Der Problemfall Marco Reus: Ein Superstar im Tief

Marco Reus hat die Rückendeckung seines Trainers, ihn zu decken fällt den Gegnern momentan allerdings leicht
Marco Reus hat die Rückendeckung seines Trainers, ihn zu decken fällt den Gegnern momentan allerdings leicht / Pool/Getty Images
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Wir sind uns wohl alle einig, dass er zeitweise der beste deutsche Fußballer war und zu den Besten der Welt gehörte. Wahrscheinlich wäre ohne Verletzungen so viel mehr möglich gewesen. Inzwischen ist er jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst: Marco Reus. BVB-Legende, Offensivmotor, Kapitän und loyaler Superstar - all das vereinte der offensive Mittelfeldspieler über Jahre. Momentan bleibt nur noch die Erinnerung, ein BVB-Denkmal bröckelt...

Reus kam 2012 als gefeierter Held von Borussia Mönchengladbach
Reus kam 2012 als gefeierter Held von Borussia Mönchengladbach / PATRIK STOLLARZ/Getty Images

Marco Reus besitzt das, was sich viele Borussia-Fans häufiger von ihren Stars wünschen würden: Loyalität zum Verein, auch in schlechten Zeiten. Seit 2012 ist der geborene Dortmunder zurück beim BVB, nachdem er aus der Dortmunder Jugend zu RW Ahlen und danach zu Borussia Mönchengladbach gewechselt war.

Seit seiner Rückkehr schoss Reus im schwarz-gelben Trikot 133 Treffer und bereitet 87 weitere vor und das in nur fast 300 Pflichtspieleinsätzen - Wahnsinn! Er war der Superstar, egal ob Aubameyang, Dembele oder Mkhitaryan neben ihm aufliefen; Reus überlebte sie alle beim BVB.

Angebote gab es für den deutschen Nationalspieler zuhauf: Real Madrid, FC Barcelona, Bayern München. Jeder Topklub Europas wollte ihn, vor allem zwischen 2014 und 2016 war er enorm gefragt. Marco Reus blieb dennoch in Dortmund, in der Hoffnung, eines Tages die Meisterschaft mit seinem Jugendklub zu gewinnen; ein frommer Wunsch, der bisher unerfüllt blieb...

Frustriert durch Verletzungen und Misserfolge

Reus hätte in seinem Leben fast alles gewinnen können und steht bisher mit fast keinen Titeln da. 2013 gab es das verlorene Finale in London gegen den FC Bayern München, adé Champions League. Ein Jahr später träumte er als zweitbester Scorer der Liga von der WM in Brasilien, ehe er sich kurz davor im Testspiel gegen Kamerun verletzte - seine Kameraden fuhren nach Brasilien und schnappten sich den WM-Titel.

2019 schien endlich die Deutsche Meisterschaft zum Greifen nah, 14 Spieltage vor Ende hatten die Dortmunder sieben Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus München. Am Ende der Saison war aber auch diese Trophäe futsch. Als kleinen Trostpreis gewann Reus einmal den DFB-Pokal; zu wenig für einen solchen Weltklasse-Mann. Reus kann einem wirklich leid tun. Und immer wieder kamen langwierige Verletzungen, häufig konnte er seinem Team in wichtigen Partien nicht helfen und war zum Zuschauen verdammt...

Marco Reus und sein einziger Titel bisher
Marco Reus und sein einziger Titel bisher / Pool/Getty Images

Seine bisher schwächste Saison im BVB-Trikot

Doch egal ob Verletzungen, Trainerwechsel oder Ausverkauf der Mannschaft: Marco Reus kam immer mit aller Kraft und Stärke zurück. Wenn er auf dem Platz stand, ging ein Ruck durch das Team. Letzte Saison noch 17 Scorerpunkte in 19 Partien, diese Saison derer nur sieben in 19 Einsätzen - was ist da los? Reus war fast die gesamte letzte Rückrunde verletzt und stieß im Sommer mit enormem Fitnessrückstand zum Team. Eigentlich kein Problem für den Deutschen, der normalerweise sehr schnell wieder in die Spur findet.

Dieses Jahr sieht das allerdings ganz anders aus. Reus ist inzwischen 31 Jahre alt und steckt eine Verletzung nicht mehr so gut weg, dazu wirkt er seit der Geburt seines Kindes eher müde als beflügelt.

Selbst seine gefürchteten Dribblings bekommt der Mittelfeldspieler nicht mehr so sauber durchgeführt
Selbst seine gefürchteten Dribblings bekommt der Mittelfeldspieler nicht mehr so sauber durchgeführt / Frederic Scheidemann/Getty Images

Er wirkt zurzeit wie ein Bremssattel und nicht wie der Brandbeschleuniger, der in den letzten Jahren die pure Gefahr in den gegnerischen Strafraum brachte. Auch das System, in dem er zeitweise als falsche Neun agierte, macht ihm zu schaffen. Seine Stärke war es immer, sich ein bisschen fallen zu lassen und mit Tempo auf die gegnerische Abwehrreihe hinzumarschieren, dann ein cleverer doppelter Doppelpass, vielleicht sogar mit Hackentrick und schon schob Reus eiskalt zum Treffer ein. Diese Saison waren solche Szenen nahezu überhaupt nicht zu sehen. Trotz seiner Krise spielt Reus fast immer von Anfang an und wirkt dadurch eher gehemmt als motiviert. Trainer Edin Terzic möchte seinen Kapitän eben auf dem Platz haben.

Der BVB durchlebte häufig Krisen, aber aus diesen ragte Reus zumeist als Fels heraus - dieses Mal nicht. Wie wird es weitergehen mit Reus und dem BVB?