Trotz "dunkler Zeiten": Bobic sieht kein Chaos bei Hertha
Von Marc Knieper
Hertha BSC wechselt seine Trainer wie Unterhosen. Übergangstrainer Tayfun Korkut ist der bereits sechste Coach in etwas mehr als zwei Jahren. Von Chaos möchte Geschäftsführer Fredi Bobic beim selbsternannten Big-City-Klub trotz der "dunklen Zeiten" nicht sprechen. Seine interessantesten Aussagen im exklusiven Matchday Feature von DAZN im Überblick.
Dass Fredi Bobic mit seinem Wechsel aus dem Sport-Vorstand der Frankfurter Eintracht in die sportliche Geschäftsführung der Hertha vor einer gänzlich neuen und besonderen Aufgabe stünde, war dem 50-Jährigen im Sommer klar. Die 'Alte Dame', eigentlich gut betucht dank Sugar-Daddy bzw. Investor Lars Windhorst, krüppelt seit geraumer Zeit hinter ihren Erwartungen.
Mit dem Trainerwechsel zog Bobic den ersten Schlussstrich. Feuerwehrmann Korkut muss die Hertha in dieser Saison irgendwie über Wasser halten. Ab Sommer soll dann ein neuer Trainer aus der Alten Dame ein dynamisches Fräulein zaubern. Die präferierte Lösung an der Spree: Roger Schmidt.
Hertha BSC: Zurück zu den Basics
Der Anlass des Trainerwechsels war dabei "ziemlich einfach", so Bobic gegenüber DAZN. "Wir sind nicht zufrieden mit der sportlichen Entwicklung und wollen da eine Veränderung sehen." Korkut müsse sich nun gut anpassen und in kurzer Zeit das Optimale herausholen. "Es geht um die Basics, die einfachen Dinge. Wie Tayfun Korkut gesagt hat: 'Wenn du die einfachen Dinge außergewöhnlich gut machst, dann hast du Erfolg.'"
Aktuell rangieren die Berliner auf Platz 14 der Bundesliga, gerade einmal einen Zähler von Relegationsplatz 16 entfernt. Bobic fehlen bisher vor allem "die Konstanz und die Entwicklung, die ich im Team spüren muss". Deshalb habe er auch den Spielern unlängst mit auf den Weg gegeben, dass er mit ihnen nicht zufrieden sei und was er nun erwarte. "Weil ich aber auch weiß, dass sie es können und Qualität haben."
Vor allem Topverdiener wie Krzysztof Piatek und Lucas Tousart spielen noch deutlich hinter ihren Erwartungen. Das generelle Problem im Kader: Er ist gespickt von Individualisten. "Die Spieler der Mannschaft geben alles, aber sie geben alles allein. Und sie investieren es nicht in die Gruppe", unterstreicht Bobic den Egoismus seines Personals.
Bobic: "Wir leben in dunklen Zeiten"
An all diesen Schrauben möchte die Hertha nun drehen. Auch mit Neu-Coach Korkut. Die Prozesse haben längst begonnen, versichert Bobic. Trotz der Windhorst-Millionen konnte man wegen der Corona-Krise eben keine Unmengen an Geld investieren. "Ich habe keine 300 Millionen investiert, sondern Geld reingeholt. Nicht weil ich als Schwabe sparen will, sondern weil es notwendig war. Wir stehen schon wieder vor einem Lockdown und Geisterspielen", erläutert der Hertha-Geschäftsführer den Ernst der Lage.
"Wir leben in dunklen Zeiten und die Hertha hat gerade nicht das beste Image. Die Prozesse, die wir brauchen, um das zu drehen, haben begonnen."
- Fredi Bobic im DAZN-Matchday Feature
Bis zur Winterpause sind es noch vier Spiele. Stuttgart, Bielefeld, Mainz und der BVB - das die Gegner der Korkut-Elf. Sechs bis neun Punkte täten der Alten Dame hierbei mehr als gut. Natürlich wolle man möglichst viele Punkte und die damit verbundene Ruhe haben, "damit wir in der Rückrunde gefühlt einfacher und mit voller Hoffnung starten können, um uns einige Punkte zurückzuholen, die wir in der Vorrunde leider verschenkt haben."