Eine ganz neue Erfahrung für Florentino Pérez!

Musste sich am Ende den Realitäten beugen: Real-Boss Florentino Pérez
Musste sich am Ende den Realitäten beugen: Real-Boss Florentino Pérez / Eric Alonso/Getty Images
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Am vergangenen Dienstag wurde die Fußball-Welt Zeuge eines ungeheuerlichen Vorfalls: Real Madrid, der nach eigenem Selbstverständnis "größte Klub der Welt", musste eine Niederlage an den Verhandlungstischen hinnehmen. Denn auf sein prioritäres Transferziel, Kylian Mbappé, werden die blancos nun mindestens ein Jahr warten müssen.


Dabei lief das Drehbuch noch bis zum Nachmittag des 31. August wie bei so vielen Präzedenzfällen in der Vergangenheit, wenn sich Real die Verpflichtung eines Superstars vorgenommen hatte. Der Spieler, sozusagen als Komplize, hatte regelmäßig die schwindelerregenden Überredungsversuche seines Noch-Arbeitgebers abgelehnt und kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, seine Prädilektion für den spanischen Rekordmeister öffentlichkeitswirksam zur Schau zu stellen.

Doch diesmal hatte Florentino Pérez einen anderen Gegner vor sich, als in den Fällen Ronaldo Nazario (Inter Mailand) oder Gareth Bale (Tottenham), die jeweils am letzten Tag der Transferperiode, wenige Stunden vor Schließung des Marktes, verpflichtet wurden.

Ein Verhandlungspartner über Augenhöhe

Denn diesmal hatte es der milliardenschwere Bauunternehmer mit einem Klub zu tun, dessen finanzielle Muskeln noch größer als seine eigenen sind. Denn hinter PSG steht Katar, der größte Erdölexporteur der Welt. Geld ist da die geringste Sorge.

Man kann die Gründe für das "Nein" der Pariser bezüglich der letzten Madrider Offerte unter vier Aspekten zusammenfassen, die natürlich nicht losgelöst voneinander existieren, sondern ineinandergreifen.

Zum einen wäre da die rein sportliche Ausrichtung von Paris Saint-Germain, seine Stammspieler unter keinen Bedingungen der Welt an die Konkurrenz abzugeben. Der FC Barcelona hat diese Erfahrung in den letzten Jahren schon mehrfach gemacht.

Thiago Silva, Marquinhos, Marco Verratti, Adrien Rabiot y Neymar: allesamt waren sie Transferziele der Katalanen. Mit Verratti, Rabiot und Neymar bestand auch jeweils absolute Einigkeit über die finanziellen Rahmenbedingungen der angedachten künftigen Zusammenarbeit.

Doch jedes Mal senkte PSG den Daumen und erklärte die Spieler schlichtweg für unverkäuflich. Diese sture Haltung in Bezug auf die Leistungsträger im Team (völlig legitim, nebenbei bemerkt - jeder Klub, der es sich leisten kann, würde genauso handeln) steht natürlich in direktem Zusammenhang mit dem übergeordneten sportlichen Ziel: dem Gewinn der Champions League.

Nasser Al Khelaifi
Granitharter Verhandlungspartner: Nasser Al-Khelaifi / Getty Images/Getty Images

Der Gewinn der Champions League ist das große Ziel

Diese Trophäe ist für die katarischen Besitzer des Klubs das große Ziel. Auch dies nichts Ungewöhnliches, denn diese Ambition teilen sie mit einer ganzen Reihe anderer Vereine. Am dichtesten dran waren sie in der Corona-Saison 2019/20, als sie in einem engen Finale gegen die Bayern mit 0:1 unterlagen.

Sie spürten damals schon: Es fehlt nur noch ein kleiner Schritt. Und den haben sie mit der Messi-Verpflichtung in diesem Sommer nun getan. Dann aber gleichzeitig Mbappé abzugeben, wäre natürlich völlig inkohärent. Die Chancen, den Henkelpott endlich im Trophäensaal des Prinzenparkstadions ausstellen zu können, werden mit Mbappé natürlich größer als ohne ihn.

Lionel Messi, Nasser Al Khelaifi, Leonardo
Mit Lionel Messi zum großen Ziel: Gewinn der Champions League / Getty Images/Getty Images

Zwei ineinander verwobene sportliche Aspekte (keine Leistungsträger zu verkaufen, um das Leistungspotential zum Gewinn der Champions League so hoch wie möglich zu halten) neben dem monetären Aspekt, dass Geld für die Pariser keine Rolle spielt, machten es somit für Real Madrid nahezu unmöglich, Mbappé bereits in diesem Sommer aus Paris loszueisen.

Ein vierter Aspekt, man könnte ihn kultureller Natur nennen, ist schließlich der Stolz. In der arabischen Kultur ein nicht zu unterschätzender Faktor. Es geht dabei gar nicht mal so sehr um rationale oder irrationale Entscheidungen, sondern vielmehr um ein Gefühl, eine innere Haltung.

Nämlich jederzeit das Gesicht zu wahren, und der Konkurrenz zu zeigen: 'Ihr könnt unseren Willen, auch mit noch so viel Millionen, nicht brechen.' Für Florentino Pérez sicherlich eine ganz neue Erfahrung.