Auf der Streichliste: Warum der BVB Nico Schulz trotzdem halten sollte

Darf den BVB nach nur einem Jahr verlassen: Nico Schulz
Darf den BVB nach nur einem Jahr verlassen: Nico Schulz / TF-Images/Getty Images
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Nachdem die BILD bereits darüber berichtet hatte, lässt auch die WAZ verlauten, dass Nico Schulz beim BVB auf der Streichliste steht. Der Linksverteidiger könnte den Verein für ein entsprechendes Angebot verlassen - dabei wäre es sinnvoller, ihn zu halten.

25,5 Millionen Euro war Nico Schulz den Dortmunder Verantwortlichen vor einem Jahr wert. Der Linksverteidiger hatte sich bei 1899 Hoffenheim zum Nationalspieler gemausert und als offensivgefährlicher Wingback in einer Dreierkette entpuppt. Auch in Dortmund sollte er für Tiefenläufe und Torgefahr stehen, stattdessen aber machte er mit Defiziten in einer Viererkette von sich reden und konnte den Anschluss auch nach der Umstellung auf 3-4-3 nicht wiederherstellen.

Raphael Guerreiro ist unter Lucien Favre die Nummer eins, Schulz nur die zweite Wahl. Deshalb soll er den Klub nach nur einem Jahr verlassen dürfen. Allerdings benötigen manche Spieler eben etwas mehr Eingewöhnungszeit als andere. Ein Beispiel: In seinem ersten Halbjahr beim BVB wurde Ilkay Gündogan als Flop-Transfer abgestempelt - doch plötzlich mutierte er zur Antriebswelle im zentralen Mittelfeld und wechselte im Sommer 2016 zu Manchester City. Und auch Schulz' direkter Konkurrent Guerreiro hatte - verletzungsbedingt - nicht immer einen guten Stand.

Geduld ist auch auf dem Transfermarkt gefordert

Nun war Gündogan bei seiner Verpflichtung erst 20 Jahre alt, während Schulz im April seinen 27. Geburtstag gefeiert hat - doch das ist noch lange kein Grund, ihn vorzeitig abzuschreiben. Auch in Hoffenheim hat er einige Zeit gebraucht, um anzukommen, der Rest der Geschichte ist bekannt. Warum sollte es also ausgeschlossen werden, dass Schulz in der Vorbereitung auf die kommende Saison aufdreht und den Konkurrenzkampf mit Guerreiro offen gestaltet? Zumal auch ein Mahmoud Dahoud beispielsweise mehr als eine Chance erhalten hat.

Die BVB-Bosse wollen es in diesem Sommer ruhig angehen lassen. Warum also eine Baustelle eröffnen, die gar keine ist?
Die BVB-Bosse wollen es in diesem Sommer ruhig angehen lassen. Warum also eine Baustelle eröffnen, die gar keine ist? / TF-Images/Getty Images

Zudem gestaltet sich der Transfermarkt in diesem Jahr besonders schwierig. Die Ablöseforderungen bleiben gleich hoch, die gebotenen Summen fallen aber niedriger aus. Ein Ersatz dürfte nur dann verpflichtet werden, wenn der Verkauf bereits feststeht. Die Frage ist nur: Wie viel Geld fordert der BVB für Schulz? Und welcher Klub zeigt sich bereit, diese Summe auch zu zahlen? Solange nicht vorgesorgt wird, würde ein Verkauf ein Risiko darstellen. Daher sollte er nicht forciert werden.

In der kommenden Saison braucht es einen breiten Kader

Des Weiteren wartet auf die Spieler eine extrem anstrengende Saison 2020/21. Aufgrund des Ausscheidens im Champions-League-Achtelfinale haben die BVB-Stars zwar bis Anfang September frei, dann geht es aber Schlag auf Schlag mit den Länderspielen, dem DFB-Pokal und der Bundesliga los, im Oktober kommen zusätzliche Länderspiele und die Champions League hinzu. Dafür braucht es einen breiten Kader. Mit Schulz steht ein solider Backup für Guerreiro bereit - warum sollte man ihn dann ziehen lassen?

Die Trainer-Frage ist nur bis nächstes Jahr geklärt

Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Lucien Favre in sein letztes Vertragsjahr geht. Im Sommer 2021 könnte also ein neuer Trainer anheuern. Die Gerüchte um Julian Nagelsmann haben weiterhin Bestand - und der machte Schulz zum Nationalspieler.

Lucien Favre macht bis 2021 weiter, doch danach dürften sich die Wege trennen.
Lucien Favre macht bis 2021 weiter, doch danach dürften sich die Wege trennen. / Pool/Getty Images

Unabhängig davon sollte Schulz noch bis zum Ende der kommenden Saison bleiben. Je nachdem, welche Rolle er dann spielt, dürfte eine endgültige Entscheidung über seine Zukunft fallen. Insofern tun alle gut daran, Ruhe und Geduld walten zu lassen. Vorschnelle Entscheidungen waren im Fußball selten förderlich.