Mintzlaff wehrt sich emotional gegen Vorwürfe: "Wir kriegen überall Kritik"

Oliver Mintzlaff
Oliver Mintzlaff / Stuart Franklin/GettyImages
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RB Leipzig steht kampflos im Viertelfinale der Europa League, nachdem die UEFA alle russischen Teams von ihren Wettbewerben ausgeschlossen hat. Die Roten Bullen mussten sich allerdings einiges an Kritik anhören - Oliver Mintzlaff reagiert emotional.


Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine meldeten sich viele Fußballverbände zu Wort, um ihren Boykott kundzutun. Die Schweden und Polen gaben rasch bekannt, dass sie im Rahmen der WM-Playoffs nicht gegen die russische Auswahl antreten werden - auch England teilte mit, jegliche Duelle mit der Sbornaja zu boykottieren. Ein starkes Statement der Nationen!

Von RB Leipzig gab es jedoch - zumindest öffentlich - kein Statement zu hören, mit dem der Klub ein Zeichen gegen sein Europa-League-Los Spartak Moskau gesetzt hätte. Domenico Tedesco sagte stattdessen: "Wenn die Frage nach einem Boykott kommt: Da trifft es meiner Meinung nach immer die Falschen. Es trifft in erster Linie die Sportler und die Fans."

Die Roten Bullen mussten sich harte Vorwürfe gefallen lassen, die Entscheidung der UEFA überlassen zu haben.

Das Magazin 11Freunde, das seit jeher eine sehr kritische Einstellung zum Brauseklub hat, schrieb beispielsweise: "Inter­na­tio­nale Soli­da­rität inter­es­siert die Leip­ziger nicht. Und ver­mut­lich ist es nicht ganz falsch, in diesem Zusam­men­hang noch einmal an die Grün­dungs­ge­schichte dieses ​"Ver­eins" zu erin­nern. Rasen­ball­sport ist nur zu einem ein­zigen Zweck erschaffen worden: um den wirt­schaft­li­chen Erfolg seines Geld­ge­bers zu mehren. Sorry, Leute, nur weil Russ­land gerade ein unschul­diges Land über­fallen hat, können wir unser Geschäfts­mo­dell doch nicht gefährden."

Die Vorwürfe machten Vereinsboss Oliver Mintzlaff extrem wütend. Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96 gab der 46-Jährige eine emotionale Erklärung ab:

"Da wird dann halt auch immer schnell geschossen. Und da stellt sich dann auch immer die Frage: Was will ich dann damit bezwecken? Will ich das Klischee bedienen, dass RB Leipzig nur ein Konstrukt ist und nur Geld verdienen will - da kann ich dann halt nur mit dem Kopf schütteln", so der enttäuschte Mintzlaff (via tag24). "Uns hat das auch alles betroffen, uns hat das auch alles extrem beschäftigt und ich bin auch emotional angegriffen. Und wenn man dann so viel Scheiße liest, dann ist es manchmal natürlich schon so, dass man sich fragt, wie krank ist das eigentlich."

"Natürlich haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung als Fußballklub", fuhr er fort. "Und ich glaube, dass wir die hier in Leipzig sehr wohl sehr wahrnehmen. In ganz, ganz vielen Bereichen und in ganz, ganz vielen Facetten. Aber es ist am Ende hier Sport. Und die Idee zu sagen, der Sport verbindet und beim Boykott trifft man nicht die Richtigen - dafür müssen wir uns nicht schämen, dass das Gedanken waren, die wir am Anfang hatten. Die haben wir dann ein Stück weit revidiert. Aber ich sitz nicht hier, um mich dafür zu entschuldigen."

Mintzlaff bekräftigte, dass die Gedanken der Leipziger "völlig okay zu dem Zeitpunkt" waren. "Die haben wir dann - und das ist nicht wankelmütig - ganz einfach nochmal neu bewertet. Und mit der neuen Bewertung sind wir dann Freitagnacht zu der Bewertung gekommen: 'Ne, so kann das nicht funktionieren.'"

"Wir kriegen überall Kritik. Wissen Sie, was ich mich gefragt habe: Wenn ich Journalist wäre, ich hätte mal gefragt, warum da überhaupt noch ein Fußballspiel stattfindet, wenn Krieg ist? Die Frage könnten wir uns dann eher nochmal alle stellen. Ob wir in der jetzigen Situation Fußballspiele spielen können?" Beim jüngsten Spiel in Bochum sei bis zum 1:0 für die Leipziger eine Stimmung im Stadion gewesen, bei der man nicht hätte annehmen können, dass in Europa ein Krieg gestartet wurde, so Mintzlaff.

"Hier gibt es nicht Richtig und nicht Falsch. Das ist eine Situation, mit der wir uns nie befasst haben. Die Frage, ob RB Leipzig nur dem Geld hinterher ist, ist Schwachsinn. Das ist für mich nicht die richtige Frage. Die Frage, die man grundsätzlich stellen muss: Wenn uns das alle so betroffen macht, können wir dann überhaupt Fußballspiele spielen?"


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