Mbappé lockt Hernandez: Sollte der FC Bayern ihn verkaufen?

Hat ein schwieriges Jahr beim FC Bayern hinter sich: Lucas Hernandez
Hat ein schwieriges Jahr beim FC Bayern hinter sich: Lucas Hernandez / Alexander Hassenstein/Getty Images
facebooktwitterreddit

Für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro wechselte Lucas Hernandez von Atlético Madrid zum FC Bayern, der Weltmeister wurde in seiner ersten Saison jedoch von Verletzungen geplagt und musste sich hintanstellen. Von Kylian Mbappé soll er nun angeblich zu Paris St. Germain gelockt werden. 90min erörtert, was für und gegen einen Verkauf spricht.

Eine hohe Ablösesumme erhöht die mediale Aufmerksamkeit und damit auch den Druck, der auf demjenigen Spieler lastet, den sein Ex-Verein nur für viel Geld ziehen lässt. In der abgelaufenen Spielzeit richteten sich viele Augen daher auf Lucas Hernandez. Der französische Abwehrspieler wurde aufgrund seiner Ausstiegsklausel in Höhe von 80 Millionen Euro zum teuersten Neuzugang der Bundesliga, so wirklich konnte er sich auf der deutschen Fußballbühne aber nicht präsentieren.

Aufgrund einer schweren Knieverletzung, die Hernandez bei den Rojiblancos erlitten hatte, war klar, dass er Zeit benötigen würde, um Fuß zu fassen. Dennoch gewährte ihm Niko Kovac ab dem zweiten Spieltag direkt einen Stammplatz - ehe im Oktober die nächste Verletzung folgte: Im Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus (3:2) erlitt der 24-Jährige, der kurz zuvor wegen einer Knieprellung ausgefallen war, einen Innenbandriss im Sprunggelenk. Bis Februar war Pause angesagt, nach seiner Rückkehr kämpfte er sich wieder heran - doch in den wichtigen Spielen blieb ihm nur ein Platz auf der Bank, weil weder an den Innenverteidigern David Alaba und Jerome Boateng noch an Linksverteidiger Alphonso Davies ein Weg vorbeiführte.

Wohin also mit Hernandez? Der Konkurrenzkampf im Abwehrzentrum wurde mit der Rückkehr von Niklas Süle und der Verpflichtung von Tanguy Nianzou noch größer, auch auf der linken Abwehrseite ist ein Stammplatz nicht in Sicht. Spekuliert wurde in den vergangenen Monaten daher über einen Transfer. Laut RMC Sport will Nationalmannschaftskollege Kylian Mbappé ihn von einem Wechsel zu Paris St. Germain überzeugen, demnach habe der Angreifer während der Länderspiele vom Projekt der ambitionierten französischen Hauptstädter geschwärmt. Doch sollte der FC Bayern Hernandez verkaufen? Was spricht dafür? Und was dagegen?


1. Pro: Breit besetzte Innenverteidigung

Das Abwehr-Duo der vergangenen Rückrunde: David Alaba und Jerome Boateng (v.l.)
Das Abwehr-Duo der vergangenen Rückrunde: David Alaba und Jerome Boateng (v.l.) / Handout/Getty Images

David Alaba, Jerome Boateng, Niklas Süle, Tanguy Nianzou, übersetzt: drei gestandene Spieler und ein Talent, das dahinter heranwächst - selbst ohne Lucas Hernandez hätte der FC Bayern genügend Qualität in der Innenverteidigung.

Außerdem dürfte Süle mittelfristig der ärgste Konkurrent für Boateng sein, sofern Hansi Flick weiterhin auf einen Linksfuß als linken Innenverteidiger und einen Rechtsfuß als rechten Innenverteidiger setzt; außerdem ist Alaba trotz schwieriger Vertragsgespräche unantastbar.

Sollte für Hernandez tatsächlich ein Angebot in astronomischer Höhe eingereicht werden, sollten die Verantwortlichen also definitiv darüber nachdenken, ihn wieder zu verkaufen - zumindest auf die Innenverteidigung bezogen...


2. Contra: Einzige Alternative zu Davies

Unaufhaltsam: Alphonso Davies ist der jüngste Überflieger des FC Bayern
Unaufhaltsam: Alphonso Davies ist der jüngste Überflieger des FC Bayern / Pool/Getty Images

...denn auf der linken Abwehrseite ist Hernandez seit Alabas Beförderung zum Abwehrchef die einzige Alternative zu Alphonso Davies. Der Kanadier hat eine starke Saison 2019/20 hinter sich, wird in der bevorstehenden Saison aber einige Pausen benötigen. Auf diese Weise könnte sich Hernandez wieder in den Fokus spielen und vermehrt Spielpraxis sammeln.

Wird er dagegen verkauft, müsste Flick auf eine Lösung aus dem Nachwuchs zurückgreifen - da der Cheftrainer allerdings jede Position doppelt besetzt haben will, dürfte es ihm deutlich lieber sein, wenn Hernandez bleibt.


3. Pro: Wichtige Einnahmen für die Kaderplanung

PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi (l.) schreckt nicht vor hohen Ablösesummen zurück
PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi (l.) schreckt nicht vor hohen Ablösesummen zurück / FRANCK FIFE/Getty Images

Sollte PSG wirklich interessiert sein und die von den Bayern investierten 80 Millionen Euro auf den Tisch legen, könnte Sportvorstand Hasan die Kaderplanung vorantreiben. Gesucht wird weiterhin ein Backup für Benjamin Pavard und ein zentraler Mittelfeldspieler, außerdem wünscht sich Flick einen vierten Flügelspieler. Aus dem Nachwuchs hätte er auf Oliver Batista Meier setzen können, das Eigengewächs soll allerdings an den SC Heerenveen verliehen werden.

Sollten auch Thiago und Javi Martinez noch verkauft werden, hätten die Münchner genügend finanzielle Mittel zur Verfügung. Zu Corona-Zeiten dürfte es sich hierbei allerdings nur um eine Wunschvorstellung handeln...


4. Contra: Teures Preisschild

Würde sich überhaupt ein Abnehmer für Hernandez finden?
Würde sich überhaupt ein Abnehmer für Hernandez finden? / JOHN MACDOUGALL/Getty Images

...denn aktuell scheint nur der FC Chelsea über ein großes Budget zu verfügen. Über 200 Millionen Euro haben die Blues bereits ausgegeben, allein für Kai Havertz zahlte der Verein von Roman Abramowitsch eine Fixsumme über 80 Millionen Euro an Bayer Leverkusen.

Alle anderen Vereine gehen dagegen auf Sparkurs, weil sie kein Risiko eingehen wollen oder nicht die entsprechenden Mittel zur Verfügung haben. Hinzu kommt, dass Hernandez lange verletzt war und zuletzt viel Zeit auf der Bank verbracht hat. Mit regelmäßiger Spielpraxis und guten Leistungen könnte der Preis steigen, aktuell wäre eine Offerte nahe der 80-Millionen-Euro-Marke allerdings utopisch.

Dementsprechend sollte man sich nicht mit einem Transfer befassen und sich stattdessen auf die wirklichen Baustellen konzentrieren.