Köln-Boss Wehrle erklärt: Bei Geisterspielen braucht der FC Fremdkapital

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hofft auf ein Umdenken bei der Zulassung von Zuschauern
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hofft auf ein Umdenken bei der Zulassung von Zuschauern / Lars Baron/Getty Images
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Im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger plädiert Alexander Wehrle für eine Änderung des Beschlusses über die Zulassung von Zuschauern in Bundesligastadien. Darüber hinaus betonte der Geschäftsführer des 1. FC Köln, dass der Verein Fremdkapital benötige, sollten Geisterspiele über die Saison hinaus an der Tagesordnung stehen.

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass Stadien vorerst zum Teil wieder gefüllt sein dürfen. Die Auslastung wurde auf einen Anteil von 20 Prozent festgelegt - unter der Prämisse, dass die Sieben-Tage-Inzidenz der jeweiligen Stadt einen Wert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner unterschreitet.

Die Stadt Köln weist allerdings einen deutlich höheren Wert auf, laut dem Kölner Stadt-Anzeiger lag der Inzidenzwert am Sonntag bei 59,7. Bereits vor der Länderspielpause durfte der 1. FC Köln ob der hohen Werte maximal vor 300 Zuschauern spielen. Daran dürfte sich aufgrund der bestehenden Regularien vorerst nichts ändern, in den Augen von FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sollte der Inzidenzwert aber nicht als einziger Faktor für die Zulassung von Zuschauern in Betracht gezogen werden: "Wir sollten uns grundsätzlich fragen, ob wir nur den Inzidenzwert betrachten oder das umfangreiche Hygienekonzept der Klubs heranziehen", sagte der 45-Jährige.

Das Konzept des 1. FC Köln sei als "tragfähig und hervorragend eingestuft worden", betonte Wehrle, und auch andernorts beschäftige man sich mit der Frage, "ob die bundesweit einheitliche Teamsport-Schutzverordnung noch zeitgemäß ist". So kritisierte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in BILD am Sonntag, dass der Verein ein "top Konzept" aufgestellt habe, die Bundesliga aber "absolut von politischen Entscheidungen abhängig" sei. "Und wenn die politischen Entscheidungen so getroffen werden", mahnte Rummenigge, "dann ist man schon ein Stück ohnmächtig."

"50 Prozent unserer Dauerkartenkunden kommen nicht aus Köln."

Alexander Wehrle

Ferner kritisieren Wehrle und Rummenigge, welche Inzidenzwerte ausschlaggebend für die Befüllung der Stadien sind. So werde für Heimspiele des FC Bayern nur der Wert der Stadt München in Betracht gezogen, obwohl laut Rummenigge "maximal 20 Prozent der Zuschauer" aus München stammen. Auch Wehrle betont: "50 Prozent unserer Dauerkartenkunden kommen nicht aus Köln."

Wehrle warnt: "Müssten uns Fremdkapital besorgen"

Ebenso machte Wehrle deutlich, wie abhängig der 1. FC Köln von den Zuschauereinnahmen ist: "Was die Liquidität angeht, ist die Saison aber komplett durchfinanziert. Doch sollte es die ganze Saison über bei Geisterspielen bleiben, müssten wir uns Fremdkapital besorgen."

Schon der SV Werder Bremen hat Staatshilfe beantragt, bisher wurde der KfW-Kredit aber noch nicht genehmigt. Der FC Schalke 04 hat indes Ende Juli die Zusage für eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten.