Hertha taumelt: Dardai bleibt ruhig - Bobic verfolgt klaren Plan

Fredi Bobic will seinen Stil bei der Hertha durchziehen
Fredi Bobic will seinen Stil bei der Hertha durchziehen / Maja Hitij/Getty Images
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Erst Horror-Start, dann zwei Spiele mit Auftrieb und nun eine ganz dicke Packung: bislang taumelt Hertha BSC durch die noch junge Saison. Pal Dardai scheint vorerst Ruhe bewahren zu wollen. Fredi Bobic spricht sich derweil klar für die angestoßenen Pläne aus und sieht einen Mittelfeldplatz als ordentliches Ziel für diese Saison.


Der "Big City Club" der innerhalb kürzester Zeit ins internationale Geschäft rutschen möchte. Ein Image, das sich Hertha BSC selbst zuzuschreiben hat und das - zum Leidwesen des Klubs - daran heften bleibt. Dementsprechend groß ist der Fokus auf den Bundesligisten nach dem Taumel-Start in die aktuelle Saison.

Zuerst die drei Niederlagen in Serie, dann zwei Erfolgserlebnisse, die etwas Auftrieb gaben. Am letzten Wochenende dann die herbe Klatsche gegen RB Leipzig (0:6). Zumal die beiden Siege gegen Aufsteiger geholt wurden. Da hatte schon Fredi Bobic gemahnt, würde man diese beiden Partien nicht wenigstens gewinnen, hätte man in der Bundesliga auch nichts zu suchen.

Dardai um Ruhe bemüht - Bobic wäre mit Platz im "gesicherten Mittelfeld" zufrieden

Nach anfänglicher Unruhe scheint Pal Dardai nun vorerst um Ruhe bemüht zu sein. Das gilt insbesondere für seine Arbeit mit und rund um die Mannschaft herum. Ein Rücktritt ist für ihn kein Thema (via Sky): "Wir haben vor ein paar Wochen eine neue Mannschaft bekommen."

Dazu stellte er gegenüber der dpa klar: "Wer mich kennt, weiß, Pal kommt jeden Tag mit vollem Akku und motiviert zum Training und versucht, die Spieler wie eigene Söhne zu behandeln, jeden Spieler zu verbessern." Der Trainer sieht somit (noch) keine Sollbruchstelle, weswegen er seinen Job noch weiter ausführen will.

Pal Dardai
Pal Dardai will in Berlin keine Hektik aufkommen lassen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Auch Bobic als noch immer frischer Sport-Geschäftsführer, versucht selbstredend Ruhe zu bewahren. Die großen Erwartungen, die teilweise von außen, zuweilen aber auch von innen kommen, gilt es zu beschwichtigen.

Eine solche Neuausrichtung brauche seine Zeit, erklärte er im Interview mit dem kicker: "Deswegen sagen wir auch: Wir wären zufrieden, wenn wir in dieser Saison im gesicherten Mittelfeld landen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht noch besser werden wollen. Aber wir müssen mit dem ersten Schritt beginnen."

"Ein Verein ist immer von den Ergebnissen der ersten Mannschaft abhängig", so Bobic zu den allgemeinen Erneuerungsprozessen innerhalb des Klubs. Allerdings sei auch "die Gesamtentwicklung wichtig: Ich schau' nicht nur von Wochenende zu Wochenende. Die Bundesliga-Tabelle ist bedeutsam, aber sie ist nicht alles."

"Entschuldigung, habe ich was verpasst?"

Nach dem sechsten Spieltag steht der Hauptstadtklub auf dem 12. Tabellenplatz. Zwar lediglich einen Sieg von der oberen Tabellenhälfte entfernt, jedoch auch mit nur zwei Punkten Abstand auf den dritt- und vorletzten Platz.

Daher wird auch kritisch auf die ein oder andere Personalentscheidung geblickt. Etwa, dass mit Matheus Cunha, Jhon Cordoba und Dodi Lukebakio die drei besten Hertha-Scorer abgegeben wurden. "Es kommt auf den Blickwinkel an. Keiner der drei hat in der vergangenen Saison zweistellig getroffen", erklärte Bobic seine Sichtweise.

Fredi Bobic
Fredi Bobic muss bei der Hertha einige Steine umdrehen / Lars Baron/Getty Images

Auf den leichten Hauch an Kritik mit diesen Entscheidungen reagierte er forsch: "Entschuldigung, aber habe ich was verpasst? Wie befriedigend waren die letzte Saison und die davor? Wie weit haben diese Spieler Hertha gebracht?"

Und genau das sei der springende Punkt: "Du kommst hierhin, siehst eine Mannschaft, in der etwas Grundlegendes nicht zu funktionieren scheint, und fragst dich was das größte Problem ist." Für Bobic ein klarer Fall: "Mentalität. Die totale Hingabe und die Bereitschaft, ihre individuelle Qualität ins Team zu investieren."

Somit möchte der neue starke Mann der sportlichen Führung viel eher an der Mannschaft arbeiten, als an dem Team um die Mannschaft herum. "Unser Ziel war, eine Mannschaft zu bauen, in der die Spieler gern unser Trikot tragen und Hertha als Chance begreifen, und erfahrene Spieler dazuzuholen, die das ausfüllen, was hier die letzten beiden Jahre auch verloren gegangen war: Leadership", resümierte er seine Einschätzung.