"Respektlos" - Bundesliga-Schiedsrichterin Breier reagiert auf Kritik

Die Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga stehen seit geraumer Zeit in der Kritik. Der 1. FC Nürnberg prangerte die vermeintlichen "qualitativen Missstände" sogar in Form einer öffentlichen Stellungnahme an. Mit Naemi Breier bezieht nun eine der betroffenen Unparteiischen Stellung.
Naemi Breier
Naemi Breier / Juergen Schwarz/GettyImages
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Gegenüber dem SWR gibt Breier an, von der Kritik aus Nürnberg "wie aus dem Nichts" getroffen worden zu sein. Die Franken und ihr Sportlicher Leiter Osman Cankaya hatten Anfang Februar ein Statement auf ihrer Vereinshomepage veröffentlicht, in dem es unter anderem hieß: "Wir sind an einem Punkt, in der die jetzige Situation im Schiedsrichterinnen-Bereich der Google Pixel Frauen-Bundesliga nicht mehr hinzunehmen ist und an dem wir auch bewusst öffentlich auf qualitative Missstände und strukturelle Defizite beim DFB hinweisen müssen und möchten."

Es sei vollkommen in Ordnung, dass der Verein Kritik äußert, findet Breier. Gleichzeitig sagt die 30 Jahre alte Schiedsrichterin, die in ihrer Karriere bislang 16 Partien in der Frauen-Bundesliga geleitet hat: "Aber die Frage ist, wie äußere ich sie, und das war respektlos uns gegenüber."

Bessere Bezahlung für die Schiedsrichterinnen

Ebenso wie die Nürnberger fordert Breier eine Professionalisierung des Schiedsrichterwesens im deutschen Frauenfußball. Dabei stünden allerdings auch die Vereine in der Verantwortung, etwa wenn es um eine bessere Bezahlung für die weiblichen Unparteiischen gehe. Gegenwärtig erhalten die Schiedsrichterinnen pro Spiel 700 Euro, ein Schiedsrichter in der Bundesliga der Männer hingegen 5.000 Euro plus mindestens 62.000 Euro Grundgehalt pro Saison.

"Wir müssen eine gewisse Absicherung haben. Dafür muss aber nicht nur der DFB sorgen, sondern auch die Vereine müssen mit ins Boot geholt werden. Wenn sich die Vereine mehr Professionalität wünschen, dann müssen wir überlegen, wie wir das gestemmt kriegen", erklärt die Schiedsrichterin vom SV 1947 Ayl in Rheinland-Pfalz.

Männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga?

Der häufig, auch vom 1. FC Nürnberg, vorgebrachten Forderung, neben den weiblichen auch männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga einzusetzen, steht Breier grundsätzlich positiv gegenüber und befindet sich damit auf einer Linie mit Christine Beitinger, der Sportlichen Leiterin der Schiedsrichterinnen beim DFB. Beitinger betont allerdings, dass die männlichen Schiedsrichter fester Bestandteil der Frauen-Bundesliga sein, "also dem Kader der Frauen-Bundesliga angehören" müssten.

Die Schiedsrichterinnen-Leiterin räumt zwar ein, dass es in der laufenden Saison "zweifelsohne einige Fehlentscheidungen" gegeben habe, sieht aber kein Qualitätsproblem und wirbt für mehr Verständnis gegenüber den Schiedsrichterinnen. Man dürfe nicht vergessen, "dass unsere Schiedsrichterinnen fast alle noch voll im Berufsleben stehen und teilweise Kinder zu Hause haben. Das verlangt ziemlich viel. Wir wollen die Gegebenheiten verbessern, damit sie mehr Freiräume haben", so Beitinger.

Breier: "Das prägt die Persönlichkeit"

Mehr Freiräume würden auch Naemi Breier helfen, die dem SWR zufolge gerade eine Ausbildung absolviert und zusätzlich viel Zeit in ihre Arbeit als Schiedsrichterin investiert. Breier pfeife am Wochenende in der Frauen-Bundesliga oder der Oberliga der Männer und trainiere unter der Woche fünf Mal. "Es passiert oft, dass wir von der Arbeit direkt zum Spiel fahren", berichtet sie von ihrem und dem Alltag ihrer Kolleginnen.

Trotzdem liebe sie den Job als Schiedsrichterin. "Natürlich ist es schwierig, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen", betont sie. "Aber genau das prägt die Persönlichkeit: Dass man aus Fehlern lernt und immer positiv denkt, um in Zukunft die Dinge besser zu machen."


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