HSV: Die 5 Erkenntnisse aus dem Spiel gegen den SV Sandhausen

Die HSV-Fans durften am Samstagabend endlich mal wieder einen Last-Minute-Sieg bejubeln
Die HSV-Fans durften am Samstagabend endlich mal wieder einen Last-Minute-Sieg bejubeln / Selim Sudheimer/Getty Images
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Ein Sieg, wie ihn der Hamburger SV am Samstagabend gegen den SV Sandhausen eingefahren hat, sollte einer Mannschaft eigentlich einen psychologischen Push für die Zukunft geben. Angesichts des nächsten Gegners der Rothosen (am kommenden Samstag gastiert man schließlich beim Erzrivalen aus Bremen) wäre ein solcher mentaler Schub auch durchaus hilfreich.


Der erste und auf dramatische Art und Weise erkämpfte Heimsieg der Saison förderte neben der reinen dreifachen Punkteausbeute noch einige weitere positiv stimmende Erkenntnisse zutage.

Erkenntnis 1: Intakte Moral

Trotz eines klaren Chancenplus (am Ende zählten die Statistiker 26 Hamburger Torschüsse gegenüber nur neun der Gäste) sahen sich die Rothosen in der 88. Minute (dem Moment des Sandhäuser Ausgleichs) um alle Früchte ihrer Arbeit gebracht - und kamen in den verbleibenden zwei Minuten (plus Nachspielzeit) doch noch zum Siegtreffer.

Auch dank der wieder einmal vorbildlichen Unterstützung durch die knapp 20.000 Fans im Volksparkstadion. Coach Tim Walter zeigte sich nach Spielende begeistert über den Support: "Überragend! Was die Zuschauer hier abgeliefert haben, war eine Sensation. Es ist genau das, was wir brauchen."


Erkenntnis 2: Kinsombi scheint begriffen zu haben

Bereits in den Anfangsminuten des Spiels hatte sich der umstrittene Mittelfeldspieler mehrfach den Szenenapplaus der Fans abgeholt. Weil er grätschte, weil er fightete, weil er offensichtlich ein ganz anderes Bild als in den zurückliegenden Wochen und Monaten abgeben wollte.

Und die Anhänger honorierten diese Bemühungen mit Begeisterungsstürmen. Wie heißt es so schön: über den Kampf ins Spiel finden. Kinsombi schien genau dieser Devise zu folgen. Denn in der 6. Minute bewies er auch, dass er weiterhin ein überragender Kicker ist.

Wie er per one touch einen Pass von Meffert direkt in den Lauf des gestarteten Glatzel steckte, war große Fußball-Kunst. Leider verzog der Mittelstürmer aus aussichtsreicher Position.

Auch wenn ihm nach dieser sehr starken Anfangsphase im weiteren Verlauf der Partie nicht alles gelang, war Kinsombi über neunzig Minuten hinweg ein absoluter Aktivposten der Hamburger. Und in der 72. Minute krönte er seinen Auftritt mittels eines verwandelten Foulelfmeters.

Dessen Ausführung war eine für einen Elfmeterschützen fast unerträgliche Wartezeit vorausgegangen, rot-sanktioniertes Geplänkel vom Sandhäuser Marcel Ritzmaier, der Kinsombi wohl ablenken oder irritieren wollte, inbegriffen. Keine optimale Vorbereitung für einen wichtigen Strafstoß.

Doch Kinsombi blieb die Ruhe selbst, verlud SVS-Keeper Drewes und schob eiskalt zur vielumjubelten Führung der Hamburger ein.

David Kinsombi
Ließ sich auch durch Ritzmaiers unfaires Verhalten nicht irritieren und verwandelte sicher zum 1:0: David Kinsombi / Selim Sudheimer/Getty Images

In dieser Form könnte der gebürtige Rüdesheimer nun doch noch, mit zwei Jahren Verspätung, das Versprechen einlösen, das er im Sommer 2019, als damaliger Königstransfer der Hanseaten, gegeben hat.


Erkenntnis 3: Heyer wird immer mehr zum Büchsenöffner

Es gibt Spieler, die immer mal wieder treffen. Häufig jedoch "nur" zum 3:0 oder 4:0, wenn die Messe sowieso schon gelesen ist. Und es gibt Moritz Heyer, der in dieser Saison, als Achter, schon drei Tore in sechs Liga-Spielen erzielt hat - und damit der bisherige Top-Torschütze des HSV ist.

Doch noch viel wichtiger als die schiere Anzahl von Treffern ist deren Qualität. Denn Heyer ist der "2:1-Mann" der Hanseaten. Dreimal getroffen, dreimal zur 2:1-Führung. Gegen Sandhausen hatte diese dann auch bis zum Ende bestand.

Moritz Heyer
Aktuell bester Torschütze des HSV: Moritz Heyer / Martin Rose/Getty Images

Beim 3:1-Sieg auf Schalke zum Saisonauftakt hatte Jatta noch den Treffer zum Endstand nachgelegt, während Heyers 2:1-Führungstor gegen Darmstadt am vierten Spieltag von den Lilien zum finalen 2:2 ausgeglichen wurde.


Erkenntnis 4: HSV dominiert bisher (fast) jeden Gegner

Bis auf das Stadtderby beim FC St. Pauli (ausgerechnet, möchte man sagen) und teilweise das Auftaktspiel bei Schalke 04, hat der HSV alle bisherigen Liga-Spiele weitgehend dominiert.

In allen relevanten Kategorien (Torchancen, Ballbesitz, Zweikämpfe) lag der HSV nach Spielschluss vor dem jeweiligen Kontrahenten. Allein - und dies als einzige negative Erkenntnis:


Erkenntnis 5: Der HSV macht zu wenig aus seiner Überlegenheit

Zwar ist es schön zu sehen, dass sich der HSV überhaupt in jedem Spiel eine Großzahl von Torchancen, auch klarster Natur, erspielt. Doch muss er diese natürlich viel effizienter nutzen. So viel Spielglück wie gegen die Sandhäuser wird er nicht immer haben.

Robert Glatzel
Erarbeitet sich zwar in jedem Spiel Chancen, muss diese aber noch viel besser verwerten: Robert Glatzel / Martin Rose/Getty Images

In den Heimspielen gegen Dynamo Dresden und Darmstadt 98, sowie bei der letzten Auswärtspartie in Heidenheim kostete diese Schwäche insgesamt sechs Punkte. In anderen Worten: bei gnadenloser Chancenverwertung stünde man jetzt mit 15 Punkten auf dem ersten Tabellenrang.

Aber laut Tim Walter arbeite man ja daran. Vielleicht gibt es ja auch schon beim Auswärtsspiel in Bremen erste Fortschritte diesbezüglich zu melden. Ich hätte nichts dagegen, am nächsten Wochenende über eine weitere Erkenntnis zu schreiben: nämlich die, dass der HSV endlich effizient agiert.