Lucas Hernandez überzeugt: Warum der FC Bayern keine Angst vor einem Alaba-Abgang haben muss

Starke Eigenwerbung: An Lucas Hernandez (vorne) gab es im UEFA-Supercup kein Vorbeikommen
Starke Eigenwerbung: An Lucas Hernandez (vorne) gab es im UEFA-Supercup kein Vorbeikommen / Quality Sport Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Auch beim UEFA-Supercup begann Lucas Hernandez anstelle von Alphonso Davies in der Viererkette des FC Bayern. Der Linksverteidiger hat während der 120 Minuten gegen den FC Sevilla (2:1) allen voran gegen den Ball überzeugt. Der unbeabsichtigte Fingerzeig: Sollte Alaba den Verein doch verlassen, stünde den Bayern noch immer extrem viel Qualität zur Verfügung.

Lucas Hernandez hat zweifelsohne ein schwierges erstes Jahr beim FC Bayern hinter sich. Der von Verletzungen geplagte Abwehrspieler wurde medial mit seiner hohen Ausstiegsklausel, die die Münchner in den Verhandlungen mit Atlético Madrid aktiviert hatten, gebrandmarkt, seine Leistungen stets in Relation zu den überwiesenen 80 Millionen Euro gesetzt. Dabei konnte Hernandez seine Klasse bisher kaum unter Beweis stellen - stattdessen musste er sich zu Saisonbeginn nach einer im Februar 2019 erlittenen Knieverletzung erst einmal herankämpfen, ehe er sich im Oktober erneut am Knie verletzte.

Doch schon in seinen ersten 25 Pflichtspielen für die Bayern lieferte Hernandez sehr gute Ansätze. Als Innenverteidiger marschiert er mit dem Ball gerne einige Meter nach vorne und spielt kluge Pässe, seine Paradedisziplin ist jedoch das Spiel gegen den Ball. Unter Atletico-Coach Diego Simeone hat der 24-Jährige gelernt, über 90 Minuten mit voller Leidenschaft zu verteidigen, sich in den Gegenspieler und den Ball zu werfen, mit dem Ziel, diesen zu erobern und die nächste Ballbesitzphase seiner Mannschaft einzuleiten.

Als Linksverteidiger positioniert er sich bei eigenem Ballbesitz tief in der gegnerischen Hälfte, um den einrückenden Flügelspieler zu unterstützen. Hernandez mag das Tempo und die Spielfreude eines Alphonso Davies fehlen, aber er erledigt seine Sache ordentlich. Viel wichtiger ist er aber auch in dieser Rolle gegen den Ball. Beim Supercup-Triumph über Sevilla gewann er allein zehn Duelle am Boden, zudem klärte er in vier Szenen den Ball und setzte sechsmal zum Tackling an - mehr als jeder andere Münchner.

Unglücksrabe Alaba: Immer wieder Aussetzer

Alaba hingegen erlebte einen unglücklichen Abend in der Puskás Aréna von Budapest. In der Anfangsviertelstunde verursachte der Abwehrchef einen (durchaus fragwürdigen) Strafstoß, den Lucas Ocampos für die Andalusier verwandelte. Kurz vor Spielende leitete er mit einem Querschläger nach einem Eckball eine gefährliche Umschaltsituation für Sevilla ein, in der Manuel Neuer im Eins-gegen-eins gegen den eingewechselten Youssef En-Nesyri die Oberhand behielt und parierte. Auch wenige Minuten nach Beginn der Verlängerung musste Neuer aushelfen, als Alaba sich im Strafraum von En-Nesyri austanzen ließ. Die Nummer eins lenkte den darauffolgenden Flachschuss mit einer Fußbabwehr an den Pfosten.

In manchen Szenen war David Alaba (r.) am Donnerstagabend nicht auf der Höhe
In manchen Szenen war David Alaba (r.) am Donnerstagabend nicht auf der Höhe / Laszlo Szirtesi/Getty Images

Schon in der Champions League hatte Alaba den ein oder anderen Wackler. Im Viertelfinale gegen den FC Barcelona erzielte er ein Eigentor, im Finale gegen Paris St. Germain verursachte er kurz vor dem Pausentee beinahe die Führung für den Gegner. Szenen wie diese heizen die Diskussionen um seine Vertragsverlängerung an; denn sie lassen die medial kolportierten Gehaltsforderungen von mehr als 20 Millionen Euro als ungerechtfertigt erscheinen.

Auch ohne Alaba ist der FC Bayern qualitativ gut aufgestellt

Am Donnerstag meldete der kicker, dass die Bayern nicht gewillt seien, ihr Vertragsangebot zu verbessern. Das hänge auch mit der Qualität in der Innenverteidigung zusammen - denn nicht nur Hernandez weiß aktuell zu überzeugen. Als Stellvertreter des zuletzt verletzten Jerome Boateng spielte Niklas Süle in den ersten beiden Saisonspielen so, als hätte er sich das Kreuzband nie gerissen, Boateng selbst erlebt unter Flick seinen zweiten Frühling und Hernandez scheint langsam aber sicher in Form zu kommen. Ein David Alaba ist mit seinen Qualitäten als Abwehrchef das i-Tüpfelchen für Flick, rein spielerisch wäre er aber durchaus ersetzbar.

Angst und Bange müsste den Bayern vielmehr werden, da mit dem Österreicher eine weitere Identifikationsfigur den Verein verlassen und der Kader noch dünner würde. Dem Vernehmen nach will aber auch die Alaba-Seite verlängern. Der Ball liegt derzeit beim Rekordmeister, doch nach den Eindrücken von gestern könnte der Druck auf Berater Pini Zahavi steigen; denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.