Kritik am Bayern-Coach: Wie belastet ist Tuchels Verhältnis zu diesem Star-Trio?

  • Tuchel gilt taktisch innerhalb der Mannschaft als unantastbar
  • Einige Spieler sollen fehlendes Einfühlungsvermögen kritisieren
  • Ist das Verhältnis zu Kimmich, Goretzka & Müller belastet?
Thomas Tuchel steht in der Kritik
Thomas Tuchel steht in der Kritik / Lars Baron/GettyImages
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Das Verhältnis von Thomas Tuchel zu einem Star-Trio des FC Bayern soll angespannt sein. Wie belastet ist die Beziehung zwischen Trainer und Mannschaft wirklich?

Missverständnis oder nicht? Thomas Tuchel steht als Trainer des FC Bayern in der Kritik. Immer wieder wird dem 50-Jährigen die fehlende Entwicklung der Mannschaft angekreidet. Blickt man auf die ersten Spiele des Jahres zurück, wird schnell deutlich, dass der Rekordmeister noch nicht die Leistung auf den Platz bringt, die sich die Verantwortlichen wünschen.

Von der Klub-Führung bekommt Tuchel dennoch öffentlich Rückendeckung. Nach den derben Aussagen von Didi Hamann veröffentlichten Vorstandsboss Dreesen und Sportdirektor Freund sogar ein Statement. Hamann entschuldigte sich wenig später bei Tuchel - nachdem er dessen Worte über ein mögliches Spanien-Engagement missinterpretiert hatte.

Die Aussage, Tuchel sei das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann, steht allerdings weiterhin im Raum. Objektiv betrachtet, ist dieses Urteil nicht richtig. Immerhin sammelten die Bayern in den ersten 19 Spielen der Saison mehr Punkte als in den vergangenen Jahren. In der Champions League steht man nach einer souveränen Gruppenphase im Achtelfinale.

Tuchels Verhältnis zu Kimmich, Goretzka & Müller angespannt?

Dass es dennoch - vor allem spielerisch - nicht ganz so rund läuft, liegt an verschiedenen Problemen. Der Kader ist in der Defensive nicht breit genug besetzt, Verletzungssorgen tun ihr übriges dazu. Wie die Bayern-Insider von der Bild/Sportbild, Tobias Altschäffl und Christian Falk, nun berichten, ist auch Tuchels Verhältnis zu einigen Spielern unterkühlt. Oder anders ausgedrückt: Der Bayern-Coach soll zu einigen Stars nicht den richtigen Draht finden.

Das sind natürlich Behauptungen, die sich schwer greifen lassen. Und vor allem dann aufkommen, wenn es nicht wie gewünscht läuft. Von der Hand zu weisen sind die negativen Entwicklungen bei einigen Spielern aber definitiv nicht. Allen voran Joshua Kimmich ist nicht der Mittelfeld-Anführer, den man sich in München erhofft. Ein möglicher Grund dafür: Tuchel sieht Kimmich nicht als Sechser, der Spieler ist hinsichtlich seiner nicht klar definierten Rolle verunsichert.

Ähnliches gilt auch für Leon Goreztka. Immer wieder findet er sich nur auf der Bank wieder. In der Hinrunde musste er ab und an als Innenverteidiger aushelfen - die dünne Personaldecke war schuld.

Beide haben innerhalb der Mannschaft aber ein hohes Standing, das dadurch aber Risse erfährt. Die Verantwortung als Führungsspieler, die beide eigentlich gerne übernehmen würden, können sie so nicht wie gewünscht schultern. Auch, weil beide mehr mit sich selbst beschäftigt sind.

Mit Abstrichen kann man das auch über Thomas Müller sagen. Dass der Raumdeuter nicht mehr der unantastbare Stammspieler vergangener Tage ist, machte Tuchel schnell klar. Bei Müller liegt das aber auch an der enormen Konkurrenz in der Offensive. Die Position hinter dem Mittelstürmer hat mittlerweile Youngster Jamal Musiala eingenommen.

Fehlende Entwicklung der Spieler unter Tuchel?

Ankreiden kann man Tuchel auch die Entwicklung einiger Spieler im Kader. Alphonso Davies ist potenziell Weltklasse und erst 23 Jahre alt, läuft seiner Form aber schon seit längerer Zeit hinterher. Kingsley Coman, der mit einem Innenbandriss im Knie vorerst ausfällt, kommt diese Saison nur selten in Tritt. Sturm-Youngster Mathys Tel glänzt zwar regelmäßig als Joker, bekommt von Tuchel aber kaum Chancen über längere Spielzeit. Von Beginn an hat Tuchel den 18-Jährigen diese Saison in der Bundesliga noch überhaupt nicht eingesetzt.

Als Gegenbeispiel könnte man hier Leroy Sané aufführen, der von Tuchel viel Vertrauen bekommt und es diese Saison regelmäßig zurückzahlt. Mit Harry Kane bildet er eines der gefährlichsten Offensiv-Duos Europas.

Tuchel taktisch über jeden Zweifel erhaben: Fehlt die Nähe zu den Spielern?

Laut der Sportbild soll das Feedback der Spieler zu Tuchel eindeutig ausfallen: Taktisch ist der Bayern-Coach über jeden Zweifel erhaben. Angeprangert werden soll von einigen aber die Nähe zum Team und Tuchels Einfühlungsvermögen. Kritikpunkte, die ihn durchaus schon auf anderen Stationen begleitet haben.

Am Ende wird entscheiden, ob Tuchel bei den Bayern als "Missverständnis" gesehen wird, einzig und allein der sportliche Erfolg. Die Meisterschaft muss es demnach im Sommer mindestens sein, in der Champions League würde ein Einzug ins Halbfinale oder weiter viele Zweifel beseitigen.

Wie das Verhältnis zu seinen Stars tatsächlich aussieht, kann man von außen nicht seriös bewerten. Klar ist aber: Je mehr Vertrauen und Sicherheit ein Spieler bekommt, desto enger wird sein Verhältnis zum Trainer. Das ist etwa bei Sané gegeben - bei Kimmich, Goretzka und Müller eher nicht.


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