"Zum Wohle des Fußballs" - Florentino Pérez erklärt die Gründung der Super League

Florentino Pérez hat ausführlich über die Super League gesprochen
Florentino Pérez hat ausführlich über die Super League gesprochen / Soccrates Images/Getty Images
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Florentino Pérez ist nicht nur Präsident von Real Madrid, sondern auch der Vorsitzende der geplanten Super League, in der sich zwölf europäische Topklubs aus Spanien, England und Italien abspalten und mit ihrer neuen Elite-Liga die ganz große Kohle scheffeln wollen.


Der 74-Jährige Bauunternehmer hatte in der Nacht auf Dienstag einen großen TV-Auftritt in der spanischen Fußball-Sendung El Chiringuito de Jugones. Dabei sprach der Real-Boss über die Gründe für die Super League und die Zukunft der Königlichen (übersetzt via RealTotal, transfermarkt.de).

Warum die Super League gegründet wurde? "Weil es an der Zeit war, damit wir die kommende Saison schnell beginnen können. Wir arbeiten viel daran, seit mehr als zwei Jahren. Die Pandemie hat uns den letzten Stoß gegeben. Ohne die Pandemie hätten wir einen Umsatz von 900 Millionen Euro gehabt, so waren es aber 600. Die Situation ist sehr schlecht", so Pérez.

Aus Pérez' Sicht ist der Schritt zur Super League ganz einfach und logisch. Denn: die Champions-League-Reform 2024 komme zu spät! "Sie sagen, das neue Format kommt 2024. 2024 sind wir alle tot. Die Champions League ist ab dem Viertelfinale attraktiv. Wir müssen gegen bescheidene Mannschaften spielen, was nicht attraktiv ist", rechtfertigte sich Pérez.

"Die Spiele zwischen den großen Vereinen sind attraktiver und generieren mehr Geld. Das Geld wird dann geteilt. Ich denke nicht, dass Spiele zwischen zwei unbekannten Klubs attraktiver sind und sich die vier Milliarden Fußballfans auf der Welt dafür den Fernseher einschalten", meinte er. Man müsse sich an die "neue Generation" und deren "andere Gewohnheiten" anpassen und Antworten darauf finden. Die Champions League erwecke "Jahr für Jahr weniger Interesse".

"Der Fußball befindet sich momentan in einem freien Fall!"

Florentino Pérez, El Chiringuito

Die Super League soll nun den "Fußball retten, damit wir zumindest für die nächsten 20 Jahre in Ruhe leben können. Die Situation ist sehr dramatisch", gab er zu bedenken. "Wenn gesagt wird: Das sind die Reichen - nein. Ich bin nicht der Eigentümer von Real Madrid. Real Madrid ist ein Mitgliederverein. Alles, was ich tue, ist zum Wohle des Fußballs. Jetzt machen wir dies, um den Fußball zu retten, der sich in einer kritischen Situation befindet." Man werde versuchen, "sobald wie möglich zu beginnen". Ziel ist wohl schon der Start der Super League zur Saison 2022/23. Die Mitglieder sollen sich dann dem Vernehmen nach rund 3,5 Milliarden Euro untereinander aufteilen.

"Es ist eine Liga für den Fußball. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Fans, die wettbewerbsfähige Wettbewerbe wollen."

Florentino Pérez, El Chiringuito

Pérez: Super League zum Wohle der Fans und Rettung des Fußballs

Die Kritik an der Super League kann Pérez einfach nicht recht nachvollziehen. Schließlich biete sie deutlich mehr Attraktivität als die aktuelle Champions League. Ergo glaubt der Real-Präsident tatsächlich, sie sei zum Wohle der Fans.

"Wann immer es eine Veränderung gibt, gibt es immer Leute, die dagegen sind. Was ist attraktiv? Dass wir Großen untereinander spielen, die Konkurrenzfähigkeit. Das ist attraktiv und wird im Fernsehen mehr wertgeschätzt, generiert also mehr Ressourcen", so der 74-Jährige.

Im Prinzip sind die Super-League-Gründungsmitglieder für Pérez die edlen Retter des gesamten Fußballs. "Das Geld ist für alle da. Es stellt sich dar wie eine Pyramide: Wenn wir Geld haben und es nicht verlieren, fließt es zu jedem hin - weil wir Spieler verpflichten, weil wir solidarisch sein können. Aber wenn kein Geld generiert wird… Es ist keine geschlossene Liga, das stimmt nicht. Wir haben nie an so etwas gedacht", führte er aus.

Pérez hat keine Angst vor der UEFA

Angst vor Konsequenzen durch die UEFA hat Pérez keine. Der europäische Fußballverband hatte bereits angekündigt, alle Super-League-Teilnehmer aus den internationalen Wettbewerben auszuschließen. Alle Spieler der Klubs sollen darüber hinaus nicht mehr für ihre Nationalteams spielberechtigt sein.

"Jemand hat gesagt, dass es mit den nationalen Ligen dann vorbei wäre. Schwachsinn! Die Liga ist das Fundament aller Wettbewerbe."

Florentino Pérez, El Chiringuito

"Man muss transparent sein. Die UEFA ist nicht transparent gewesen, und damit ist es vorbei. Mit den Monopolen ist es vorbei, und wir alle sagen, dass der Fußball am Rande des Ruins steht. Wir werden mit Sicherheit nicht aus der Champions League rausfliegen. Auch nicht aus LaLiga, nichts dergleichen. Die UEFA hat kein gutes Image. Ich will Dinge, die bei der UEFA passiert sind, nicht erwähnen, aber sie muss einen Dialog führen und nicht drohen", meinte Pérez.

Speziell auf die Drohungen und Worte von UEFA-Präsident Aleksander Čeferin ging Pérez dann aber doch ein: "Das ist eine sehr schlechte Art und Weise gegenüber einem Präsidenten eines historischen Klubs. Die UEFA muss anders auftreten, wir wollen keinen Präsidenten, der einen anderen Präsidenten beleidigt. Du kannst dafür sein, dagegen sein, es nicht verstehen… Aber solche Dinge dürfen nicht passieren."

Darum sind Bayern, BVB und PSG nicht mit dabei

Pérez erklärte auch, warum bislang nur zwölf Klubs bei der Super League dabei sind. 15 feste Starter sollen am Ende eingeplant sein. Auffällig: PSG aus der Ligue 1 und der FC Bayern und Borussia Dortmund aus der Bundesliga, sind nicht mit dabei.

"Wir haben PSG nicht eingeladen, sondern die Gründung mit den zwölf Klubs erst einmal abgeschlossen. Auch die beiden deutschen Vereine haben wir nicht eingeladen. Wir sind zwölf und können noch 15 werden", so Pérez.