Keine Träume mehr im Theatre of Dreams!

ANDREW YATES/Getty Images
facebooktwitterreddit

Über Jahre hinweg, fast schon Jahrzehnte, dominierte in England nur eine Mannschaft: die Red Devils von Manchester United. Dreizehn Meistertitel in den letzten 27 Jahren (also praktisch jedes zweite Jahr einer), dazu - im selben Zeitraum - fünf FA-Cups, zwei Champions-League-Siege, zwei Weltpokale und eine Europa League. Mehr haben eigentlich nur die beiden Giganten aus Spanien abgeräumt. Doch der einstige strahlende Glanz ist mittlerweile einem matten Schimmer gewichen. Weder auf der Insel noch auf dem europäischen Festland stellt Man United aktuell absolute Spitzenklasse dar. Das zeigt sich unter anderem auch an den gescheiterten Transfers der Vergangenheit.

Denn der Anspruch, nur die besten Kicker am Theater der Träume vorsprechen zu lassen, ist auch in den vergangenen Jahren nicht wesentlich geringer geworden. Allein mit der Umsetzung der kostspieligen Deals haperte es dann aus unterschiedlichsten Gründen.

Hazard: Chelsea statt United

Die Sensation der Ligue1 im Jahr 2011: Mit der OSC Lille wird Eden Hazard sensationell französischer Meister
Die Sensation der Ligue1 im Jahr 2011: Mit der OSC Lille wird Eden Hazard sensationell französischer Meister / PHILIPPE HUGUEN/Getty Images

2012, zum Beispiel, wollten sie die große Attraktion der Ligue 1, einen gewissen Eden Hazard, von der OSC Lille verpflichten. Mit den Nordfranzosen war der damals 20-jährige Belgier sensationellerweise französischer Meister geworden. Auch Mourinhos Real Madrid hatte Hazard damals schon ganz oben auf seiner Liste. Am Ende entschied es sich zwischen Man United und zwei seiner nationalen Konkurrenten. "Ich hatte damals Angebote von United, City und Tottenham", erinnert sich der Belgier. "Am Ende habe ich die richtige Entscheidung getroffen." Denn weil die Roten Teufel nicht die von Hazards Berater geforderte Kommission zahlen wollten, unterschrieb Hazard kurzerhand beim FC Chelsea.

Van Dijk: Kop und Klopp statt Trafford und Mou

85 Millionen Euro Ablöse schreckten ManU ab, aber nicht den FC Liverpool: Virgil van Dijk (im Trikot des FC Southampton)
85 Millionen Euro Ablöse schreckten ManU ab, aber nicht den FC Liverpool: Virgil van Dijk (im Trikot des FC Southampton) / Catherine Ivill/Getty Images

Fünf Jahre später, José Mourinho war mittlerweile wieder aus Madrid auf die Insel zurückgekommen, forderte der Portugiese, nunmehr Chef im Old Trafford, seinen Boss Ed Woodward auf, den holländischen Verteidiger in Diensten des FC Southampton, Virgil van Dijk, nach Manchester zu holen. Doch die Ablöseforderung der Saints (85 Millionen Euro) erschien den United-Bossen zu hoch. Nicht so den Konkurrenten aus Liverpool, die den Niederländer für die damalige Rekordablöse für einen Verteidiger verpflichteten. Kurioserweise hat Man United mittlerweile in Harry Maguire den teuersten Abwehrspieler der Welt in seinen eigenen Reihen. Doch zwischen van Dijk und Maguire liegen dann doch noch ein paar Qualitätsstufen.

Griezmanns Trikot mit der 7 war fast schon im Druck

Statt nach Manchester zu wechseln, blieb Griezmann 2017 bei Atlético - und wechselte im Sommer 2019 zum FC Barcelona
Statt nach Manchester zu wechseln, blieb Griezmann 2017 bei Atlético - und wechselte im Sommer 2019 zum FC Barcelona / Quality Sport Images/Getty Images

Im selben Sommer 2017 schien auch die Verpflichtung des späteren Weltmeisters Antoine Griezmann nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Der Klub hatte bereits angekündigt, neue Trikots mit der legendären Rückennummer 7 zu drucken. Doch der Deal scheiterte auf der Zielgeraden. Griezmann blieb bei Atlético - und schloss sich zwei Jahre später dem FC Barcelona an.

Haaland und die Ausstiegsklausel

Raiolas Ausstiegsklausel in Haalands Vertrag schreckte den BVB nicht ab
Raiolas Ausstiegsklausel in Haalands Vertrag schreckte den BVB nicht ab / Koji Watanabe/Getty Images

Und auch in der jüngsten Vergangenheit gibt es Beispiele von gescheiterten Transfers. Im vergangenen Winter war es erneut eine Vertragsklausel, die das Zünglein an der Waage spielte. Mit dem norwegischen Supertalent Erling Braut Haaland schien der Klub bereits in vielversprechenden Verhandlungen zu stehen. Am Old Trafford erhoffte man sich durch die Tatsache, in Ole Gunnar Solskjaer einen Landsmann Haalands an der Seitenlinie zu haben, einen Vorteil im Rennen um den Stürmer. Doch die berühmte Ausstiegsklausel, auf die Haalands Berater Mino Raiola pochte, war für die Engländer nicht akzeptabel. Für Borussia Dortmund hingegen spielte sie keine Rolle - und die Westfalen schnappten das Megatalent den Roten Teufeln quasi vor der Nase weg.

Auch Sancho wohl unerreichbar

Auch der Traum von Jadon Sancho scheint bei ManU ausgeträumt
Auch der Traum von Jadon Sancho scheint bei ManU ausgeträumt / DeFodi Images/Getty Images

Und auch der Traum, einen Jadon Sancho im Old Trafford triumphieren zu sehen, hat zuletzt heftige Dämpfer erhalten. Der BVB rückte in dieser Personalie zu keinem Zeitpunkt von seinen finanziellen Forderungen ab und konnte den Vertrag des Youngsters sogar bis 2023 verlängern. Mittlerweile schaut sich Solskjaer bereits nach leichter zu finanzierenden Alternativen um.

Hazard, van Dijk, Griezmann, Haaland und Sancho - es braucht nicht viel Fantasie, um sich um diese Spieler herum eine schlagkräftige Truppe vorzustellen. Sie alle hätten im Old Trafford zusammen um Titel spielen können. Stattdessen wurden sie zu geplatzten Träumen im Theatre of Dreams.