Löw nominiert drei Neulinge: Die Aussichten im DFB-Team von Baumann, Gosens und Neuhaus im Check
Von Guido Müller

Die mit Spannung erwartete Pressekonferenz des DFB anlässlich der anstehenden Länderspiele gegen Spanien (03. September) und in der Schweiz (06. September) hat am Ende nur drei neue Namen auf das Tableau gebracht: Mit Keeper Martin Baumann (Hoffenheim), Abwehrspieler Robin Gosens (Atalanta Bergamo) und Mittelfeldspieler Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach) stehen drei Debütanten im Kader.
Ein wenig überraschend kommt die Nominierung von Oliver Baumann daher. Viele hatten den in diesem Sommer vom SC Freiburg zur Berliner Hertha gewechselten Alexander Schwolow erwartet. Baumanns Einladung ist wohl mehr als Anerkennung für dessen konstante Leistungen über die letzten Jahre in der Bundesliga (Freiburg, Hoffenheim) zu verstehen.
Wobei einschränkend gesagt werden muss: auf internationaler Ebene konnte sich Baumann bislang kaum auszeichnen. Insgesamt 19 Europacup-Einsätze und 20 Länderspiele im Nachwuchsbereich stehen bei ihm zu Buche. Zudem ist er mit 30 Jahren, auch für einen Torwart, nicht mehr als Perspektivspieler zu bezeichnen. Wobei das für Alexander Schwolow (gerade mal zwei Jahre jünger) auch gilt.
Insgesamt kann man Löws Entscheidung hier aber nachvollziehen. Zumal die Torwartposition eine der wenigen ist, auf der wir uns in Deutschland keine Sorgen machen müssen. Im Endeffekt geht es für alle Keeper, außer Manuel Neuer und Marc André Ter Stegen, darum, sich den dritten Platz im Kader zu sichern. An den beiden Top-Torhütern werden sie alle - im Normalfall - nicht vorbeikommen.
Gosens als neue Alternative auf der linken Seite
Schlüssiger und den aktuellen Leistungen dieser und der Vorsaison entsprechender erscheint da die Nominierung von Robin Gosens. Im beschaulichen Bergamo (die Überraschungsmannschaft des Calcio in den vergangenen zwei Jahren) wusste der Linksverteidiger im Atalanta-Team herauszuragen. Nicht umsonst bemühen sich mittlerweile fast alle Big Shots in der Serie A um seine Verpflichtung.
Der 26-Jährige ist ein Spätberufener, schaffte über den Umweg der niederländischen Eredivisie den Sprung auf die große Fußballbühne. Betrachtet man die derzeitige Situation auf der linken Defensivseite hat Gosens große Chancen, in naher Zukunft ein fester Bestandteil unter Löw zu werden. Marcel Halstenberg dürfte hier mit seinen konstanten Leistungen für RB Leipzig im Kader gesetzt sein - Konkurrent Nico Schulz dagegen kommt in Dortmund nicht in Tritt und ist unter Favre Dauer-Reservist. Gosens kann man aktuell deutlich stärker einschätzen und könnte so den EM-Zug noch nehmen.
Neuhaus brilliert mit Spielwitz und Übersicht
Bleibt noch Florian Neuhaus. Der elegante Mittelfeldspieler bringt ein feines spielerisches Element ein. In dieser abgelaufenen Saison hat er zudem an Robustheit zugelegt. Mit erst 23 Jahren könnte Neuhaus durchaus ein prägendes Gesicht der kommenden DFB-Generation sein.
Zumal der Fohle ein Spielertyp ist, den es in Deutschland nicht zu häufig gibt. Der ARD-Experte und frühere Gladbacher Thomas Broich schwärmte bei der vergangenen U21-EM nicht zu Unrecht von Neuhaus. Auf der DFB-PK lobte Löw vor allem dessen Spielintelligenz. Als möglicher Zehner oder Achter wird Neuhaus mit Sicherheit noch einige Länderspiele bestreiten - auch wenn aktuell die Konkurrenz in der Zentrale recht groß ist (Havertz, Brandt, Kroos, Goretzka, Gündogan).
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Löw - im Gegensatz z.B. zu seinem spanischen Amtskollegen Luis Enrique - auf einen fundamentalen Umbruch verzichtet hat. Angesichts der Leistungen der nicht nominierten Spieler des FC Bayern und von RB Leipzig, die für die unmittelbare Zukunft des DFB-Teams eine wichtige Rolle einnehmen werden, durchaus eine nachvollziehbare Entscheidung.