Nagelsmann-Vertrauter schießt gegen Bayern-Bosse: "Ziemliche Panikaktion"
Von Dominik Hager
Es dürfte wenig geben, was die Bayern-Verantwortlichen mehr triggert als Borussia Dortmund an der Tabellenspitze. Mitunter deswegen musste Julian Nagelsmann auch seine Koffer packen und wurde von Thomas Tuchel ersetzt. Nach der überraschenden Trennung hagelt es Kritik für die Bayern-Bosse. Nun hat mit Ernst Tanner ein Nagelsmann-Vertrauter die Führungsriege attackiert.
Im Verlauf der Rückrunde dürften die Münchner aufgrund der Wende im Meisterschaftsrennen immer unruhiger geworden sein. Die 1:2-Niederlage in Leverkusen brachte dann den großen Knall hervor und die Bayern trennten sich von Langzeitprojekt Julian Nagelsmann.
Ernst Tanner, der Nagelsmann einst in der B-Jugend der Münchner Löwen trainiert hatte und ein enges Verhältnis zum 35-Jährigen besitzt, schoss nun gegen Bayerns Führungsriege. Dieser bewertete das Handeln der Bosse im Sport1-Interview als "nicht schön und noch weniger professionell, aber leider im Profigeschäft immer wiederkehrend".
Tanner bemängelte vor allem, dass die "Kommunikation nicht die beste" zu sein scheint. "Zumindest von außen betrachtet, sieht die Freistellung Julians nach einer ziemlichen Panikaktion aus", schoss er gegen die Vereinsführung.
Tanner kann zudem mit dem Vorwurf wenig anfangen, dass die Leistungen der Bayern unter Nagelsmann zu wechselhaft waren, zumal man "in allen drei Wettbewerben vertreten" ist und Hindernisse zu meistern hatte. "Sie mussten wichtige Spieler wie Lewandowski und Süle ersetzen. Dann kam im Winter noch der Unfall von Neuer dazu. Zwei Drittel der Mannschaft hatten zudem noch eine WM zu spielen", zählte er die "nackten Fakten" auf.
Demzufolge sei es klar gewesen, "dass eine Saison vor diesem Hintergrund nicht ganz reibungslos ablaufen würde".
Tanner glaubt an Trainerzukunft von Nagelsmann: "Persönlichkeit, um das zu verdauen"
Der Nagelsmann-Vertraute macht sich aber trotz der gegenwärtigen Enttäuschung keine Sorgen um die zukünftige Laufbahn des Trainer-Talents. "Julian ist ein Entwickler, dafür braucht er etwas Zeit und vor allem die entsprechende Rückendeckung. Die ist zweifelsohne zuletzt nicht mehr vorhanden gewesen und die Enttäuschung daher für ihn umso größer. Er ist aber selbstbewusst und hat Persönlichkeit genug, um das zu verdauen", erklärte er.
Von einem zeitnahen Wechsel zu einem anderen Klub rät Tanner dem entlassenen Bayern-Coach ab. Dieser solle "erstmal eine Auszeit nehmen, reflektieren und keinesfalls vorschnell ins nächste Haifischbecken springen". Genau das scheint Nagelsmann auch vor zu haben. Demnach werden wir den 35-Jährigen wohl frühestens nach Abschluss der laufenden Saison wieder als Trainer erleben. Finanzielle Sorgen bracht sich Nagelsmann zumindest nicht machen.