Frauenfußball: UEFA führt Mindeststandards für Nationalteams ein
- der Frauenfußball soll professioneller werden
- bessere Bedingungen und mehr Schutz Spielerinnen
Von Helene Altgelt
Die UEFA hat Mindeststandards für Frauen-Nationalteams eingeführt, um für professionelle Bedingungen und den Schutz der Spielerinnen zu sorgen (Quelle: sid). Damit reagiert der europäische Fußball-Verband wohl auch auf die Proteste von Spielerinnen aus verschiedenen Ländern in den letzten Jahren.
Die Nationalteams müssen nun gewisse Auflagen erfüllen. Zum einen soll die Qualität des Trainings und des Fußballs garantiert werden, weshalb es von nun an einen hauptamtlichen Cheftrainer mit Pro-Lizenz geben muss. Weitere Punkte sind eine zufriedenstellende ärztliche Betreuung und "hochwertige Unterkünfte". Gerade bei kleineren Verbänden ist dies noch nicht selbstverständlich.
Zudem führt die UEFA nun eine "Vereinbarung zwischen Spielerinnen und Verband über Vergütung, Eltern- und Schwangerschaftsregelungen sowie Antidiskriminierung" ein. Dieser Schritt war längst überfällig: Ob auf Vereins- oder Landesebene, viele Spielerinnen werden im Falle einer Schwangerschaft nicht angemessen unterstützt. Sara Björk Gunnarsdottir etwa zog gegen ihren ehemaligen Klub Olympique Lyon vor Gericht.
Auch über Diskriminierung bei Frauen-Nationalteams wurde in den letzten Jahren viel diskutiert. Spielerinnen aus Frankreich, Spanien und Slowenien bemängelten etwa sexistische und teils homophobe Kommentare. Die neue Regelung soll nun dazu führen, die Spielerinnen besser zu schützen.
In Spaniens Fall fordern die Spielerinnen schon lange weitreichende Veränderungen. Ex-Trainer Jorge Vilda soll seine Elf etwa stark kontrolliert haben. Sloweniens Spielerinnen veröffentlichten in diesem Sommer einen offenen Brief an den Verband, in dem sie ein unprofessionelles Umfeld und unangemessenes Verhalten des Trainerstabs beklagten.
Die Regelung war definitiv notwendig. Allerdings handelt es sich nur um Mindeststandards, die dazu recht schwammig formuliert sind. Was eine "hochwertige Unterkunft" beispielsweise sein soll, bleibt Definitionssache. Die UEFA schreibt lediglich vor, dass es Vereinbarungen mit den Spielerinnen zu bestimmten Bereichen geben soll - aber nicht, was diese beinhalten sollen. Wie viel sich in Wirklichkeit also ändert, bleibt noch abzuwarten. Dazu wird auch die Frage, wie konsequent die UEFA bei Verstößen vorgeht, entscheidend sein.
Für die ehemalige Nationalspielerin Nadine Kessler, inzwischen bei der UEFA für den Frauenfußball verantwortlich, ist die Regelung ein Erfolg: Das "Projekt ist wichtig und ein Ausgangspunkt, um die Messlatte für alle Frauen-Nationalmannschaften anzuheben", sagte sie.
Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin feierte die Einführung der Mindeststandards. Er sagte: "Das ist ein wichtiger Meilenstein, aber wir blicken bereits auf die nächsten Schritte voraus." Die UEFA könnte in einem nächsten Schritt die Anforderungen etwa konkreter gestalten.