Harit als Fixpunkt auf Schalke: Unter Baum zur alten Stärke?

Amine Harit muss für Schalke zur beständigen Stärke finden
Amine Harit muss für Schalke zur beständigen Stärke finden / DeFodi Images/Getty Images
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Auf Schalke gehört Amine Harit zu den wichtigsten Spielern - dafür müssen aber bestimmte Bedingungen vorherrschen. Manuel Baum muss das Offensivspiel wiederbeleben und mehr Kreativität ins S04-Spiel bringen. Dafür wird er sehr wahrscheinlich auch auf Harit setzen müssen.

Kreativität im Spiel und eine ordentliche Offensive. Zwei Aspekte, die beim FC Schalke 04 schon lange vermisst werden. Nicht erst seit der letzten Hinrunde, gewiss nicht. Die Halbserie unter David Wagner war zwar erfolgreich, gerade im Hinblick darauf, dass der Klub in der vorigen Rückrunde beinahe abgestiegen wäre und von Huub Stevens nur knapp gerettet wurde. Spielerische Offenbarungen mit vielen Torchancen und einer beständigen Offensiv-Struktur gab es aber auch vor einem Jahr nicht.

Das liegt natürlich auch daran, dass vergleichsweise nur wenige Spieler beim S04 als richtige Kreativspieler bezeichnet werden können. Suat Serdar wäre ein solcher, er kommt aber eher aus der Defensive in die Offensive. Rückkehrer Mark Uth hat zweifelsfrei das Können, seine Mitspieler auf dem Weg zum Tor in Szene zu setzen. Doch Amine Harit ist quasi der Spieler bei Königsblau, der einem am ehesten einfällt, wenn man an einen Spieler im offensiven Mittelfeld denkt, der wichtige Pässe spielen, gefährliche Dribblings ansetzen und als Spielmacher bezeichnet werden kann.

Amine Harit entschied das letzte Hinspiel gegen Mainz durch eine Einzelaktion
Amine Harit entschied das letzte Hinspiel gegen Mainz durch eine Einzelaktion / TF-Images/Getty Images

Harit im Formtief trifft auf die Offensive im Formtief: Zusammenhänge von elementarer Bedeutung

Warum aber kommt der 23-Jährige nur selten mit diesen wichtigen Attributen zum Vorschein, warum kann er diese Fähigkeiten - auf seine bisherige Zeit auf Schalke bezogen - nur selten sichtbar ins Spiel einbringen? Ein großer Teil liegt selbstverständlich am Spiel von Blau-Weiß selbst. Schon im Februar konnte die Offensive des Krisenklubs in Verbindung mit Harit als eine Symbiose bezeichnet werden. Kurzum: Beide sind elementar voneinander abhängig, und dieses Prinzip gilt nach wie vor.

Heißt: Spielt Schalke offensiv, traut sich die Mannschaft auf Geheiß des Trainers zu, mutig und schnell nach vorne zu spielen und eher ein Tor erzielen, als eins verteidigen zu wollen, kann der Marokkaner durch sein Können glänzen. Andererseits muss er dann auch abliefern, damit dieser Spielansatz erfolgreich sein kann. Fällt das Offensivspiel dagegen flach, geht Harit komplett unter.

Läuft es in der S04-Offensive nicht, wird auch Harit unsichtbar
Läuft es in der S04-Offensive nicht, wird auch Harit unsichtbar / Soccrates Images/Getty Images

Kann er unter Manuel Baum also wieder zur starken Form auflaufen? Primär hängt diese Frage natürlich davon ab, ob der neue Trainer es schafft, den Negativtrend zu beenden. Kleine Erfolgserlebnisse mitnehmen, früher oder später einen Befreiungsschlag schaffen, darauf dann weiter aufbauen. Gelingt das, je früher desto besser, kann auch wieder ganz anders aufgespielt werden. In diesem Fall, sobald wieder eine gewisse Stabilität beim S04 vorherrscht, kann Harit unter Baum zu einer im wahrsten Sinne des Wortes zentralen Figur werden.

Der Wagner-Nachfolger lässt gerne im 4-4-2 oder auch im 4-2-3-1 aufspielen, solange es die Umstände selbstredend erlauben. Das war gegen RB Leipzig noch nicht der Fall, gegen Union Berlin in knapp anderthalb Wochen könnte das schon anders aussehen. Je nach Formation und taktischer Herangehensweise kann der Mittelfeldspieler entweder direkt im Zentrum eingesetzt werden, also hinter der Sturmspitze, begleitet von den offenen Außenspielern, oder auch auf der linken Seite. Im Vierer-Mittelfeld wäre dies sehr wahrscheinlich die ihm zugedachte Rolle, in der Dreierreihe hinter dem Stürmer könnte er ebenfalls auf links ausweichen, damit Uth den klassischen Spielmacher geben kann.

Vertrauen und Gelegenheiten erarbeiten: Harit als wichtiger Baustein der noch unsichtbaren Schalke-Offensive

So oder so, um wieder aufblühen zu können, wie es vor einem Jahr der Fall war, muss Harit das Vertrauen des Trainerteams spüren und selbst wieder in eine Art Flow kommen. Gelingt das eine Dribbling, sitzt der eine wichtige Pass, der dann zur Torvorlage wird, kommt eine gewisse Leichtigkeit wieder zurück. Selbstverständlich wird Schalke mindestens bis zur Rückrunde keinen auch nur halbwegs sicheren sowie gefährlichen Fußball spielen können - dafür sind die Voraussetzungen ganz andere.

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Nach und nach jedoch wird es wichtig sein, dass auch die Offensivspieler wieder ihre normalen Aufgaben übernehmen und sie erledigen können. Von links nach rechts verschieben, den Gegner anpressen falls notwendig und vor allem auf das Verteidigen fokussiert sein, das gehört - so notwendig es beispielsweise gegen Leipzig auch war - nicht zu diesen Stärken.

Da Baum aber auch nicht für einen solchen Fußball steht, sondern durchaus eher für eine Art, die eigenen Stärken in den Fokus zu rücken, gleichzeitig aber durchaus ekelig zu sein, gibt es noch Hoffnung für Spieler wie Amine Harit. Die Voraussetzungen, die er braucht um zu funktionieren, werden nicht urplötzlich wieder vorhanden sein. Auch er muss sie sich wieder erarbeiten, mit Trainer und Mannschaft. Dann, Stück für Stück, wird er auch wieder starke Partien abliefern (können). Zunächst steht für ihn die Rückkehr ins Training an - die kommende Woche ist dafür anvisiert.


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