Gladbach-Stürmer Embolo in der Schusslinie: Warum der Schweizer ein absoluter Glücksfall für die Borussia ist

Breel Embolo wirft Fragen auf - sein Wert sollte jedoch unbestritten sein
Breel Embolo wirft Fragen auf - sein Wert sollte jedoch unbestritten sein / Stuart Franklin/Getty Images
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Am vergangenen Spieltag gewann die Borussia hochverdient mit 1:0 in Bielefeld, das goldene Tor erzielte der Schweizer Breel Embolo nach einer Willensleistung. Dennoch häuft sich die Kritik am Gladbacher Stürmer, da der 23-Jährige erneut einige Hochkaräter liegen ließ, um die Partie frühzeitig zu entscheiden.

Doch bei allem Unmut muss man festhalten: Embolo ist ein Glücksfall für die Fohlen!

Sinnbildlich für die chronische Abschlussschwäche des Schweizer Nationalspielers war eine Situation in der ersten Hälfte auf der Alm. Nach einem tollen Laufweg nahm Embolo den guten Pass von Jonas Hofmann auf und schloss stark ab, der Ball klatschte an den linken Innenpfosten und danach wieder vor die Füße des Gladbacher Angreifers.

Doch Embolo bekam seine Beine nicht rechtzeitig koordiniert und vergab den Abstauber - eine Szene mit Symbolcharakter.

Denn immer wieder fällt auf, dass Embolo in einigen Aktionen die nötige Ruhe und Klarheit vermissen lässt. Kritiker können allein aus den Spielen der laufenden Saison eine nette Collage zusammenstellen, in der der talentierte Stürmer eher unbeholfen wirkt. Dennoch kann sich die Borussia glücklich schätzen, diesen Mann im Kader zu haben. Ein Erklärungsversuch:

Embolos spezieller Werdegang - Verbleib über 2023 hinaus stark angeraten!

Jeder, der um die Jahrtausendwende den Flash-Klassiker QWOP spielte, erkennt in Embolo oftmals den unkoordinierten Sprinter des Browser-Games wieder. Der Schweizer wirkt oft ratlos, welchen Fuß oder welche Seite seiner Hüfte er in der nächsten Sekunde bewegen sollte. Überdosierte Pässe, unerklärlich weit verspringende Ballannahmen oder Abschlüsse, die man so nur von bierbäuchigen Altherren-Kickern kennt, sind bei Embolo an der Tagesordnung und wohl oft eine Folge suboptimaler Körperkontrolle.

Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass der damals 19-jährige Angreifer zu seiner Schalker Zeit nach mehreren schwersten Verletzungen über ein Jahr um die Fortsetzung seiner Karriere bangen musste. Insgesamt liest sich Embolos Leidensgeschichte der letzten Jahre wie ein Auszug aus dem Lehrplan eines Sportmediziners: Wadenbeinbruch, Sprunggelenksverletzung, Knochenödem, Schulterverletzung, Fußbruch und mehrere Muskelverletzungen - dass der Schweizer nun überhaupt wieder auf höchstem Niveau spielen kann, gleicht einem Wunder.

Ein schrecklicher Moment in Embolos junger Karriere
Ein schrecklicher Moment in Embolos junger Karriere / STEFAN PUCHNER/Getty Images

Nachdem er sich am siebten Spieltag der Saison 2016/17 in der Partie gegen Augsburg einen Wadenbeinbruch zuzog, stand das jähe Karriere-Ende Embolos mehrfach kurz bevor. Doch kämpfte sich der in Yaoundé geborene Sonnenschein allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz wieder heran und setzte seine Laufbahn fort. Auch zu Beginn der laufenden Saison spielte er stark auf, bis er sich im Länderspiel gegen die deutsche Auswahl nach einem bockstarken Auftritt erneut verletzte.

Dass er nun oftmals zögert, unbedacht in eine Aktion zu gehen, könnte stark mit der mittlerweile manifestierten Vorsicht Embolos zusammenhängen.

Schalke wollte ihn im Sommer 2019 nicht mehr, Gladbach bedankte sich und verpflichtete Embolo damals für etwa elf Millionen Euro. Während er die Borussia am Ende der abgelaufenen Spielzeit in die Champions League trug und auch in der laufenden Saison bereits sechs direkte Torbeteiligungen in zwölf Spielen sammelte, muss man in Gelsenkirchen derweil mit Vertragsamateuren stürmen.

Embolo genießt innerhalb des Teams Vertrauen

Denn auch wenn man sich immer wieder herrlich über Embolos unfassbare Verrenkungen aufregen kann, muss man verstehen, wie wichtig der Schweizer für die Borussia ist. Kaum ein Spieler im aktuellen Kader arbeitet dermaßen uneigennützig für die Mannschaft, bis auf Alassane Plea und mit Abstrichen Marcus Thuram verfügt kein Gladbacher Profi über eine ähnliche Physis und Präsenz.

Innerhalb des Teams steht ohnehin nicht zur Debatte, welchen Stellenwert der dritte Kapitän besitzt. "So eine Rakete müssen wir dann auch einsetzen", sagte etwa Rückkehrer Jonas Hofmann nach der Partie in Bielefeld über Embolo, der von seinen Kollegen und den Verantwortlichen der Borussia trotz einiger haarsträubender Fehlschüsse zurecht vollstes Vertrauen genießt.

Auch abseits des Platzes trägt er mit seiner fröhlichen und herzlichen Art zum Erfolg der aktuellen Mannschaft bei und die Borussia täte gut daran, seinen bis zum Sommer 2023 laufenden Kontrakt bei Gelegenheit auszudehnen.

Als Anhänger darf man dann gerne auch mal verstehen, dass der "QWOP" ein absoluter Glücksfall für die Borussia ist und ein wenig Rücksicht nehmen auf einen Mann, der mit vollem Herzen bei der Sache ist und seinen fragilen Körper dabei zum Wohle des Vereins hinten anstellt.