Kevin-Prince Boateng über seine Rolle bei Hertha BSC und "freche" Kritik

Kevin-Prince Boateng setzt zum Schuss an.
Kevin-Prince Boateng setzt zum Schuss an. / Thomas Eisenhuth/GettyImages
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Wenn Hertha BSC im ersten Spiel nach der Länderspielpause auf Eintracht Frankfurt trifft, kehrt Kevin-Prince Boateng in die hessische Stadt am Main zurück. 2018 gewann der Mittelfeldspieler mit der Eintracht den DFB-Pokal. Der 34-Jährige freut sich auf das Wiedersehen mit den früheren Kollegen, fordert von seinem Team allerdings einen Sieg ein.


Kevin-Prince Boateng spielte zwar nur eine Saison lang für Eintracht Frankfurt, diese jedoch war ausgesprochen erfolgreich. Unter Trainer Niko Kovac war Boateng gesetzt und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Triumph im DFB-Pokal 2018. Im Finale gegen den FC Bayern, das Frankfurt überraschend 3:1 gewann, bereitete der Routinier das Führungstor durch Ante Rebic vor.

"Es ist ein Spiel, auf das ich mich freue, aber das wir gewinnen müssen, das wir gewinnen wollen."

Kevin-Prince Boateng

"Es ist ein Spiel, auf das ich mich freue, aber das wir gewinnen müssen, das wir gewinnen wollen. Wir können uns vor und nach der Partie umarmen, aber in den 90 Minuten wird es keine Freunde geben", sagte Boateng vor seiner Rückkehr nach Frankfurt in der Medienrunde am Dienstag. Es werde weh tun, Frankfurt sei eine Kontaktmannschaft, aber beide Teams seien auf Augenhöhe, befand Boateng.

Die Saison 2017/2018 schloss Boateng mit seinem Ex-Verein auf dem 8. Platz ab, in der laufenden Spielzeit sieht die Lage beim neuen Arbeitgeber nicht so rosig aus. Mit sechs Punkten nach sieben Spielen belegt Berlin den 14. Rang, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur zwei Punkte. Und die beiden einzigen Saisonsiege gegen den VfL Bochum (3:1) und Greuther Fürth (2:1) waren mühsam erkämpft und nur in Ansätzen überzeugend. Gegen RB Leipzig (0:6) und den FC Bayern (0:5) musste die Hertha zahlreiche Gegentore hinnehmen. So lässt sich auch die Tordifferenz von -12 erklären.

Boateng über sein Ansehen in der Mannschaft

"Wir arbeiten daran, noch näher zusammenzuwachsen. Wir sind in einer schwierigen Situation, aber gerade in einer solchen haben wir die Möglichkeit, an ihr zu wachsen. Du wächst nicht an Siegen, du wächst an Niederlagen", blickte Boateng positiv nach vorne.

In der Medienrunde sprach er auch über sein Standing in der Mannschaft. "Ich weiß, die Jungs lieben mich und stehen komplett hinter mir, folgen mir und haben Respekt. Wenn jemand reden möchte, bin ich da", so der frühere Nationalspieler Ghanas, der sich vor wenigen Tagen ein Wortgefecht mit Trainer Pal Dardai geliefert haben soll.

Anders als in der Saison mit Frankfurt ist der inzwischen 34-Jährige nicht mehr unumstrittener Stammspieler. Bislang spielte Boateng für die Alte Dame in der Bundesliga vier Mal von Beginn an - allerdings nie länger als 60 Minuten. "Ich bin nicht als 25-jähriger Prince Boateng hergekommen, der hier jedes Spiel alleine gewinnt und zwei Scorerpunkte macht. Das wusste ich vorher, das wusste der Verein vorher und das war ganz klar abgestimmt", sagte gebürtige Berliner.

"Ich bin nicht hierhergekommen, um Messi oder Ronaldo zu sein."

Kevin-Prince Boateng

Boateng will Mitspielern helfen

"Vielleicht spiele ich keine Partie über 90 Minuten, vielleicht die nächsten zehn - das ist situationsbedingt und spielabhängig. Ich bin nicht hierhergekommen, um Messi oder Ronaldo zu sein", ergänzte er. Körperlich und mental gehe er an seine Grenzen, um seinen Mitspielern zu helfen, betonte Boateng. "Manchmal schlafe ich nicht, weil ich 24 Stunden daran arbeite, Hertha dabei zu helfen, das zu werden, was der Verein verdient."

In Spielen, in denen Boateng ausgewechselt wurde oder komplett auf der Bank saß, konnte man ihn zuletzt als engagierten und emotionalen Leader an der Seitenlinie beobachten. "Diese Emotionalität ist genau, was ich lebe. Ich wollte unbedingt nach Hause und bin nach Hause gekommen", sagte der Profi und schloss an: "Wenn ich auf der Bank sitze, ist es das gleiche Gefühl, wie auf dem Platz. Ich will den Jungs einfach nur helfen."

Boateng weist Kritik von Matthäus zurück

Der frühere Weltfußballer und heutige Experte Lothar Matthäus hatte Boateng jüngst bei Sky90 harsch kritisiert. "Die Zeit von Kevin-Prince, der ein überragender Spieler war, auch ein schwieriger Charakter, ist meiner Meinung nach vorbei", sagte Matthäus.

Boateng, der bei der diesjährigen EM als ARD-Experte aktiv war, entgegnete: "Ich habe das Glück gehabt, auch mal als Experte reinzuschnuppern. So eine Aussage würde ich nie treffen, egal wie alt ein Spieler ist, egal ob er vielleicht seine Leistung nicht bringt." Nach sieben Spieltagen zu sagen, die Karriere eines Spielers wäre vorbei, fände er frech. "Ich wurde in meiner Karriere mehr kritisiert als gelobt, das prallt an mir ab", stellte er klar.