Keine Schalke-Zukunft für Fraisl - die richtige Entscheidung?
Von Yannik Möller
Vieles deutet darauf hin, dass Schalke 04 nicht mit Martin Fraisl verlängern und deshalb einen erneuten Torwarttausch vornehmen wird. Ist dieser Schritt berechtigt und nachzuvollziehen?
Erst im vergangenen Sommer war Martin Fraisl zu Schalke gewechselt. Der Keeper war zu diesem Zeitpunkt vereinslos, nachdem er die Rückrunde in Den Haag verbrachte. Zuvor hatte er anderthalb Jahre im Dienst von Sandhausen gestanden.
Als er jedoch nach Gelsenkirchen kam, war die Ausgangslage klar: Ralf Fährmann war die Nummer eins, das hatte Dimitrios Grammozis klargestellt. Für Fraisl jedoch kein Grund, seine großen Ansprüche zurückzuhalten. Frühzeitig erklärte er, er sei nicht zum S04 gewechselt, um auf der Bank zu sitzen.
Kurzum: Der Österreicher sollte Recht behalten. Bereits zum achten Spieltag kam es zum Tausch. Grammozis setzte auf den 28-Jährigen, der von diesem Spiel an im Tor blieb. Auch Mike Büskens, der inzwischen ein paar Wochen als Interimscoach agiert, änderte nichts an seinem Status.
Bemerkenswert war dabei, dass auch der Tausch des Torwarttrainers keinerlei Veränderung mit sich brachte. Immerhin hatte Simon Henzler, der wieder eingestellt wurde, jahrelang seine Hand für Fährmann ins Feuer gehalten. Auch noch über die letzten ein, zwei Jahre.
Doch obwohl Fraisl seit Ende September das Schalker Tor hütet, wird es für ihn aller Voraussicht nach keinen neuen Vertrag geben. Sein Arbeitspapier war auf diese Saison befristet - und dabei wird es wohl auch bleiben. Davon ist immer mal wieder zuhören, zuletzt sogar aus Österreich.
Bleibt die Frage, ob das ein richtiger und nachzuvollziehender Schritt ist, den die Knappen da gehen.
Torwart-Fachmann sieht "Licht, aber auch viel Schatten" bei Fraisl
Einer, der darauf eine Antwort geben kann, ist Sascha (Twitter: @SaschaFltr). Der Torwart-Fachmann betreibt online regelmäßig seine Keeperanalysen und wirft unter anderem für die 11Freunde einen genaueren Blick auf verschiedene Torhüter.
Gegenüber 90min erklärte er, er habe bei Fraisl zwar "Licht, aber auch viel Schatten" gesehen: "Er ist für mich ein okayer Zweitligakeeper, der klare Schwächen in der Spieleröffnung und -fortsetzung hat. Auf der Linie zeigt er oft gute Reflexe, er hat aber auch klare Schwächen in der Positionierung."
Als Beispiel führte er das Heimspiel gegen Regensburg an. Schon zu dem Zeitpunkt wies er auf Twitter auf das deutlich zu erkennende Fehlverhalten des Torwarts hin. Dabei habe er "mehrfach im Niemandsland" gestanden und "es sich dadurch unnötig schwer" gemacht.
Das sei zwar ein Aspekt, den man durch gutes Torwart-Training in den Griff bekommen kann. "Aber so richtig überzeugt bin ich bei ihm nicht", so das abschließende Fazit zu den Stärken und Schwächen des S04-Schlussmannes.
Wenig überraschend empfindet er somit auch das voraussichtliche Aus von Fraisl als richtig. Insbesondere, wenn es zurück in die Bundesliga gehen sollte. Sascha deutlich: "Er ist auf jeden Fall kein Keeper für die erste Liga. Dafür ist er auf der Linie nicht stark genug."
"Union Berlin, der VfB Stuttgart und der VfL Bochum haben in ihren ersten Bundesliga-Jahren bewiesen, wie wichtig ein starker Linien-Keeper für den Klassenerhalt sein kann", so die Begründung. Allerdings wird es auch auf die Alternativen ankommen, ob sich Schalke mit dem ausbleibenden Vertragsangebot einen Gefallen tut. Zumindest im Vergleich zu Ralf Fährmann und Michael Langer sei Fraisl für einen Abgang "zu stark".
Im königsblauen Umfeld dürften sich einige Fans mit diesem zu erwartenden Schritt schwer tun. Der Österreicher hat sich in den letzten Monaten viele Sympathien aufgebaut, mit seiner ehrlichen Art und seinem großen Ehrgeiz. Dass er für die Aufstiegs-Mission brennt, ist ihm regelmäßig anzumerken.
Somit steht den Gelsenkirchenern eine unbequeme, vermutlich aber notwendige Entscheidung bevor. Bleibt aus Schalke-Sicht zu hoffen, dass dieser Schritt mit einem guten Torwart belohnt wird, der dann auch über mehrere Jahre hinweg zwischen den Pfosten steht.