Fünf vor acht - Ein Kommentar zu den fehlenden Bayern-Transfers

  • Wo bleiben die Bayern-Transfers?
  • Macht man die Hausaufgaben nicht gewissenhaft genug?
  • Womöglich muss man sich über das Wintertransferfenster nochmal hinwegmogeln
Wartet weiter auf Verstärkungen für den Kader: Bayern-Coach Thomas Tuchel
Wartet weiter auf Verstärkungen für den Kader: Bayern-Coach Thomas Tuchel / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
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Weihnachten ist schon vorbei und Bayern-Trainer Thomas Tuchel wartet immer noch vergeblich auf die Erfüllung seiner Transferwünsche. Es stellt sich die Frage, ob die Bayern ihre Hausaufgaben nicht effizient genug erledigen. Ein Kommentar.

Hausaufgaben in der Schule sind manchmal zu einem wahren Extremsport mutiert. Vor allem dann, wenn man sie erst gemacht hat, als der Lehrer sie schon einsammelte. So ähnlich fühlt es sich in der jüngeren Vergangenheit auch beim FC Bayern an.

Vorbereitung tendenziell unzureichend

Gehen wir zurück in die Zeit, als Julian Nagelsmann noch Trainer war und Robert Lewandowski den Verein verließ, ohne dass man einen auch nur annähernd adäquaten Ersatz in der Hinterhand hatte. Man ging ohne die Besetzung einer Position in die Saison, die seit Jahrzehnten in der Bayern-Historie verankert ist und hatte großes Glück, dass Eric-Maxim Choupo-Moting noch wusste, wo das Tor steht, nachdem er auch bei seinen vorherigen Stationen meist nur zuschauen durfte, wie andere die Tore schossen. Er hat die Bayern gerettet und ein wenig über die Transferpanne hinweggetäuscht. Choupo-Moting war sozusagen dieser eine Klassenkamerad, bei dem man fünf vor acht noch schnell abschreiben konnte und dabei maximal sein Pausenbrot opfern musste.

Auch in der Innenverteidigung hat man in dieser Saison bei so mancher Stegreifaufgabe gesehen, dass man nicht wirklich vorbereitet in den Unterricht gegangen ist. Vielleicht hätte ein Spickzettel geholfen, um daran zu denken, dass man mit Benjamin Pavard einen Spieler abgibt, der gleich zwei defensive Positionen abdecken kann, auf denen man in München durchaus Bedarf sieht. Zum Glück saß eine Reihe weiter Leon Goretzka, der als Innenverteidiger einsprang und einem die Lösung zuflüsterte.

Nicht konsequent genug?

Auch der lang gehegte Wunsch von Thomas Tuchel, einen echten Sechser zu verpflichten, zerschlug sich im Sommer, nachdem man kurzfristig versucht hatte, das Thema Palhinha einzupacken. Zu spät. Der Deal platzte am Deadline-Day.

Jetzt ist das Transferfenster zum Halbjahr wieder geöffnet und man wartet vergeblich auf die Bekanntgabe der krachenden Bayern-Transfers, die den Kader des Rekordmeisters endlich komplettieren sollen. Da fragt man sich, was man eigentlich monatelang macht? Natürlich sind Transfers gerade für große Vereine nicht immer so einfach zu realisieren, weil die Gegenseite zum Teil horrende Forderungen stellt, aber es muss doch für einen Verein wie den FC Bayern möglich sein, über einen so langen Zeitraum Transfers einzutüten oder zumindest insoweit vorzubereiten, dass diese dann schnell finalisierbar wären. Auch wenn man merkt, dass die Option A nicht funktioniert, sollte man parallel eine Option B oder C in der Hinterhand haben, mit der man die Baustellen zumindest sinnvoll schließen kann.

Ab zur Nachhilfe?

Steuern die Münchner auf das nächste Transferfenster zu, in dem die Hausaufgaben noch nicht gemacht sind? In dem der Lehrer schon einsammelt und man noch krampfhaft versucht, etwas hinzukritzeln, um kein leeres Blatt abzugeben? Für die Bayern wie für alle anderen geht es nun in die entscheidende Saisonphase. Wenn man auch dieses Transferfenster verschläft, ist nicht nur das Vorrücken gefährdet, sondern man muss sich vielleicht auch überlegen, den einen oder anderen Verantwortlichen in die Nachhilfe zu schicken.

Eine klare Bayern-Linie braucht wohl noch Zeit

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass durch das Ausscheiden von Salihamidzic viele Gespräche über Transfers und Vertragsverlängerungen auf Eis gelegt wurden, die bei einer Weiterbeschäftigung von Brazzo vielleicht zum Abschluss gekommen wären. Die Position von Salihamidzic war danach lange Zeit vakant und niemand wusste so recht, wer nun verantwortlich ist und in welche Richtung es gehen soll. Christoph Freund ist nun seit September der neue Verantwortliche für diesen Bereich und vielleicht muss man ihm auch die Zeit zugestehen, um die Fäden für große Transfers zu spinnen. Es bleibt spannend, was die Münchner im Wintertransferfenster noch realisieren können. Vielleicht heißt es im Winter aber erst nochmal: Note 4, bestanden. Bestanden ist gut, gut ist 2 und 2 ist fast 1.


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