Kommentar: Die geplante Fan-Rückkehr kommt zu früh!
Von Florian Bajus

Händeringend arbeiten die Verbände an einer Lösung, mit Hilfe derer Fans wieder in die Stadien gelassen werden können. Die UEFA wollte den Supercup sogar vor 20.000 Zuschauern austragen lassen. Dieser Wunschgedanke kommt allerdings viel zu früh - zum aktuellen Zeitpunkt wäre Fußball mit Fans ein falsches Signal.
Schon als der Ball überhaupt wieder rollen sollte, bestanden Zweifel. Das Hygienekonzept ließ Fragen offen, einige wurden von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nur unzureichend oder gar nicht beantwortet. Aber es hat funktioniert. Als Vorreiter nahm die Bundesliga den Spielbetrieb Ende Mai wieder auf, einige Wochen später zogen England, Spanien und Italien nach.
Einwandfrei lief der Spielbetrieb jedoch nicht: Dynamo Dresden fiel dem engen Spielplan aufgrund einer vollständigen Isolation der Mannschaft zum Opfer, weil die DFL die Saison unbedingt vor dem 30. Juni beenden und keine Nachholspiele darüber hinaus ansetzen wollte.
Seit Wochen wird darüber diskutiert, wie Fußball mit Fans wieder möglich sein kann. Es ist ohne jeden Zweifel ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein Bundesliga-Wochenende oder gar ein Champions-League-Finale vor leeren Rängen stattfindet. Und doch wäre es zu früh, schon jetzt einen Teil der Anhänger wieder in den Stadien zuzulassen - allen voran, weil die Zahl der Corona-Infektionen wieder ansteigt. Und weil ein einheitliches Konzept fehlt, welches dafür sorgt, dass Fans ohne großes Infektionsrisiko wieder ins Stadion gehen können (ein erster Entwurf der DFL wurde von der Politik abgelehnt).
Das Verbot von Großveranstaltungen ist nicht grundlos bis zum 31. Oktober verlängert worden. Je größer die Menschenmasse, desto schwieriger ist die Verfolgung der Infektionskette. Das gilt ebenso für ein Konzert wie für ein Fußballspiel. Selbstverständlich geht es vorrangig um eine schrittweise Rückkehr der Fans, die Stadien sollen nur zu einem gewissen Anteil ausgelastet werden. Gelöst wären die wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund der fehlenden Ticketeinnahmen also nur zum Teil. Aber unabhängig davon, wie ernst es Vereinen und Verbänden wirklich mit den Fans ist, ist eine Rückkehr zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht darstellbar. Denn wenn sich eine oder mehrere Personen infizieren, droht ein Lauffeuer.
Darüber hinaus sorgt die Problematik auf Landesebene für zusätzlichen Ärger. RB Leipzig etwa darf theoretisch vor 8.500 Zuschauern spielen, die anderen Bundesligisten gehen dagegen leer aus. Spätestens hier sollte die DFL eingreifen und klarstellen: Solange nicht alle Stadien gefüllt werden dürfen, sollten Fans gänzlich ausgeschlossen bleiben. Wann dieser Fall eintreten wird, ist allerdings unbekannt. Das wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.