Fürth-Coach Leitl ein Thema auf Schalke: Könnte das passen?

Stefan Leitl
Stefan Leitl / Cathrin Mueller/GettyImages
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Auch wenn sich Greuther Fürth gegen den Bericht wehrt, ein Abschied von Stefan Leitl stünde bereits fest, bleibt der Trainer ein Thema bei Schalke 04. Doch würde er als neuer Chefcoach überhaupt zu den Knappen passen?


Am Dienstagmorgen machte ein Bericht der Bild die Runde, wonach es bereits jetzt so gut wie sicher sei, dass Stefan Leitl Fürth zur neuen Saison verlassen wird. Das sei im Falle des zu erwartenden Abstiegs per Ausstiegsklausel möglich, hieß es weiter.

Darüber hinaus gelte allen voran Schalke als heißer Kandidat, wenn es um den dann nächsten Verein des Trainers geht.

Zumindest den ersten Teil dieser Meldung hat Fürth inzwischen dementiert. "Das ist mitnichten so, das kann ich nicht bestätigen", erklärte Sportchef Rachid Azzouzi auf Nachfrage von nordbayern. Andererseits könne er es durchaus verstehen, sollte sich ein Klub ohne Trainer Gedanken über Leitl machen. Azzouzi offen: "Ich glaube schon, dass er für sich abklopft, was sein kann."

Rachid Azzouzi
Rachid Azzouzi / Alexander Hassenstein/GettyImages

Dazu passte auch der Bericht des kicker: Demnach sei ein Sommer-Abschied zwar denkbar und auch möglich, doch würde der Bundesligist definitiv eine Ablöse einnehmen. Eine Klausel zur Vertragsauflösung gibt es nicht.

Innerhalb des Klubs gehe man aber davon aus, dass es zumindest erste leichte Kontaktaufnahmen gegeben haben könnte. Zudem erwarte man, dass es noch nicht zu fortgeschrittenen Gesprächen gekommen ist. Daran haben die Verantwortlichen aufgrund des guten Vertrauensverhältnisses keine Zweifel.

Würde Leitl überhaupt zu Schalke passen? "Ein großer Freund des dominanten Offensivfußballs"

Was von der Story schlussendlich bleibt: Leitl soll ein Thema bei S04 sein. Königsblau ist auf der Trainersuche für die neue Saison. Das oberste Kriterium, aufgrund der offenen Ausgangslage: Der neue Coach muss bereit sein, sich unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit für die Knappen zu entscheiden. Das scheint beim Fürther der Fall zu sein.

Somit war am Dienstag die große Frage in den Köpfen zahlreicher Schalke-Anhänger, ob der 44-Jährige überhaupt als neuer Cheftrainer passen würde.

Schon ein genauerer Blick auf die Spielphilosophie des gebürtigen Müncheners gibt einen guten Aufschluss darüber. Michael Fischer (@MichFisc), der sich für nordbayern und die Nürnberger Nachrichten intensiv mit Fürth und somit auch mit Leitl selbst beschäftigt, hat 90min seine Einschätzung geliefert.

"Leitl ist ein großer Freund des dominanten und schön anzuschauenden Offensivfußballs. Deshalb hat ihn Geschäftsführer Azzouzi 2019 auch nach Fürth geholt", so ein wichtiger Grundstein. Azzouzi hatte anlässlich der Entscheidung betont, man wolle "keine abwartende Mannschaft sein". Stattdessen eine, "die das Spiel bestimmt, die attraktiv nach vorne spielt, die früh presst, die Bälle früh gewinnt und sich viele Torchancen erspielt".

Stefan Leitl
Leitl (mi.) feierte im letzten Jahr den Aufstieg / Alex Grimm/GettyImages

Für diesen Ansatz steht der Coach. Die Erklärung seitens Fischer weiter: "Mit dieser klaren Idee, mit dem 'Fürther Flachpass' hat Stefan Leitls Mannschaft die 2. Liga teilweise dominiert. In den meisten Spiele agierten die Fürther dabei in einem 4-4-2 mit einer sehr spielstarken Mittelfeldraute."

