie aus einer zu dem Zeitpunkt kurzweiligen Phase entstammte und die insgesamt doch ziemlich negative Bilanz in den Schatten stellte. Das Pokal-Aus, die nahezu blamablen Leistungen gegen Heidenheim und Darmstadt: der Abstand dazu betrug lediglich wenige Wochen.

Schalke 04
Das Kiel-Remis wirft Schalke wieder zurück / Lars Baron/GettyImages

Auf die letzten acht Partien, um im Bereich des Liga-Wettbewerbs zu bleiben, wurden insgesamt neun Punkte geholt. Aufgerechnet ist minimal mehr als ein Punkt im Spiel. Natürlich ein reines Zahlenspiel, aber würde diese durchschnittliche Punkteausbeute über die noch offenen 15 Partien bestehen bleiben, stünde Königsblau zum Saisonende mit 48 Punkten da.

In den letzten Jahren hätte diese Punktzahl nur für einen Platz im oberen Mittelfeld der Tabelle gereicht. Mit dem Aufstieg hätte man somit gar nichts mehr zu tun. Das zeigt auf die aktuelle Situation vor allem eins: tendenziell rutscht Schalke über die letzten Wochen eher ab, als sich wieder der Spitze anzunähern.

Zumindest wenn die letzten acht Ligapartien hochgerechnet werden. Diese Rechnung hat zwar nur eine begrenzte Aussagekraft, doch sind acht Spiele immerhin eine ganz ordentliche Bandbreite. Zumal es bei diesem Bild primär darum geht, aufzuzeigen, dass dieser trügerische Eindruck nicht einfach beiseite geschoben werden sollte.

Schalke muss sich festigen, nicht in geringer Punkteausbeute verlieren

Besonders wichtig ist dieser Blick auf die Bilanz auch wegen des Zeitpunktes. Nun, nach der Winterpause und einigen Monaten in der Saison, sollte sich die Schalker Truppe eigentlich in ihren Leistungen und Resultaten festigen. Die Zeit des Zusammenwachsens, der Teamfindung ist längst abgehakt.

Dimitrios Grammozis
Grammozis wird die Formkurve weiter nach oben schrauben müssen / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Nicht umsonst wählte Marius Bülter nach dem 1:1 klare Worte. Der Offensivspieler nannte das Spiel "einen Rückschlag". Das müsse man so deutlich sagen, betonte er. Dazu ärgerte es ihn, dass derartige Ausrutscher nach der kurzen Pause eigentlich nicht weiter hätten passieren sollten. Doch passt diese Enttäuschung in Wahrheit sogar besser ins richtige Bild, als die Friede-Freude-Eierkuchen-Laune (überspitzt dargestellt), die in der Vorweihnachtszeit entstand.

Glück im Unglück, dass die meiste Konkurrenz am vergangenen Wochenende ebenfalls gepatzt hat. Ansonsten gäbe es nun noch mehr Punkte aufzuholen. So sind es weiter nur zwei Punkte, die Schalke vom Relegationsplatz trennen. Allerdings inzwischen schon fünf Zähler bis Rang zwei - das sollte ebenfalls im Blick behalten werden.


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