Hütter-Diskussionen für Eberl inakzeptabel: "Können es wie im alten Rom machen"
Von Dominik Hager
Borussia Mönchengladbach ist wohl mit das größte Rätsel im deutschen Fußball. Die Fohlen haben gezeigt, dass sie den FC Bayern innerhalb von Minuten zu Schuljungen degradieren können, auf der anderen Seite aber auch demonstriert, vom SC Freiburg komplett überfahren werden zu können. Trotz dieser wankelmütigen Leistungen steht Max Eberl zu 100 Prozent hinter Adi Hütter.
Wer sich ein Ticket für den Borussia-Park kauft, dürfte sich vorkommen wie beim Losstand auf dem Jahrmarkt. Von der Niete bis zum Hauptgewinn ist zu jeder Zeit alles möglich. Ähnlich wie auf dem Volksfest überwiegen jedoch auch bei der Borussia derzeit die Nieten. Rang 13 in der Liga ist für einen Kader, der eigentlich zu den Top-6 in der Bundesliga zählt, völlig inakzeptabel.
Eberl ohne Verständnis für Trainerdiskussion: "Dann möchte ich mit diesem Fußball nichts zu tun haben"
Im Interview mit Sky bezeichnete Max Eberl die jüngste 0:6-Pleite gegen Freiburg als "ernüchternd" und "Slapstick". Kritik an Trainer Adi Hütter möchte er allerdings nicht aufkommen lassen. Der ehemalige Eintracht-Coach wird auch in den nächsten Wochen auf der Bank sitzen.
"Also wenn die Frage so lautet, dass es in ganz vielen anderen Vereinen eine Trainerdiskussion gäbe, dann möchte ich mit diesem Fußball nichts zu tun haben. Wenn eben zwei Niederlagen dazu führen, dass ein Trainer infrage gestellt wird, dann können wir es wie im alten Rom machen, dass wir nach jedem Spiel mit Daumen hoch, Daumen runter entscheiden, ob der Trainer am nächsten Wochenende noch auf der Bank sitzen darf", verglich Eberl.
Zwei Niederlagen in Serie mögen zwar nicht nach viel klingen, jedoch sind null Punkte und 1:10 Tore gegen den 1. FC Köln und den SC Freiburg schon nahe an 'schlechter geht's nicht mehr'. Die Borussia macht während der kompletten Saison immer wieder einen Schritt nach vorne und dann wieder zwei zurück.
Eberl möchte "Krise" gemeinsam mit Hütter durchstehen: "Ein Job ist nicht nur Sonnenschein"
Den Diskussionen über die Zukunft des Coaches kann Eberl aber trotz allem rein gar nichts abgewinnen.
"Das ist für mich sehr, sehr befremdlich, weil wir über Menschen reden. Wir reden nicht über irgendjemanden, wo man sagen kann: 'Den kann man mal rausstellen oder anstellen.' Wir reden über Menschen, die hier einen Job übernommen haben. Und ein Job ist eben nicht nur Sonnenschein, sondern ein Job ist halt auch mal Regen. Und gerade dann heißt es für mich eben, noch mehr zusammenstehen. Über einen Trainer zu diskutieren, der zweimal verloren hat, ist für mich völlig inakzeptabel und entgeht auch jeder Grundlage, dass man das tut", zeigte sich der Manager der Fohlen wütend.
Selbst wenn intern nicht über Adi Hütter diskutiert wird, kann Eberl dem Trainer selbstredend keinen Freifahrtschein für alle Ewigkeit austeilen. Allerdings hat der 48-Jährige klare Vorstellungen von dem Punkt, an dem gehandelt werden muss.
Von diesem sei man aber noch recht weit entfernt.
"Wenn man als Verein lange, lange Zeit nicht erfolgreich ist und wenn man merkt, dass es Anzeichen gibt, dass irgendwelche Abläufe nicht mehr funktionieren, dann werden wir uns kritisch damit auseinandersetzen. Aber nach einer Niederlage, die eklatant war und nach einem Derby, was man verloren hat, was man verlieren kann - und wir dürfen auch Spiele verlieren - ist es für mich völlig inakzeptabel, solch eine Diskussion zu führen. Und ich hoffe, dass sie auch an keinem anderen Standort der Bundesliga so geführt würde", stellte Eberl klar.
Externe Diskussionen um Hütter müssen erlaubt sein
Festzuhalten bleibt, dass Diskussionen um Hütter "völlig inakzeptabel" sind, wie er im Interview mit Sky mehrmals klargestellt hat. Auf der einen Seite ist es natürlich positiv zu bewerten, wenn Eberl seinem Coach den Rücken stärkt. Allerdings muss man sich dennoch die Frage stellen, wie ein Verein mit Spielern wie Sommer, Ginter, Neuhaus, Zakaria, Hofmann, Stindl und Pléa nur Tabellen-13. sein kann.
Dass es externe Diskussionen um Hütter gibt, ist demnach nicht sonderlich überraschend, sondern vollkommen normal. Dies ist aber natürlich noch nicht gleichbedeutend damit, dass die Fohlen intern auch handeln müssen. Selbstverständlich ist es auch schwer, einen Trainer vor die Tür zu setzen, für den man zu Corona-Zeiten 7,5 Millionen Euro gezahlt hat.