Ohne Volland und Havertz: Wie könnte die Offensive von Bayer Leverkusen aussehen? Und was wird aus Alario?
Von Florian Bajus

Kevin Volland und Kai Havertz stehen vor dem Abflug, auch Lucas Alario will gehen: Bayer Leverkusen steht vor einem Umbruch in der Offensive. Damit gehen einige Fragen einher: Welche Alternativen haben die Verantwortlichen in der Hinterhand? Welche Qualitäten bringen etwaige Kandidaten mit? Und bleibt Alario vielleicht doch?
Unter Peter Bosz ist Bayer Leverkusen vor allem eines: Variabel. Nahezu jede moderne Grundformation hat der Niederländer seit seiner Amtsübernahme im Dezember 2018 ausprobiert, weil ein ebenso variables Spielermaterial zur Verfügung steht. Kerem Demirbay etwa kann auf der Sechs, Acht oder Zehn spielen, Kai Havertz wurde in der vergangenen Saison als Zehner, Rechtsaußen oder falsche Neun eingesetzt und Kevin Volland ist nicht nur in der Sturmspitze, sondern auch auf der linken Außenbahn einsetzbar - um nur drei Beispiele zu nennen.
Die Offensive kann nach Belieben zusammengestellt werden, bloß wird sich das womöglich ändern. Volland steht vor einem Wechsel zur AS Monaco, Havertz wird seit Wochen mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht und droht ebenfalls seine Zelte abzubrechen. Mit dem Duo würde Bosz allen voran Torgefahr und Kreativität verlieren: Volland erzielte in der abgelaufenen Spielzeit 12 Tore und lieferte 10 Assists, Havertz traf 18 Mal bei 9 Vorlagen.
Schick und Boga: Zwei Neuzugänge für Leverkusen?
Havertz kann ob seiner herausragenden Technik und Übersicht nur im Kollektiv ersetzt werden. Wie Bosz seinen Abgang kompensieren will, ist unklar. Anstelle von Volland könnte derweil Patrik Schick in der kommenden Saison für die Werkself stürmen. Der Tscheche verbrachte die vergangenen zwölf Monate bei RB Leipzig, mit der AS Rom konnten sich die Sachsen, die auf die Kaufoption über 29 Millionen Euro verzichtet haben, aber nicht auf eine Ablösesumme einigen.
Schick hat sich unter Julian Nagelsmann als robuster und kopfballstarker Spieler erwiesen, der dennoch über sehr gute technische Fertigkeiten verfügt. In der Spitze, wahlweise auch etwas tiefer, macht er die Bälle mit dem Rücken zum Tor fest, dreht anschließend dank seiner Stärken im Dribbling auf und setzt seine Mitspieler in Szene. Für das ballbesitzorientierte Kombinationsspiel der Leverkusener ist er aufgrund seiner Ballsicherheit auf engem Raum durchaus geeignet - und auch im Abschluss war er mit 10 Bundesligatoren in 22 Spielen treffsicher.
Als weiteren potentiellen Neuzugang handeln Spox und Goal Jeremie Boga. Der 23-jährige Ivorer beackert bei Sassuolo Calcio die linke Außenbahn, mit ihm würde Leverkusen einen pfeilschnellen und dribbelstarken Spieler mit einem sehr guten rechten Fuß erhalten. Dank seines starken Antritts kann er nach dem Andribbeln aufdrehen und mit Tempo an seinen Gegenspielern vorbeiziehen. Mit dem ebenso schnellen, aber noch feinfühligeren Moussa Diaby könnte Boga eine extrem gefährliche Flügelzange bilden - nicht umsonst wurde er zeitweise als Ersatz für Jadon Sancho gehandelt.
Wendet sich das Blatt für Alario?
Doch was wird aus Alario? Dem Argentinier blieb auch in der abgelaufenen Saison nur die Joker-Rolle, war phasenweise sogar nur die Nummer drei hinter Volland und Havertz. Vor knapp zwei Wochen bestätigte Berater Pedro Aldave den Wechselwunsch seines Klienten, mit Vollands Abgang könnte sich die Situation aber ändern. Denn gemäß dem Fall, dass auch Alario die Werkself verlassen würde, wäre ein Neuzugang wie Schick auf sich allein gestellt und es bedürfte einen weiteren Stürmer, der ob des bevorstehenden Saisonstarts nur wenig Zeit hätte, um sich zu akklimatisieren.
Darüber hinaus ist Alario ein zuverlässiger Knipser, der in der abgelaufenen Saison 12 Mal in 36 Partien getroffen hat. Laut Aldave liegen Angebote aus England und Italien vor, gänzlich wolle Leverkusen ihn aber nicht abgeben. Womöglich lasse sich der Verein auf ein Leihgeschäft ein - das könnte sich nach Vollands Medizincheck am Dienstag aber ändern; erst recht, wenn sich Havertz tatsächlich für Chelsea entscheidet. In diesem Fall steigen Alarios Einsatzchancen, und womöglich bleibt er der Werkself doch erhalten.