Löw äußert sich zu den BVB-Nationalspielern: Zwischen "überragender Mentalität" und "fehlendem Rhythmus"

Beim BVB spielen einige von Joachim Löws Nationalelf-Spielern
Beim BVB spielen einige von Joachim Löws Nationalelf-Spielern / Handout/Getty Images
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Die voraussichtlich im Sommer stattfindende EM und die Vorbereitungen für das wichtige Turnier sind zwar noch entfernt, aber nicht mehr ganz so weit weg. Bundestrainer Joachim Löw beobachtete zuletzt vor allem seine Spieler vom BVB - und äußerte sich auch zu diesen.

Borussia Dortmund strauchelt gewaltig. Die sonst gewohnte Leichtigkeit und Spielfreude scheint zum Teil nur noch in Ansätzen durch. So auch bei der 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg, beobachtet von Joachim Löw. Beim BVB spielen mehrere seiner Nationalelf-Spieler, die er - jetzt, wo er wieder in die Stadien geht - wieder live beobachtet hatte.

Gegenüber dem Bild-Reporter vor Ort äußerte sich der Bundestrainer sogar offen zu seinen Spielern. So auch zu Marco Reus, der bei so manchen Fans von Schwarz-Gelb in der Kritik steht. "Bei Marco, der schon viele Rückschläge wegstecken musste, hat man nach seiner langen Verletzung anfangs schon gesehen, dass er bisschen Probleme mit dem Tempo hatte", erklärte Löw. Seine Einschätzung weiter: "Aber er hat das Zeug, wieder zu kommen, er wirkt wieder spritziger und hat gute Momente. Wir werden seine Entwicklung weiter genau beobachten und hoffen, dass er den positiven Trend weiter fortsetzen kann."

Auch beim BVB ist Marco Reus derzeit eines der Sorgenkinder
Auch beim BVB ist Marco Reus derzeit eines der Sorgenkinder / LEON KUEGELER/Getty Images

Löw sieht zwar einen "positiven Trend", sagt damit aber auch, dass er vom 31-Jährigen noch die ein oder andere Steigerung in seinen Leistungen sehen möchte. Zweifelsfrei wird Reus ein Thema im Hinblick auf die EM sein, doch um nicht nur eine Rolle am Rand zu spielen muss er sich (genauso wie die Borussia) noch spürbar steigern.

Gänzlich anders urteilte Löw über Emre Can, der nicht nur im Verein, sondern auch in der Nationalmannschaft einen festen Platz einnimmt: "Er hat eine unglaubliche Vielseitigkeit, kann sowohl in der Innenverteidigung, als Rechtsverteidiger oder im defensiven Mittelfeld spielen. Zudem hat er eine überragende Mentalität, er ist ein Führungsspieler, der alle mitreißen kann." So dürfte der bislang 30-fache Nationalspieler auch bei künftig im DFB-Kader gesetzt sein. In ihm sieht der Bundestrainer einen äußerst flexiblen Anführer - ein potenziell sehr wichtiger Aspekt bei derartigen Turnieren.

Brandt und Schulz mit Nachholbedarf für Löw - kein Kommentar zu Hummels

Im Gegensatz dazu hat Löw mit Julian Brandt und Nico Schulz eher zwei Sorgenkinder beim BVB. Während der Ex-Leverkusener seit einigen Wochen mit einem vorzeitigen Verkauf in Verbindung gebracht wird, spielt der Außenverteidiger nur noch eine beiläufige Rolle.

"Jule kommt jetzt ins beste Fußball-Alter und hat Dinge auch im Training drauf, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Er hat überragende Anlagen, ist immer für überraschende Momente gut", so Löw, der sich vor allem wünscht, dass Brandt "die Leistungen konstant auf den Platz bringt". Schon häufiger war die fehlende Konstanz des 24-Jährigen ein Thema, in Dortmund ebenso wie für Deutschland. Das hatte der Nationalelf-Coach vor einigen Monaten auch schon deutlich zur Sprache gebracht. Speziell für die EM wird er aber voraussichtlich dennoch ein großer Kandidat sein, währenddessen wird auf einen regelmäßigen Umschwung bei ihm gehofft.

Löw kritisierte Brandt bereits für dessen fehlende Konstanz
Löw kritisierte Brandt bereits für dessen fehlende Konstanz / Pool/Getty Images

Schulz hingegen dürfte Probleme bekommen, vor allem aufgrund der fehlenden Einsatzzeiten. In der laufenden Saison kommt er gerade einmal auf sechs Einsätze in der Bundesliga, davon auch nur einer aus der Startelf heraus (insgesamt 138 Minuten). "Nico war unglaublich als er zu uns kam. Seine Dynamik und sein Tempo, das war überragend. Ich denke da vor allem an seinen Siegtreffer beim 3:2 in Holland", gibt es Lob für ihn. Allerdings sei er derzeit in "keiner einfachen Situation, weil er nicht so oft spielt und ihm der Rhythmus fehlt". Als Kämpfer könne er sich dieser Herausforderung jedoch stellen.

Somit ergibt sich für diese vier Spiele im Klub fast eine identische Situation, wie in der deutschen Elf. Zu wenig Konstanz, hin und wieder zwar starke Leistungen, aber nicht beständig und spielstark genug. Lediglich Can kann regelmäßig überzeugen, sodass er für Löw quasi der einzige gesetzte Kandidat sein dürfte. Zu Mats Hummels, den zahlreiche Fußball-Fans und -Experten als Anführer der Abwehr sehen wollen, wollte sich Löw nicht äußern.