Schalke 04 im freien Fall: Besteht noch Hoffnung?

Inzwischen ist es schon fast traurig, was sich Schalke 04 auf dem Platz zusammenspielt. Gegen Werder Bremen schafften die Knappen abermals keinen Befreiungsschlag. Nur dank der grandiosen Hinrunde scheint das Thema Abstiegskampf (noch) vom Tisch. Insgesamt fünf Bundesligapartien sind noch zu absolvieren. Welche Chancen hat S04?
Als überzeugter Nicht-Schalker könnte einem die Talfahrt der Knappen ja eigentlich egal sein. Zugegeben, teilweise war und ist es amüsant, wie Schalke sich der Öffentlichkeit zeigt. Andererseits ist S04 für alle Fußballklubs ein mahnendes Beispiel, wie man einen Verein nicht führen sollte. Doch die aktuelle Krise ist nochmal ein Stück anders, auch aufgrund von Corona. Selbst aus der Distanz betrachtet fällt auf, dass S04 ein Stück Identität verloren gegangen ist.
Es ist nicht die erste Horrorsaison in Schalkes jüngster Vergangenheit. Sowohl in der Saison 2010/11 wie auch 2018/19 entging man mit Platz 14 nur knapp einem Abstiegsplatz. Fans, Verantwortliche und auch manch ein Spieler haben also Erfahrung mit einem königsblauen Absturz.
Schalke 04: Kampf statt Zauber und jede Menge Fansupport
Schalke 04, was zeichnet diesen Verein eigentlich aus? Der Knappenfußball stand nie für einen wunderschönen und majestätischen Fußball - abgesehen der zwei Jahre Raul. Der Verein aus dem Ruhrpott charakterisiert sich vielmehr durch den Kampf, durch die Moral, die nimmermüde Einstellung. Viele Schalker Fans würden sich auch mit einer Reihe schmerzhafter Niederlagen zufrieden geben, solang die Mannschaft Einsatz und Biss zeigt.
Schon immer war Schalke ein Verein, der durch den Support der Fans am Leben gehalten wird. Nicht nur für mich gelten die Anhänger der Knappen als vom Verein besessen. Hier stimmt es wirklich, dass ein Verein den Lebensmittelpunkt von vielen Menschen darstellt. Schalke 04 ist viel mehr als einer der vielen Arbeiterklubs im Ruhrgebiet. Er ist Identifikation. Die Fans dürfen sich meiner Meinung nach mit Recht als die Besten der Liga bezeichnen.
Und genau hier trennt sich aktuell die Spreu vom Weizen. Durch Corona und die damit einhergehenden Geisterspiele verliert S04 seinen größten Trumpf: die Fans. Das soll nicht heißen, dass Schalke mit ihnen im Rücken um die Champions League mitspielen würde (vor Corona lief es ja auch schon schlecht...). Doch wie will ein Verein, der so sehr mit Selbstzweifeln geplagt ist, allein wieder in die richtige Spur kommen?
In Anbetracht des Restprogramms der Saison kommt auf Schalke sowieso keine Jubelstimmung auf. In den kommenden Spielen trifft S04 auf Union Berlin, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg. Gegen keinen dieser Klubs wird man als ebenbürtiger Gegner ins Spiel gehen. Wolfsburg und Leverkusen sind qualitativ klar besser und - anders als Schalke aktuell - konnten Frankfurt, Union und Freiburg bislang auch ohne die Fans vom Einsatz her überzeugen.
Der Verein ist sportlich gesehen am Ende. Die Sommerpause wird entscheidend sein, wie es mit dem Klub in naher Zukunft weiterlaufen wird. Das Ziel Europapokal sollte in den kommenden Jahren keine Rolle mehr spielen. Was für S04 zählt, ist Stabilität in der Vereinsstruktur und der Mannschaftsleistung.
Die königsblaue Hoffnung schwindet
Doch das ist Schnee von Übermorgen, jetzt geht es um die Saison 2019/20. In der zweiten Hälfte gegen Bremen gelang es S04 erstmals seit Monaten, das eigene Spiel wieder mit Emotionen zu füllen. Die 0:1-Pleite war unter diesen Umständen sogar etwas unglücklich.
Will man auf Schalke noch mit keinem völlig gesenkten Kopf in die Sommerpause gehen, muss man diese Leistung als neuen Maßstab setzen. Auch sollte sich jeder Spieler, jeder Funktionär und jeder Mitarbeiter vor Augen führen, für wen er überhaupt arbeitet. Das Geld? Erfolg? Nein, für alle, die mit Schalke mehr als nur einen Fußballklub verbinden.
Doch ob das gelingt, ist fragwürdig. Zu schief hängt der Haussegen in der Veltins Arena. Dadurch kommt man zu einem katastrophalen Ergebnis. Gibt es noch Hoffnung, noch Chancen für S04, diese Saison mit einem guten Gefühl abzuschließen? Die Antwort ist so eindeutig wie brutal: nein.