Kommentar: Ungeimpfte Spieler werden zum Risiko für Team und Verein

Corona bleibt auch im Fußball ein großes Thema
Corona bleibt auch im Fußball ein großes Thema / Sebastian Frej/MB Media/GettyImages
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Die aktuelle Dynamik des zweiten Corona-Winters macht um den Fußball keine Kurve. Mit höheren Fallzahlen ist die Gefahr für Spieler, sich anzustecken oder in zwischenzeitlich in Quarantäne zu müssen, stark erhöht. So werden vor allem ungeimpfte Spieler für ein Risiko für ihre Mannschaft und ihre Vereine.


Über die Entscheidung von Joshua Kimmich, sich noch nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen, wurde sich inzwischen so mancher Mund fusselig geredet.

Auch am Donnerstag stand der Führungsspieler des FC Bayern im Fokus - wieder wegen dieses elenden Virus'. Kimmich hatte Kontakt zu einer womöglich infizierten Person, deren Testergebnis derzeit abgewartet wird. Heißt für ihn: mindestens bis zum hoffentlich negativen Ergebnis steht er dem Team nicht zur Verfügung. Schlimmstenfalls droht wieder eine Woche in Quarantäne.

Klar, diesen Kontakt hätte es auch gegeben, wäre der 26-Jährige geimpft gewesen. Allerdings wäre das Risiko einer Übertragung deutlich niedriger gewesen und eine potenzielle Quarantäne wäre kurzweiliger. In anderen Worten: er würde seinem Arbeitgeber seltener und kürzer nicht zur Verfügung stehen.

Joshua Kimmich
Wieder einmal Corona-Frust rund um Joshua Kimmich / Boris Streubel/GettyImages

Der Nationalspieler soll an dieser Stelle gar nicht wieder in den Fokus rücken. Viel mehr dient er anhand dieses Vorfalls als ein Beispiel. Denn eines ist klar: über die nächsten Wochen und vermutlich auch Monate sind ungeimpfte Spieler für ihre Teams und Klubs ein größeres Risiko, als der Rest der Mannschaft. Sie werden deutlich häufiger ausfallen, dadurch Pläne durchkreuzen, ganze Prozesse stören und somit insgesamt ein Nachteil im knallharten Millionen-Wettbewerb des Fußballs sein.

Nagelsmann-Frust als Erklärung für das Ungeimpft-Risiko: Gefahr "deutlich größer, Spiele und Training zu verpassen"

Das war auch Julian Nagelsmann deutlich anzumerken. "Natürlich ist das Thema ärgerlich, es ärgert jeden", äußerte er seinen Unmut. Der FCB-Coach mit deutlicher, wenngleich etwas unterschwelliger Kritik: "Ich habe schon den Anspruch, dass die nicht geimpften Spieler verstehen, dass die Gefahr deutlich größer ist, Spiele und Trainingseinheiten zu verpassen. Ich glaube, da ist kein Spieler dabei, dem ich das klarmachen muss. [...] Das liegt quasi auf dem Präsentierteller."

Im Fußball ist jeder einzelne Ausfall eines Spielers einerseits ärgerlich, andererseits gefährlich für den Erfolg. Deshalb werden sie im Alltag dieses Profi-Sports auch in Watte gepackt. Was Corona angeht, sind ungeimpfte Spieler - wie Nagelsmann treffend mahnt - deutlich anfälliger für solche Ausfälle.

Doch damit nicht genug, schließlich können sie auch ganze Spielvorbereitungen durcheinanderbringen. Sei es das notwendige Ersetzen eines Spielers, der womöglich sogar essenziell wichtig für den Matchplan war. Das oftmals notwendige Anreisen und Übernachten in Hotels könnte durch verschärfte Maßnahmen weitere Probleme nach sich ziehen.

Julian Nagelsmann
Auch Julian Nagelsmann ärgert sich über ungeimpfte Spieler / Alexander Hassenstein/GettyImages

Darüber ärgert sich am Ende nicht nur der Trainer, dessen Job davon stark beeinflusst wird. Das ist unnötiger Sand im Getriebe des ganzen Vereins, der maßgeblich vom Profi-Team abhängig ist - somit sind auch die Vereinsverantwortlichen involviert. Nicht zuletzt natürlich auch die Mannschaft selbst, wo sich früher oder später wohl auch Frust breitmachen wird.

An dieser Stelle sei nochmal betont: ein solches Risiko tragen auch geimpfte Spieler mit sich, selbstverständlich. Aber mit spürbar niedrigeren Wahrscheinlichkeiten, zumal sie diese Risiken nicht (indirekt) in Kauf nehmen wollen. Und damit ist auch explizit nicht nur Kimmich gemeint, auf den diese Punkte aber auch zutreffen.

Somit ist davon auszugehen, dass die Vereine spätestens jetzt intern nochmal für etwas Druck sorgen, dass sich auch die letzten Spieler impfen lassen. In den aller wenigsten Fällen werden ganze Mannschaften und der dazugehörige Trainer- sowie Betreuerstab vollständig geimpft sein. Es ist und bleibt somit ein weitreichend vermeidbares Risiko, dass so gut wie alle Vereine mittragen werden.