Nations League: Deutschland - Schweiz 3:3 | Spielbericht, Noten und Netzreaktionen zum Achterbahn-Auftritt

Hinten drückt der Schuh beim DFB-Team gewaltig!
Hinten drückt der Schuh beim DFB-Team gewaltig! / Martin Rose/Getty Images
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Die deutsche Nationalmannschaft kam am Dienstagabend in Köln gegen die Schweiz erneut nicht über ein Remis hinaus. Träges Umschaltverhalten und eine insgesamt desolate Defensivleistung sorgten wie schon gegen die Türkei zu drei Gegentreffern. Werner, Havertz und Gnabry retteten immerhin noch das 3:3.

Eins ist sicher: Die Diskussionen um Bundestrainer Joachim Löw werden weitergehen. Der Spielbericht, die Noten der DFB-Kicker und die Netzreaktionen zum Torfestival in Köln:


Tore:
0:1 - Gavranovic (5.,Vorlage Freuler)
0:2 - Freuler (26.,Seferovic)
1:2 - Werner (29.,Havertz)
2:2 - Havertz (55.)
2:3 - Gavranovic (57.)
3:3 - Gnabry (60.,Werner)

Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rot, Schär (90. +3)


Trotz des ersten Nations-League-Sieges am vergangenen Samstag in der Ukraine war die Stimmung rund um die Nationalmannschaft vor dem 53. Duell mit den Eidgenossen einfach zusammengefasst:

Als kleinen Stimmungsaufheller hatte Bundestrainer Joachim Löw schon im Vorfeld der Partie eine kleine Überraschung parat: Statt im zuletzt eher schlecht als recht praktizierten 3-4-3-System ließ er die DFB-Elf in einer 4-3-3-Formation auflaufen. Das stark besetzte zentrale Mittelfeld aus Kimmich, Kroos und Goretzka konnte so - wie von vielen längst gefordert - zusammen im Zentrum auflaufen.

Vor leeren Rängen in Köln feierten Toni Kroos und Joshua Kimmich ihr Länderspieljubiläum. Während Kimmich zum 50. Mal zum Einsatz kam, stieg Kroos in den erlauchten Kreis des 100er-Klubs auf - als erst zwölfter Spieler der DFB-Geschichte!

Die erste große Torchance hatten die Gäste: Shaqiri kam in der fünften Minute völlig frei vor Neuer zum Schuss, der DFB-Kapitän lenkte den Ball aus kurzer Distanz aber noch neben das Tor. Die anschließende Ecke: Deutschland hatte beim Rausrücken die Gegenspieler nicht im Blick - Gavranovic tauchte erneut völlig frei auf und köpfte unhaltbar über Neuer zum 0:1 in die Maschen.

Nach dem frühen Rückstand versuchte die DFB-Elf Lücken bei den tief stehenden Schweizern zu finden. Doch die vielbeinige Defensive der Eidgenossen verhinderte echte Torchancen. Einzig Timo Werner hatte eine gute Gelegenheit (25.). Nach einem Ballverlust von Shaqiri spielte Kroos sofort tief, Werner machte frei vor Sommer aber zu wenig draus.

Mehr machten die Schweizer nach einem Kroos-Fehlpass. Nach einem schnellen Umschalten [Insert: war das nicht mal die neue Marschroute bei Löw?] wurde Freuler im Strafraum freigespielt. Der 28-Jährige lupfte gefühlvoll über Neuer, Rüdiger machte bei seinem Klärungsversuch auf der Linie keine all zu glückliche Figur.

Immerhin schlug Deutschland durch Timo Werner schnell zurück. Der Chelsea-Stürmer dribbelte mit Tempo in den Sechzehner und legte den Ball mit links in die lange Ecke - Sommer im Schweizer Tor schaute nur noch hinterher.

Fazit zur Halbzeit: Deutschland spielte gegen den tief stehenden Gegner durchaus gefällig, die Durchschlagskraft fehlte aber weitgehend. Hier wird immer wieder deutlich, dass dem DFB-Team ein echter Stoßstürmer von internationalem Format fehlt (frag nach bei Arsene Wenger). Defensiv dagegen präsentiert sich Deutschland desolat - das Umschalten in die Defensive viel zu langsam und ungeordnet.

Eigentlich wollte man sich nach dem WM-Desaster 2018 einen neuen Hochgeschwindigkeitsfußball aneignen. Von diesem Vorhaben (offensiv wie defensiv) ist so gut wie nichts mehr zu sehen!

Torfestival nach dem Seitenwechsel

Deutschland kam recht schwungvoll aus der Pause. Havertz bekam am rechten Strafraumeck den Ball von Goretzka, zog stark nach innen, traf mit seinem Abschluss aber nur den Außenpfosten im kurzen Eck (49.).

In der 55. Minute war es erneut Havertz. Mit einer Willensleistung fing der Neu-Blue zunächst einen Querpass von Schär ab und zog dann mit viel Tempo in Richtung Tor. Aus spitzem Winkel bugsierte er den Ball an Sommer vorbei - Ausgleich!

Doch der Jubel blieb den Deutschen im Halse stecken: Nur zwei Minuten später hatte zunächst Seferovic die große Chance, scheiterte aber zweimal an Neuer. Den Abpraller bekam Gavranovic vor die Füße, der den Ball trocken zum 2:3 ins Netz hämmerte.

Immerhin lief es vorne jetzt besser: Serge Gnabry besorgte in der 60. Minute erneut den Ausgleich. Werner brachte den Ball flach in die Mitte, Gnabry schloss mit der Hacke unhaltbar ab. Vorne hui, hinten pfui - in den ersten 15 Minuten nach der Pause ganz deutlich!

Nach dem Tor-Feuerwerk passierte aber nicht mehr all zu viel vor beiden Toren. Und so blieb es beim letztlich enttäuschenden 3:3.

Im Parallelspiel musste sich Spanien in der Ukraine übrigens mit 0:1 geschlagen geben. In der Gruppe bleibt Deutschland dennoch einen Zähler hinter der Furia Roja.


Die Noten der DFB-Elf:

Neuer (3) - Klostermann (4), Ginter (5), Rüdiger (5), Gosens (4,5) - Kimmich (4) , Kroos (4) , Goretzka (4,5) - Havertz (1,5), Gnabry (3) , Werner (2)
- Halstenberg (3, ab der 58.) - Draxler (ohne Bewertung, ab der 77.) - Can (ohne Bewertung, ab der 77.)


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