Heldt: Wieso der 1. FC Köln an Gisdol festhält

Markus Gisdol bleibt aller Voraussicht nach Cheftrainer des 1. FC Köln
Markus Gisdol bleibt aller Voraussicht nach Cheftrainer des 1. FC Köln / Martin Rose/Getty Images
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Seit 17 Spielen ist der 1. FC Köln in der Bundesliga ohne Sieg. Trainer Markus Gisdol steht dennoch nicht zur Debatte. Im Doppelpass verteidigte Geschäftsführer Horst Heldt den eingeschlagenen Kurs.

In diesem Jahrtausend ist der 1. FC Köln vorrangig darum bemüht, sich in der Bundesliga zu etablieren. Das schien unter Jörg Schmadtke und Peter Stöger auch zu gelingen, doch nach dem verhängnisvollen Abstieg im Jahr 2018 kämpfen die Domstädter wieder um das sportliche Überleben in der höchsten deutschen Spielklasse.

In der abgelaufenen Saison konnte der Wiederabstieg dank einer zwischenzeitlichen Erfolgsserie im Frühjahr abgewendet werden, doch seit dem 2:1-Sieg beim SC Paderborn am sechsten März hat die Mannschaft kein Bundesligaspiel mehr gewonnen. Am Freitagabend schien der erste Dreier nach 16 Partien zum Greifen nah, im Auswärtsspiel bei Werder Bremen zeigte Schiedsrichter Florian Badstübner in der 82. Minute jedoch auf den Punkt im Kölner Strafraum. Sebastiaan Bornauw leistete sich ein Handspiel - Leonardo Bittencourt ließ sich die Chance nicht nehmen und erzielte den Ausgleich.

Keine Trainer-Diskussion: Heldt will es wie Werder machen

Seit Wochen stellt sich die Frage, wie lange sich Markus Gisdol trotz der Negativ-Serie, trotz eines passiven Defensivverhaltens und trotz eines harmlosen Offensivkonzepts noch als FC-Trainer wähnen darf. Geschäftsführer Horst Heldt plädierte im Sport1 Doppelpass allerdings für Kontinuität auf dem Trainerposten und zog einen Vergleich zur Situation beim SV Werder in der vergangenen Saison (zitiert via Geissblog.Koeln): "Warum ist es für den FC nicht legitim, eine solche Phase durchzustehen wie Bremen letzte Saison mit Florian Kohfeldt?"

Das hänge nicht zuletzt auch mit der Corona-Krise zusammen, die den Verein an seine finanziellen Grenzen bringt. "In der Phase, in der sich der FC befindet, müssen wir anders denken", betonte Heldt, "wir stehen vor viel größeren oder anderen Herausforderungen. Wir wissen schon jetzt, dass wir in Zukunft mehr denn je auf den Nachwuchs setzen müssen. Dafür brauchen wir einen Trainer, der bereit ist, diesen Weg mitzugehen. Es geht um eine essentielle Bedrohung für den Klub."

""Wir wissen schon jetzt, dass wir in Zukunft mehr denn je auf den Nachwuchs setzen müssen. Dafür brauchen wir einen Trainer, der bereit ist, diesen Weg mitzugehen""

Horst Heldt

Zugute kommt Gisdol also, dass er nach seinem Amtsantritt die Eigengewächse Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Jan Thielmann ins kalte Wasser geworfen hat. Mit Robert Voloder, Sava-Arangel Cestic, Jens Castrop, Tim Lemperle und Tolu Arokodare stehen mittel- bis langfristig weitere Nachwuchsspieler bereit, die der Verein aufbauen will; Gisdol dürfte ihnen eine Chance geben, sobald die Zeit reif ist.

Heldt: "Schwierige Situation war abzusehen"

Darüber hinaus ist Heldt um Realismus bemüht: "Unsere schwierige Situation war abzusehen", so der Geschäftsführer, der Kritik an Vorgänger Armin Veh übte: "Man muss aber intern darüber nachdenken, ob wir das zu oft betont haben." Demnach hätten "viele Spieler" nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr das Gefühl gehabt, "dass von Vereinsseite etwas anderes transportiert wurde, worin sich die Spieler nicht wiederfinden konnten."

Kein Freund von Träumereien: Horst Heldt blickt der Zukunft realistisch entgegen
Kein Freund von Träumereien: Horst Heldt blickt der Zukunft realistisch entgegen / Frederic Scheidemann/Getty Images

So sagte Veh in der Dokumentation 24/7 FC, er habe die Mannschaft zu Beginn der vergangenen Saison "zwischen Platz neun und zwölf eingeschätzt" (zitiert via Geissblog.Koeln). Doch auch unter Heldt und Gisdol war plötzlich vom Europapokal die Rede, nachdem man zwischenzeitlich auf Platz zehn geklettert war und nur vier Zähler Rückstand auf Rang sieben hatte. Seither ist allerdings viel Zeit vergangen - und der Verein ist auf dem Boden der Tatsachen angekommen, auf den Heldt stets hingewiesen hat.