Wolf Reloaded? Warum die Hertha-Leihgabe auch im zweiten Anlauf beim BVB nur Ersatz wäre

Marius Wolf (l.) ist derzeit vom BVB an die Hertha ausgeliehen
Marius Wolf (l.) ist derzeit vom BVB an die Hertha ausgeliehen / TF-Images/Getty Images
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Nach Informationen der BILD droht Marius Wolf das vorzeitige Saison-Aus. Der Außenbahnspieler, der bis zum 30. Juni von Borussia Dortmund an Hertha BSC ausgeliehen wurde, stehe im Verdacht, eine Verletzung der Syndesmose erlitten zu haben. Für die Berliner dürfte er nicht mehr auflaufen, doch im Sommer könnte er eine neue Chance beim BVB erhalten - vorausgesetzt, Lucien Favre bleibt der Dreierkette treu.

Der Aufstieg von Marius Wolf war beachtlich. Bei Hannover 96 aussortiert, wechselte der Flügelspieler im Januar 2017 auf Leihbasis zu Eintracht Frankfurt, wo er sich in der Saison 2017/18 zu den spannendsten Bundesligaspielern entwickeln sollte. Als Wingback in der unter Niko Kovac vorherrschenden 3-4-3-Formation bestach Wolf mit Tempo, Durchsetzungsvermögen und Torgefahr, sammelte 17 Scorerpunkte in 34 Spielen (6 Tore, 11 Vorlagen) und weckte plötzlich Begehrlichkeiten.

Kevin-Prince Boateng sagte ihm eine große Zukunft voraus und kündigte im Februar 2018 sogar an, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, sollte Wolf eines Tages nicht für die deutsche Nationalmannschaft berufen werden. Zwei Jahre später spielt Wandervogel Boateng noch immer, derzeit für Besiktas Istanbul - dabei ist Wolf weit von der Nationalmannschaft entfernt.

Läuft Marius Wolf in der kommenden Saison wieder für den BVB auf?
Läuft Marius Wolf in der kommenden Saison wieder für den BVB auf? / TF-Images/Getty Images

Für fünf Millionen Euro wechselte der 25-Jährige nach dem überraschenden Pokalsieg der Frankfurter zu Borussia Dortmund. Auf den Außenbahnen hatte er hinter Christian Pulisic, Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen allerdings keine Chance, zudem warfen ihn ein Muskelfaserriss und eine Kapselverletzung zu Saisonbeginn außer Gefecht. Zur Rückrunde fand Lucien Favre eine Lösung und ließ ihn insgesamt neun Mal als Rechtsverteidiger spielen; an die Leistungen aus der Vorsaison konnte er allerdings nicht anknüpfen.

Nach nur einem Jahr wurde Wolf abgegeben, entgegen einer Leihgebühr in Höhe von zwei Millionen Euro darf er in dieser Spielzeit für Hertha BSC auflaufen. Die Kaufoption liegt bei stolzen 20 Millionen Euro - eine Summe, die in Anbetracht seiner Leistungen deutlich zu hoch angesetzt wurde. Sollten Hertha und der BVB nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen, wird Wolf, der laut BILD an der Syndesmose verletzt ist und daher im Saisonfinale nicht mehr zum Einsatz kommen dürfte, ab dem 1. Juli aller Voraussicht nach wieder in Dortmund unter Vertrag stehen.

Schließt Wolf die Lücke auf der rechten Abwehrseite?

Seit seinem Weggang hat sich allerdings einiges beim Tabellenzweiten getan. Favre hat sich vom 4-2-3-1 verabschiedet, vertraut seit dem Hinspiel gegen Hertha auf ein 3-4-2-1. Auf Wolfs Paradeposition ist Achraf Hakimi gesetzt, doch der Marokkaner wird nach der Saison vorerst zu Real Madrid zurückkehren. Die BVB-Bosse kämpfen um die Leihgabe, doch es gilt, den Blick auf etwaige Alternativen zu richten. Die Gerüchte um Thomas Meunier sind abgeklungen, dennoch könnte der Belgier ablösefrei von Paris St. Germain kommen - und mit Wolf das neue Rechtsverteidiger-Duo bilden.

So würde der BVB in doppelter Hinsicht eine Ablösesumme sparen - in Zeiten der Corona-Krise ein strategisch cleverer Schachzug. Im Hintergrund macht allerdings auch Mateu Morey auf sich aufmerksam. Der junge Spanier kam im vergangenen Sommer vom FC Barcelona, zeigte in seinen ersten Bundesliga-Minuten gegen Paderborn und Hertha vielversprechende Ansätze. Drei Spieler für eine Position sind in der Regel nicht förderlich, einer von ihnen könnte aussortiert werden.

Vertrag bis 2023 - Wolf hat keinen Druck

Hakimi eins-zu-eins zu ersetzen, ist ob seiner Qualitäten im Offensivspiel kaum möglich. Auch Wolf kommt dafür wohl nicht in Frage. Dass er in Dortmund zum Stammspieler aufsteigen wird, ist unwahrscheinlich, dafür reicht die Qualität nicht aus. Aber er könnte als solider Backup fungieren und einspringen, sobald Not am Mann herrscht. Auch solche Spieler sind im Laufe einer Saison enorm wichtig.

Bliebe nur zu klären, ob sich beide Parteien auf eine gemeinsame Zukunft einigen können; aufgrund der Vertragslaufzeit bis 2023 kann Wolf jedenfalls ohne Druck in die Gespräche gehen.