Dabei ein wichtiger Bestandteil: Hoch anlaufende und offensiv agierende Außenverteidiger und ein offensiver Spielansatz auch für die Mittelfeldspieler. Im Übrigen zeigte sich dadurch auch ein gewisser David Raum in Bestform. Jener David Raum, der mittlerweile deutscher Nationalspieler wurde.

Durch den Aufstieg hatte Leitl betont, auch in der Bundesliga den eigenen Stil soweit wie möglich beibehalten zu wollen. "Identität durch Intensität", so das Motto. Der spielerische Ansatz blieb bestehen, wenngleich mit der ein oder anderen notwendigen Anpassung an den Gegner.

Dass Fürth insbesondere in der Hinrunde so viele Partien verloren gab, lag aber weniger am Coach und seiner Idee selbst, sondern an verschiedenen Komponenten, erklärte Fischer: "Die toxische Mischung aus vier verlorenen Stammspielern, Verletzungspech und einer gewissen Naivität beim Verteidigen führte dazu, dass Fürth im Sommer und Herbst 2021 fast dauerhaft verlor."

Durch das Einstreuen mancher Defensiv-Akzente erreichte die Mannschaft zuletzt mehr Stabilität. Daran zeigt sich auch eine Flexibilität, die Leitl an den Tag legen kann, sollte dies für den Erfolg notwendig sein. Das Fazit zur Philosophie: "Dennoch ist Leitl ein ganz klarer Offensivtrainer."

Ruhiger Trainertyp mit Ehrgeiz - S04 wäre ein anderes Umfeld

Als Trainertyp gilt er als ein "sehr freundlicher Mensch, der aber genau weiß, was er will". Fischer berichtete, dass manch ein Spieler auch über sehr private Dinge den Austausch mit dem Coach gesucht habe, nach dessen Ankündigung, seine Tür stünde jedem immer offen. Das zeugt von einem guten Verhältnis zu seinen Spielern.

"Andererseits kann er auf dem Trainingsplatz auch laut werden, wenn ihm etwas nicht passt. Er ist aber niemand, der Spieler kleinmacht, kein harter Hund, sondern ein junger, moderner und ambitionierter Trainer, der seine Mannschaft jeden Tag besser machen will. Das ist ihm in Fürth ja eindrucksvoll gelungen", weiß Fischer den Typus zu beschreiben.

Rouven Schroeder
Rouven Schröder soll Leitl sehr schätzen / Christof Koepsel/GettyImages

Seine Art und Weise, sein spielerischer Ansatz und sein Ehrgeiz haben beim Kleeblatt zum Erfolg geführt, so die Quintessenz: "Als er die Mannschaft im Februar 2019 übernahm, drohte diese mal wieder in den Tabellenkeller abzurutschen. Zweieinhalb Jahre später hatte er den Klub zu einem der besten Zweitligisten umgebaut, der vollkommen verdient in die Bundesliga aufstieg - mit einem der, wenn nicht sogar dem geringsten Etat der Liga."

Fischer weiß aber auch: "Auf Schalke wäre Leitl nach dieser Hinrunde, wie er sie mit Fürth erlebt hat, sicher entlassen worden." Es wäre ein gänzlich anderes Arbeitsumfeld für den Coach. Sowohl was die Medienpräsenz betrifft, als auch das Fan- und Erwartungs-Umfeld.

Bei S04 müsste er auch die Fans begeistern. Ob er, als eher ruhiger Zeitgenosse, dafür die richtige Wahl wäre? Eines ist wohl klar: Er wäre mit seinem Offensivfußball eine spürbare Abwechslung im Vergleich zu den Trainern der letzten Jahre. Und damit wären viele Anhänger ebenso gut zu begeistern.


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