Mintzlaff bittet um Verständnis für Leipziger Zögern bei Moskau-Boykott
Von Daniel Holfelder
Im Rahmen des Pokal-Viertelfinales in Hannover hat sich RB Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff noch einmal zum abgesagten Europa-League-Spiel gegen Spartak Moskau geäußert.
Die Leipziger hatten in der letzten Woche vielfach Kritik einstecken müssen, weil sie die Partie gegen Moskau zunächst nicht boykottieren wollten. Inzwischen hat die UEFA den russischen Vertreter aus dem Wettbewerb ausgeschlossen.
Am Dienstag hatte Mintzlaff zum ersten Mal auf die Kritik an seinem Klub reagiert und die Vorwürfe in einem emotionalen Statement zurückgewiesen:
"Man kann nicht sagen, dass wir ein Verein sind, der sich wegduckt", hatte der sichtlich betroffene Mintzlaff insistiert. "Uns hat das hier auch alle betroffen. Uns hat das extrem beschäftigt. Ich bin auch emotional angegriffen." Außerdem betonte der RB-Geschäftsführer, dass die UEFA-Entscheidung richtig sei:
"Wir müssen uns für nichts entschuldigen."
- RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff
Gestern erläuterte Mintzlaff noch einmal das Leipziger Vorgehen und bat um Verständnis: "Die erste Reaktion, die wir hatten: Sport verbindet. Lösen wir mit einem Boykott das Richtige aus oder ist das kontraproduktiv? Wir müssen uns für nichts entschuldigen."
Daher sei man auch "über die nicht differenzierte und sachliche Bestandaufnahme" enttäuscht gewesen. "Da haben sich dann ein paar Sachen aufgestaut", erklärte Mintzlaff seinen emotionalen Ausbruch vom Vortag.
Der 46-Jährige betonte nochmals, dass der Ausschluss der russischen Teams die richtige Entscheidung sei. Dass die Leipziger das Spiel gegen Spartak in einer ersten Reaktion auf die Auslosung am vergangenen Freitag dennoch bestreiten wollten, erklärte Mintzlaff wie folgt:
"Entschuldigung, wir haben uns nicht tagtäglich mit einem Krieg beschäftigt und welche Auswirkungen das hat. Natürlich haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung als Fußballklub - und ich glaube, dass wir die in vielen Bereichen wahrnehmen."
"Dass man sich korrigiert, hat etwas damit zu tun, dass die Situation neu bewertet werden muss", so der ehemalige Leichtathlet weiter.
Prämien spenden? "Werden schon das Richtige tun"
Auch zu der zuletzt aufgekommen Forderung, RB solle die UEFA-Prämien für das kampflose Weiterkommen in der Europa League spenden, bezog Mintzlaff Position:
"Bei der Frage kann ich ein Stück weit nur mit dem Kopf schütteln. Jeder muss mal selber anfangen. Die Frage ist ja: Was spenden sie, was spende ich? Es ist immer einfach, über das Geld anderer Leute zu sprechen... Wir als Klub sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung nicht erst jetzt bewusst, sondern seit unserem Bestehen."
Die Spendenforderung findet der RB-Geschäftsführer deshalb "vermessen". "Und das ist mir dann am Ende auch viel zu viel Symbolpolitik, dass dann fremde Leute von uns fordern, was wir zu spenden haben. Wir werden schon das Richtige tun", stellte Mintzlaff abschließend klar.