Gyamerah vor dem HSV-Finale in Heidenheim: "Das haben wir uns alle gewünscht!"

Will sich nicht in Panik versetzen lassen: Jan Gyamerah
Will sich nicht in Panik versetzen lassen: Jan Gyamerah / TF-Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Der Hamburger SV steht an diesem Wochenwende (mal wieder) vor einem sogenannten Schicksalsspiel. Durch fahrlässig verschenkte Punkte in den letzten Wochen wohnt dem Spiel beim Tabellenvierten FC Heidenheim (So, 15.30 Uhr) praktisch ein Final-Charakter inne. Für einen der HSV-Kicker bedeutet dies aber keineswegs das Horrorszenario, das von vielen im Verein und unter seinen Fans mit Fatalismus an die Wand gemalt wird - sondern eine Chance.

Und es ist - bezeichnenderweise - ein vor dieser Saison neu verpflichteter Spieler, der jetzt einem ganzen Klub Mut zusprechen muss. Keiner der alten Garde. Auch nicht der Trainer, der Sportdirektor oder gar der Präsident. Nein, es ist Jan Gyamerah, für den die momentane (sportliche) Lage des HSV überhaupt keinen Anlass bietet, den Kopf in den Sand zu stecken oder missmutig durch die Gegend zu laufen.

Gyamerah legt Fokus auf die Chancen, nicht auf die Risiken

"Wovor sollten wir Angst haben?", fragt der Rechtsverteidiger, der wegen einer im September erlittenen Wadenbeinfraktur weite Teile der Spielzeit verpasste. Und fügt dieser rhetorischen Frage gleich seine eigene passende Antwort hinterher. "Es ist eine geile Situation. Wir können aufsteigen, etwas gewinnen, dafür geben wir jetzt alles", erklärte der 25-jährige Abwehrspieler gegenüber der Bild-Zeitung. Und will von Verweisen auf die Vorsaison, in der im letzten Drittel alles verspielt wurde, gar nichts hören. "Jetzt spielst du um den Aufstieg mit", so Gyamerah weiter. "Das haben wir uns alle gewünscht, jeder will das. Ich freue mich, dass wir nach wie vor in dieser Situation sind. Ich bin immer noch total optimistisch."

Ganz im Gegensatz zu vielen Fans, die in den einschlägigen Foren bereits in den Abgesang auf den Aufstieg eingestimmt haben und auch der näheren Zukunft des Klubs, ob des abermaligen Verpassens der Rückkehr ins Oberhaus, eher düster entgegensehen. Oder auch im Gegensatz zu einigen seiner Arbeitskollegen (Martin Harnik), die in den Interviews nach dem Osnabrück-Spiel vom letzten Dienstag eine gewisse Rat- und Mutlosigkeit an den Tag legten.

Für Gyamerah ist das Aufstiegs-Glas also eindeutig eher halb voll, als halb leer. Und Argumente fehlen ihm ja auch nicht. Rein tabellarisch ist die Situation tatsächlich besser als im vergangenen Jahr. Da stand der HSV nämlich schon vor dem vorletzten Spiel (beim SC Paderborn) auf dem ominösen vierten Platz, war somit gezwungen, in Ostwestfalen zu gewinnen. Übermorgen jedoch ist es der FC Heidenheim, der unbedingt gewinnen muss. Dem HSV würde letzten Endes auch ein Unentschieden reichen. Wie dann übrigens auch im letzten Saisonspiel gegen die SV Sandhausen. Den dritten Platz hätte man mit zwei Punkten in jedem Fall erreicht, wenn wir mal davon ausgehen, dass Heidenheim die zehn Tore Differenz gegenüber dem HSV nicht in einem Spiel aufholen kann.

Objetive Ausgangslage ist tatsächlich besser als im Vorjahr

Vor einem Jahr mussten zwei Sieg aus den letzten beiden Spielen her - was für die damalige Mannschaft am Ende eine zu hohe Hürde darstellte. In diesem Jahr reichen - für das minimale Minimal-Ziel - zwei Remis. Und wer weiß? Vielleicht geht ja auch noch mehr, als nur den dritten Platz festzuzurren. Entsprechend sollte man tatsächlich mit einer positiven Grundeinstellung in das Spiel gehen. Einfach aus dem Wissen heraus, es absolut selbst in der Hand (bzw. in den Füßen) zu haben. Zwei Spiele ohne Niederlage - und man wäre Dritter. Mit einem Sieg (oder gar deren zwei) könnte vielleicht sogar noch der VfB Stuttgart abgefangen werden. Entsprechend zuversichtlich gibt sich Gyamerah im Vorfeld. "Das ist ein Spiel, auf das man sich als Fußballer freut. Wir können Heidenheim ärgern, ihren Aufstiegs-Kampf beenden und Platz 3 sicher machen. Jeder hat Bock auf so eine Partie. Wir haben in vielen Spielen schon gezeigt, dass wir es können."

Lässt sich Mannschaft von Gyamerahs Zuversicht anstecken?

Auch da hat der gute Gyambo recht. Leider datieren diese Spiele noch allesamt aus der Hinrunde, sind deshalb bei den Fans (und offensichtlich auch beim einen oder anderen Spieler) leider schon zu weit ins Langzeitgedächtnis gerutscht, um in der jetzigen Lage als Stimulans zu wirken. Umso besser, dass jetzt mit Gyamerah einer vorweg marschiert und eine gewisse Aufbruchstimmung erzeugt. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Rest der Truppe von seinem Optimismus und seiner positiven Art zu denken anstecken lässt.

Dass über die mageren Resultate zuletzt sogar schon der Trainer vermehrt in die Schlagzeilen kam und sich wachsender Kritik ausgesetzt sieht, kann Gyamerah deshalb auch nicht nachvollziehen. "Der Trainer hat immer gesagt, dass eine Saison Höhen und Tiefen hat", bemüht der frühere Bochumer den Diktus seines Vorgesetzten, "und dass man immer wieder aufstehen und weiterarbeiten muss. Genau das verkörpert er immer." Und genau davon hat sich offensichtlich auch Jan Gyamerah inspirieren lassen.