Manchester United verliert bei Schlusslicht Basaksehir: "Einfach nur noch peinlich!"

Erwischte einen rabenschwarzen Abend: Bruno Fernandes
Erwischte einen rabenschwarzen Abend: Bruno Fernandes / DeFodi Images/Getty Images
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Aus Manchester United wird man in dieser Saison irgendwie nicht schlau. Großartige Auftritte wie beim Champions-League-Spiel in Paris (2:1) oder bei der jüngsten Königsklassen-Gala zuhause gegen RB Leipzig (5:0) wechseln sich ab mit unerklärlichen Aussetzern wie einem 1:3 im Old Trafford gegen Crystal Palace oder Totalabsenzen wie beim erschütternden 1:6 gegen Tottenham (ebenfalls im eigenen Stadion). Doch mit der gestrigen Niederlage beim bis dato sieglosen türkischen Vertreter Basaksehir ist ein neues Maß in der nach oben offenen Peinlichkeits-Skala erreicht.

Das sah auch United-Legende Paul Scholes als Kommentator des Spiels so. Seine Kritik richtete sich vor allem auf die dilettantische Art und Weise, wie die Red Devils, nach eigenem Eckball, sich das 0:1 von Demba Ba (dem früheren Hoffenheimer) fingen.

"Wie eine Mannschaft von Zehnjährigen!"

"Es sieht aus wie das Spiel einer Mannschaft von Zehnjährigen", kommentierte der frühere Nationalspieler den kollektiven Blackout seines Ex-Klubs bei BT Sports mit beißendem Spott. "Man könnte es noch verstehen, wenn es in der 89. Minute passiert wäre, aber in der 13. Minute ist es einfach nur noch peinlich."

"Ich war sprachlos!"

Sein früherer Teamkollege Rio Ferdinand stieß ins selbe Horn: "So ein Tor siehst du normalerweise nur, wenn du in der letzten Minute auf den Ausgleich drückst. Ich war sprachlos als ich die Szene gesehen habe. Es ist eine absolute Respektlosigkeit sich selbst gegenüber."

Auch der Trainer selbst konnte nicht umhin, die Fehler (auch beim zweiten Tor der Gastgeber halfen die Seinen kräftig mit) als "unverzeihlich" zu deklarieren. "Beim ersten Tor versuchen wir eine Ecke kurz zu spielen und vergessen den gegnerischen Stürmer. Unverzeihlich. Und auch beim zweiten waren wir nicht gut organisiert."

Bruno Fernandes völlig außer Form

Für die Organisation ist, zu einem gewissen Teil, auch der im Winter für die stolze Summe von 55 Millionen Euro verpflichtete Bruno Fernandes, im Verbund mit Weltmeister Paul Pogba, zuständig. Doch der Portugiese befindet sich, nach gutem Start in England, seit einiger Zeit außer Form.

Seine gestrige Bilanz ist nahezu erschütternd: ein einziger Torschuss in neunzig Minuten - und, was noch dramatischer ist: 34 (!) leichte Ballverluste. Bei einem Mann seiner Klasse muss man da schon hinterfragen: Hatte der Portugiese gestern überhaupt Lust, seinem Beruf nachzugehen?

Für Steve McClaren spielt der Portugiese auf der falschen Position

Die Frage erscheint um so berechtigter, wenn man sich die jüngsten Aussagen von Steve McClaren vor Augen hält. McClaren, selbst einmal als Assistenz-Trainer (unter Sir Alex Ferguson) bei den Roten Teufeln aktiv (später auch, unter anderem, als glückloser Nationaltrainer Englands und des VfL Wolfsburg) sagte gegenüber talkSPORT: "Ich habe Bruno Fernandes beobachtet. Er ist enttäuscht, weil er aus dem Zentrum genommen und auf die rechte Außenbahn gestellt wurde. Ich habe es gegen Newcastle gesehen, als er da draußen spielen musste, und nun schon wieder. Seine Körpersprache ist nicht gut, er wird nicht ins Spiel einbezogen. Er muss drin im Spiel sein, und das gelingt ihm auf der rechten Seite nicht. Er muss jetzt seinen Kopf heben und wieder entscheidender ins Spiel einwirken."

Also alles nur eine Frage der falschen Aufstellung? Dies mag als einer von mehreren Erklärungsansätzen genügen, doch als generelle Begründung für die ernüchternde Gesamtsituation der Mannschaft (in der heimischen Liga steht man mit sieben Pünktchen im unteren Mittelfeld der Tabelle) taugt diese Erkenntnis McClarens sicherlich nicht.

Fakt ist, dass nicht nur Bruno Fernandes momentan seiner Form hinterherläuft, sondern fast alle im Kader - mit löblichen Ausnahmen wie Marcus Rashford - zur Zeit genug mit sich selbst zu tun haben. Eine gewisse Unausgewogenheit in der Kaderzusammenstellung, mit einigen Spielern die viel zu überteuert eingekauft wurden (Maguire, Wan-Bissaka) tut ihr Übriges.

Trifft man dann auf eine halbwegs gut organisierte Mannschaft (nicht mehr!) wie den Erdogan-Klub, bei dem gestern übrigens auch der Ex-HSVer Berkay Özcan zum Einsatz kam, kriegt man Probleme. Ole Gunnar Solskjaer ist jetzt gefordert, schnellstens mit seiner Truppe die Kurve zu kriegen. Sonst könnte es ein ungemütlicher Winter in Manchester werden.