Koch lehnt Rücktritt ab - Kellers Entschuldigung für Nazi-Vergleich "entgegengenommen"

Rainer Koch.
Rainer Koch. / Handout/Getty Images
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DFB-Vizepräsident Rainer Koch war am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio zu Gast. Dort sprach er unter anderem über die Rücktrittsforderung der Landesverbände und den Nazi-Vergleich von Präsident Fritz Keller ihm gegenüber.


Die Führung des Deutschen Fußball-Bundes steckt zurzeit in einer tiefen Krise mit Machtkampf und Nazi-Vergleichen. Das ZDF Sportstudio hat die gesamte Führungsriege eingeladen, doch nur einer hat angenommen: Vizepräsident Rainer Koch. Er war am Samstagabend in Mainz zu Gast, "um auch Lösungen aufzuzeigen", wie er sagte: "Wir dürfen doch nicht länger zuschauen, wie sich dieser fürchterliche Zustand, vor allem dieses fürchterliche Außenbild entwickelt hat."

Generalsekretär Friedrich Curtius, DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und DFB-Präsident Fritz Keller hatten die Einladung des ZDF abgelehnt. Keller ließ mitteilen: "Der Fußball hat schon genug gelitten, primär durch das Verharren der gesamten DFB Führungsspitze in der Konfliktsituation. Persönlich möchte ich dem Fußball nicht schaden und nehme deshalb nicht an einer im TV geführten Debatte teil."

Und so war es eben an Koch, sich den Fragen von Kathrin Müller-Hohenstein zu stellen. "Es geht jetzt nicht darum, einen Kopf nach dem anderen rollen zu lassen", war das Thema schnell beim Vertrauensentzug und dem Misstrauensvotum der DFB-Landesverbände gegen Präsident Keller, welches auch Koch betrifft: "Jeder muss sich in seinem Bereich entsprechend aufstellen, dann müssen wir uns wechselseitig respektieren und vor allem anerkennen, worum es für Fußball-Deutschland jetzt geht."

Der Vizepräsident lehnt einen Rücktritt weiterhin ab und verwies darauf, von der Konferenz der Landesverbände in einer geheimen Abstimmung als Vorsitzender bestätigt wurde. Den nicht überzeugenden Sieg bei der Abstimmung (21 stimmten für Koch, 13 dagegen, drei enthielten sich) sieht er nicht als Ohrfeige an.

Koch hat Kellers Entschuldigung "entgegengenommen" - mehr nicht

Angesprochen auf den Nazi-Vergleich von Keller, der Koch als "Freisler" bezeichnet haben soll, entgegnete der 62-Jährige, dass er eine "persönliche Betroffenheit" habe: "Roland Freisler war ein Blutrichter, Henker in Robe. Er hat viele tausend Menschen in den Tod geführt. Und wenn eine solche Äußerung gegenüber jemand, der sein Leben lang dem Recht gewidmet hat, fällt, dann glaube ich, ist so eine Betroffenheit nachvollziehbar. Deswegen habe ich die Entschuldigung entgegengenommen, aber es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden, wie das insgesamt mit Blick auf den DFB zu sehen ist."

Zuvor hatte sich Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge bei Sky zu der Thematik geäußert und würde es begrüßen, wenn Keller die Entschuldigung annehme: "Ich habe grundsätzlich Fritz Keller als integeren, seriösen und auch liebevollen Menschen kennengelernt. Er weiß selber, dass das, was da passiert ist, eine schwere Entgleisung war. Er hat sich dafür entschuldigt, und ich fände es, das muss ich ganz klar und deutlich sagen, eine nicht nur schöne Geste, sondern eine Geste, diese Entschuldigung nicht nur entgegenzunehmen, sondern auch anzunehmen."