Ist der BVB untrainierbar? Auch Terzic findet den Schlüssel zur Erfolgsgleichung nicht!

Edin Terzic hat mit denselben Problemen zu kämpfen wie Vorgänger Favre
Edin Terzic hat mit denselben Problemen zu kämpfen wie Vorgänger Favre / Lars Baron/Getty Images
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Der BVB ist auch nach dem Trainerwechsel weiter auf der Suche nach der Erfolgsgleichung: Talent plus Mentalität gleich Erfolg. Doch Mentalität war in Leverkusen mal wieder keine Spur. Didi Hamann verleitete die Pleite zu einem vernichtenden Urteil. Ist dieses BVB-Team untrainierbar?

Disziplinlos, herzlos, charakterlos - so beschrieb Sky-Experte Didi Hamann den Auftritt von Borussia Dortmund im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen. Schwarz-Gelb musste am Ende den nächsten Nackenschlag hinnehmen und verlor die Partie verdient mit 1:2.

Warum nach Schlusspfiff erneut die leidige Mentalitätsdebatte aufkam, zeigte das Geschehen in der BayArena zuvor mehr als deutlich. Die Dortmunder wirkten wenig fokussiert, machten viele Fehler und luden die Hausherren reihenweise zu gefährlichen Kontern ein. Wenig intensiv, wenig Bereitschaft - die Borussia musste sich einige Vorwürfe gefallen lassen.

"Der Auftritt heute war disziplinlos, herzlos und charakterlos. Im Endeffekt kommt es auf den Charakter und den Willen an. Das alles haben sie vermissen lassen."

Didi Hamann, via Sky

Edin Terzic schlug nach dem Spiel am Sky-Mikro in eine ähnliche Kerbe wie Hamann: "Qualität ist immer das Ergebnis von Talent plus Mentalität. Heute haben wir uns zu sehr auf das Talent verlassen", musste der 38-Jährige zugeben.

Hamann legte nach: "Die zweite Halbzeit gegen Leipzig vor einer Woche war wahrscheinlich das Beste, was ich von irgendeiner Mannschaft in dieser Saison gesehen habe und ich denke, die Dortmunder Führung muss die Entwicklung jetzt ganz genau beobachten. Denn wenn du solche Schwankungen hast, hat das nur bedingt etwas mit dem Trainer zu tun."

Schließlich habe die Mannschaft mit Lucien Favre bereits einen Trainer verschlissen. Man müsse vorsichtig sein, "dass die Mannschaft nicht untrainierbar wird".

"Ich glaube, dass man vorsichtig sein muss, dass diese Mannschaft nicht untrainierbar wird."

Didi Hamann

"Ich würde schon auch die Mentalitäts- oder die Charakterfrage stellen. Nicht bei Einzelnen, aber als Mannschaft fehlt ihnen das", so das Hamann-Urteil.

Hamanns vernichtendes Urteil: Mehr als ein Fünkchen Wahrheit?

Es ist ein vernichtendes! Schließlich schwelt die Mentalitäts-Debatte in Dortmund nicht erst seit gestern. Immer wieder leistet sich die Mannschaft schier unerklärliche Leistungsschwankungen, verliert wichtige Zähler gegen Teams, die man eigentlich locker schlagen müsste. Oder bringt Auftritte wie der in Leverkusen auf den Rasen, bei denen deutlich sichtbar Wille, Einsatz und Entschlossenheit fehlen.

Mentalität also - könnte man zusammenfassen. Nach dem Aus von Lucien Favre lässt sich mit Sicherheit festhalten, dass auch Nachfolger Terzic seine eigene Gleichung nicht auf das Team übertragen kann. Talent plus Mentalität mache den Erfolg aus. Dass in Dortmund Talent im Überfluss vorhanden ist, würde wohl niemand bezweifeln. Der zweite Teil der Gleichung ist aber genauso wichtig.

Wie eindeutig das ist, demonstriert der BVB in dieser Saison in "beeindruckender" Art und Weise. Auch wenn die Verantwortlichen das Thema Meisterschaft vor der Runde nicht (mehr) in den Mund nehmen wollten - die Ausgangslage schien wie gemacht für Schwarz-Gelb. Die Bayern hatten kaum Pause und waren den Gefahren des Triple-Erfolges ausgesetzt. Auch Leverkusen spielte fast durch, ebenso RB Leipzig. Gladbach muss diese Saison mit der Champions-League-Belastung klarkommen.

Und in der Tat: die Konkurrenz schwächelt mächtig. Selbst der Rekordmeister taumelt so ein wenig durch die Saison. Dass der BVB das Thema Meisterschaft abhaken muss und selbst Gefahr läuft, sogar die Champions-League-Ränge zu verpassen, muss man sich einzig und allein selbst zuschreiben.

Trainerwechsel kein Allheilmittel: Die Hoffnung auf den Schlüssel zur Gleichung schwindet

Hamann - so polarisierend seine Aussagen häufig sein mögen - ist man dabei geneigt zuzustimmen. Die Mannschaft läuft Gefahr, untrainierbar zu werden oder schon zu sein. Denn dass die Trennung von Favre das Allheilmittel sein wird, hat sich nicht bewahrheitet. Die Startbilanz des Interimstrainers, der im Team sehr beliebt sein soll, ist ziemlich gruselig (1,86 Punkte/Spiel in sieben Partien). Nur Thomas Doll hatte eine schlechtere zu Beginn seiner BVB-Zeit. Eine Zeit, die längst hinter dem Klub liegt.

Erklärungen zu finden für die aktuelle Lage fällt allen schwer: Beteiligten wie Außenstehenden. Die talentierten Rädchen passen einfach nicht konstant zusammen. Und so bleibt derzeit wohl einzig die Hoffnung, dass ab Sommer ein neuer Trainer kommt, der den Schlüssel zur Terzic-Gleichung endlich wieder findet. Aktuell darf man durchaus skeptisch sein...