Gladbach rückte nie vom "Weg der Jugend" ab: Nachwuchs-Arbeit beim DFB muss generell hinterfragt werden

Jordan Beyer wurde für die U21 des DFB nominiert
Jordan Beyer wurde für die U21 des DFB nominiert / Maja Hitij/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit Luca Netz und Jordan Beyer wurden zwei Spieler der Borussia für die U21-Auswahl des DFB berufen. Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung kehrt man in Gladbach jedoch nicht zu den Wurzeln zurück - man hatte sie nie verlassen.


In grauer Vorzeit, also noch vor Trainer Lucien Favre oder Sportdirektor Max Eberl, konnte man sich bei der Borussia kaum sicher sein, in welcher Liga sie in der nächsten Saison spielen wird.

Doch auf eines war immer Verlass: In Jugendmannschaften des DFB tummelten sich regelmäßig Spieler, die bei der Borussia ausgebildet wurden. Zwei, drei oder mehr Fohlen gehörten eigentlich zum Standard, besonders in der deutschen U21.

Doch in den vergangenen Jahren herrschte zumeist Ebbe, wenn man sich die Nominierungen in den jüngeren Jahrgängen des DFB ansah. Dabei verließ die Borussia jedoch mitnichten ihren Weg, der seit der Übernahme von Max Eberl als Sportdirektor eher noch konsequenter verfolgt wurde.

Vielmehr muss man grundsätzlich fragen, warum deutsche Talente immer seltener zum Zuge kommen.

Bange Blicke in die Zukunft - Deutschland hat Nachholbedarf

"Schon immer war der junge Weg der Weg, den wir begehen wollen und müssen. Das ist der Weg, der uns die letzten 13 Jahre dahin gebracht hat, wo wir sind. Es ist deshalb schön, dass wir immer wieder junge Spieler finden, die sich relativ schnell ihre Sporen verdienen und bei uns die nächsten Schritte gehen können", bestätigte auch Eberl auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg.

Tatsächlich benannte Eberl nie explizit, dass es sich dabei um deutsche Talente handeln muss. Die Borussia mag zuletzt selten erwähnt worden sein, wenn der DFB seine Nominierungen für die U-Nationalmannschaften veröffentlichte, doch dafür fanden sich zahlreiche Talente aus der Schweiz, Österreich, Frankreich, der Slowakei oder auch Irland im Fokus ihrer jeweiligen Verbände.

Und die Borussia bildet hier keinesfalls eine Ausnahme. Betrachtet man den aktuellen Kader der deutschen U21-Auswahl, spiegelt sich ein schon aus den letzten Jahren bekanntes Phänomen wieder.

Kaum ein deutscher Spitzenklub ist mit einem Spieler vertreten. Dortmunds Moukoko bildet hier die nachvollziehbare Ausnahme, da er in vielen Bereichen außergewöhnlich scheint. Der FC Bayern kann diesmal ausnahmsweise Stürmer Tillmann ins Rennen werfen.

Das Gros der Spieler kommt jedoch von kleineren Vereinen, Aufsteigern oder Zweitligisten.

Kouadio Kone, Manuel Akanji
Gladbachs Youngster Manu Koné (r.) gegen den BVB / Frederic Scheidemann/Getty Images

Die Bundesliga ist mittlerweile dermaßen hochklassig geworden, dass deutschen Talenten kaum Einsätze verschafft werden können, wenn das eigene Team um die internationalen Plätze oder gar Titel mitspielen will.

Bei der Borussia kommt Manu Koné aus der zweiten französischen Liga, während Rocco Reitz nach Belgien verliehen wurde. Beim BVB spielt Jude Bellingham, während Tobias Raschl weiterhin für die zweite Mannschaft eingeplant ist.

Der deutsche Nachwuchs hat in den letzten Jahren kaum Ausnahme-Talente hervorgebracht und wenn doch, dann landeten diese nahezu direkt in der A-Nationalmannschaft (Wirtz, Musiala, Havertz). Oftmals mussten die Nachwuchskräfte zudem den Umweg über eine ausländische Liga suchen, um in Deutschland nicht unterklassig zu spielen (Nmecha, Dorsch, Janelt).

Demnach muss aus Sicht der Borussia festgehalten werden, dass sie in den letzten Jahren mitnichten vom "Weg der Jugend" abwich. Vielmehr muss der DFB im strukturellen Bereich aufholen, um im internationalen Vergleich nicht den Anschluss zu verlieren.

Hier sind selbstredend auch die Vereine gefordert, doch freiwillig wird kein deutsches Spitzenteam seine Chancen auf die Teilnahme am europäischen Wettbewerb riskieren, nur um mögliche Kandidaten für die DFB-Elf einem qualitativ besseren Jugendspieler eines anderen nationalen Verbandes vorzuziehen.