Bobic nimmt die Hertha auseinander: "Man ist fast eingeschlafen"

Fredi Bobic mit klaren Worten zur Hertha-Vergangenheit
Fredi Bobic mit klaren Worten zur Hertha-Vergangenheit / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Als Sport-Geschäftsführer hat Fredi Bobic die erste Hinserie bei Hertha BSC verbracht. Rückblickend auf seine ersten Tage und Wochen beim Hauptstadtklub rechnete er nochmal deutlich mit den vorigen Gepflogenheiten ab.


Die erste Halbserie als Sport-Geschäftsführer bei Hertha BSC hat Fredi Bobic nun hinter sich gebracht. Alles andere als ruhige Monate: der desaströse Start in die Saison, das etwas verspätete Aus von Pal Dardai, die Einstellung von Tayfun Korkut und die oftmals durchwachsenen Auftritte, die den Klub zur Winterpause auf den elften Tabellenplatz gebracht haben.

Es liegt noch viel Arbeit vor dem neuen Verantwortlichen, von dem sich so manch ein Berlin-Fan schon jetzt mehr erhofft hätte. Bobic selbst scheint derweil noch viel mit alten Gewohnheiten innerhalb des Vereins zu kämpfen. Allen voran mit vorhandenen Strukturen und Denkmustern.

Das verraten seine deutlichen Worte, die er gegenüber dem vereinseigenen TV-Magazin gewählt hat. "Bei Hertha war es wie auf dem Amt: Das haben wir immer so gemacht, also machen wir es weiter so", erzählte er rückblickend (Zitate via Sportbuzzer). Seine Erinnerung zu seiner Einführung ins Amt: "Man ist fast eingeschlafen."

Bobic wollte eine spannende Aufgabe - Zusammenarbeit bei der Hertha bislang ein Fremdwort?

Frühzeitig hatte der 50-Jährige angekündigt, viel ändern zu wollen. Dabei möchte und muss er seinem guten Ruf aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt gerecht werden. Der ein oder andere scheint bereits zu vermuten, dass seine ehemaligen Mitarbeiter wie etwa Chef-Scout und nun Profifußball-Direktor Ben Manga mehr Lorbeeren verdient gehabt hätten, als sie tatsächlich zugesprochen bekamen.

Ein weiteres Hertha-Problem, das Bobic schnell für sich ausgemacht haben will: "Es gab viel Siedlerdenken, viel Inseldenken. Jeder hat sein Ding gemacht. Sicher nach bestem Gewissen und Wissen, aber nicht zusammen." Eine frühe Erkenntnis, die er sowohl auf als auch neben dem Platz machte. "Nach kurzer Zeit habe ich gedacht, das wird kein einfacher Weg, alle zusammenzuführen. Es ist ein Prozess, alle zu überzeugen an die Grenzen zu gehen. Das ist das Ziel."

Fredi Bobic
Fredi Bobic muss in Berlin noch einiges verändern / Alex Grimm/GettyImages

Einen Schlussstrich unter die erneute Amtszeit von Dardai habe machen machen müssen, weil der Fußball beispielsweise "zu passiv" war: "Mein Gefühl war, wir müssen etwas anderes machen. Pal hat viel für die Hertha gemacht, aber wir konnten die Entwicklung der Mannschaft und der Spieler nicht ausblenden."

Seiner Ansicht nach ein zusammenhängender Fehler: "Meines Erachtens nach wurde der Klassenerhalt zu laut gefeiert. Die Pflicht wurde geschafft, da muss man aber nicht die Riesenparty machen." Denkt man an den Liga-Verbleib zurück, blitzt etwa das Interview von Dardai im ZDF-Sportstudio auf. Dort hatte er sich zurückgelehnt mit dicker Zigarre präsentiert.

Nun hat Bobic seine Herausforderung gefunden. Die habe er auch gewollt, er habe sich explizit gefragt, "was ist das Spannendste, was es im europäischen Fußball gibt".