Hoeneß erklärt Doppelpass-Anruf und verteidigt erneut WM-Vergabe an Katar

Uli Hoeneß hatte mit seinem Anruf im Sport1-Doppelpass für Aufsehen gesorgt
Uli Hoeneß hatte mit seinem Anruf im Sport1-Doppelpass für Aufsehen gesorgt / Alexander Hassenstein/GettyImages
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In einem Interview mit der Bild-Zeitung hat Uli Hoeneß die Gründe für seinen Anruf im Sport1-Doppelpass erläutert. Der 70-Jährige bekräftigte seine Position zur WM-Vergabe in Katar und verteidigte erneut die Zusammenarbeit des FC Bayern mit der staatlichen Fluggesellschaft Qatar Airways.



Am Sonntagmittag sorgte Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß mit einem Anruf im Sport1-Doppelpass für Aufsehen. Hoeneß schaltete sich in die Debatte um die anstehende Weltmeisterschaft in Katar ein und griff Studiogast Andreas Rettig, der die die WM-Vergabe sowie die Partnerschaft des FC Bayern mit der staatlichen Fluggesellschaft Qatar Airways scharf kritisiert hatte, frontal an.

Der langjährige Bayern-Funktionär bezeichnete Rettig als "König der Scheinheiligen" und argumentierte, dass die WM und die Münchner Zusammenarbeit mit Katar die dortige Menschenrechtslage verbessern würden. Rettig widersprach dieser These und empfahl Hoeneß, er solle seine Quellen überprüfen und sich demnächst breiter aufstellen.

Am Montag veröffentlichte die Bild-Zeitung ein Interview mit Hoeneß, in dem der 70-Jährige die Beweggründe seines Anrufs erläuterte und seine Position zu Katar bekräftigte. Den Anlass für seinen fünfminütigen TV-Auftritt, schilderte Hoeneß, habe Studiogast Alfred Draxler geliefert. Der Chefkolumnist der Bild hatte in der Katar-Debatte gefordert, den Sport nicht zu überfrachten. Dieselbe Position vertritt auch Hoeneß.

"Wir Deutsche müssen aufpassen, dass wir uns nicht isolieren"

"Katar ist Anteilseigner z.B. von VW und der Deutschen Bank. Der Bundeskanzler bittet in Katar um Öl und Gas. Da geht es um unser Land", betonte er. "Sonst könnten wir nur noch mit 17 Prozent der Welt Geschäfte machen. Wir Deutsche müssen aufpassen, dass wir uns nicht isolieren."

Auch an seiner Aussage, die Zusammenarbeit mit dem Emirat würde die Menschenrechtssituation vor Ort verbessern, hält der Weltmeister von 1974 fest und nannte die Frauenmannschaft des FC Bayern als Beleg für seine These: "Die Frauen-Mannschaft des FC Bayern hat vor einigen Jahren als erstes Frauen-Team in Katar mit kurzen Hosen gespielt. Das war eine Sensation und ein Durchbruch für den Frauenfußball."

Dass sein unerwarteter Anruf für Diskussionen sorgen würde, war und ist sich Hoeneß bewusst. "Das ist doch genau das, was wir brauchen", erklärte er. "Dank des Fußballs ist der Fokus auf Katar gerichtet, das bringt Veränderungen. Ich habe dort selbst vernünftige Gespräche mit Verantwortlichen geführt."

Als Indiz für eine Verlängerung des 2023 auslaufenden Vertrags mit Qatar Airways will Hoeneß seine Einlassungen allerdings nicht verstanden wissen: "Nein, das weiß ich gar nicht. Und ist nicht mein Thema. Mir geht es darum, dass wir vor unserer eigenen Haustür kehren sollten anstatt scheinheilige Diskussionen zu führen."

In Sachen Weltmeisterschaft werde er erst nach der Vorrunde entscheiden, ob er selbst nach Katar fliege, um sich die Spiele der deutschen Mannschaft anzusehen. Sollte er den Eindruck gewinnen, dass die DFB-Elf Chancen auf den Titelgewinn habe, werde er die K.o.-Duelle vor Ort verfolgen.


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