Schalkes Umstellung auf die Viererkette: Hintergründe und mögliche Zukunft

Dimitrios Grammozis wählte gegen Aue eine Viererkette
Dimitrios Grammozis wählte gegen Aue eine Viererkette / Frederic Scheidemann/Getty Images
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Gegen Erzgebirge Aue wählte Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis eine Umstellung von der Dreier- auf die Viererkette. Ein ebenso logischer wie richtiger Schritt, der für eine spielerische Verbesserung in der ersten Hälfte sorgte. Die Gründe für diese Entscheidung und zur Frage, ob diese Herangehensweise nun Fortbestand haben wird.


Unter Dimitrios Grammozis hat sich die Dreier- beziehungsweise Fünferkette bei Schalke 04 erneut fest etabliert. Nicht nur über die letzten Spieltage der vergangenen Saison, sondern auch in der Vorbereitung für die inzwischen angelaufene Spielzeit legte der Trainer den vollen Fokus auf diese Grundanordnung.

Am Freitagabend jedoch kam es erstmals zum Tausch. Am dritten Spieltag ging es ins Heimspiel gegen Erzgebirge Aue. Also gegen eine Mannschaft, die selbst aus einer Dreierkette heraus spielt und vergleichsweise sehr wenig auf Ballbesitz gibt. Also so wie S04 in den ersten beiden Ligaspielen. Allerdings war abzusehen, dass man dieses Mal selbst das Spiel machen müsste.

Grammozis entschied sich für die Viererkette - und lobte die Umsetzung durch sein Team

Dementsprechend wählte der Coach die Umstellung auf die Viererkette. Eine ebenso richtige wie logische Entscheidung. Immerhin war klar, dass man deutlich mehr Ballbesitz haben wird als zuvor. Und um diesen gewinnbringend einzusetzen, brauchte es eine Überzahl im Mittelfeld. So korrekt dieser Entschluss war, so wenig war er jedoch ein Geniestreich. Viel eher ein völlig normaler Schritt für einen Trainer. Das machte es jedoch nicht weniger bedeutsam.

Thomas Ouwejan und Mehmet-Can Aydin agierten also als eher klassische Außenverteidiger, während Malick Thiaw und Marcin Kaminski die Innenverteidigung bildeten. Davor spielte Victor Palsson auf, neben ihm im Mittelfeld Dominick Drexler und Rodrigo Zalazar.

Dominick Drexler
Den Führungstreffer konnte Schalke guten Gewissens feiern / Frederic Scheidemann/Getty Images

Und in der ersten Halbzeit ging dieser Plan auch auf. Schalke fand viel besser ins Spiel, kombinierte sich teilweise sogar durch die Reihen von Aue. Zwar erreichte man in diesen ersten 45 Minuten auch nur einen Schuss aufs Tor. Doch spielte man sich insgesamt acht Schüsse heraus, darunter zwei Großchancen. Darunter wiederum auch der Führungstreffer von Drexler (32. Minute).

Dass das Team anschließend vergleichsweise einschlief, hatte mit dieser Herangehensweise an sich nichts zu tun. Der Plan, eher die knappe Führung zu verteidigen und dadurch immer mehr die Kontrolle aufzugeben, anstatt auf das zweite Tor (heim und gegen Aue!) zu spielen, ging schlichtweg erneut schief.

Grammozis zog im Bezug auf die Viererkette ein positives Fazit: "[Wir] wollten ein neues System fahren [...]. In der ersten Halbzeit haben wir es dann auch sehr gut gemacht. Wir haben den Gegner laufen lassen und immer wieder die Tiefe gesucht."

Der Coach weiter (via WAZ): "Die Umstellung auf Viererkette hat gut geklappt. Die Jungs haben sich gut gefühlt, wollten das mittragen. Das Experiment ist geglückt." Dazu sprach er von einer Aufstellung, die "gerechtfertigt" war, und dass sein Team dabei "einen Schritt nach vorn" gemacht habe.

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis zeigte sich mit der Umsetzung der Umstellung zufrieden / BSR Agency/Getty Images

Nach positivem Fazit: Viererkette nun die wahrscheinlichste Option auf Schalke?

Bei einem solch positiven Resümee dürfte eine Fortführung dieses System eigentlich automatisch beschlossene Sache sein, oder? Jein. Der ganz große Fokus lag und liegt weiterhin auf der Dreierkette. Das ist das taktische Mittel Grammozis', auf das der größte Wert gelegt und für das am allermeisten Arbeit investiert wurde. Von den Trainingseinheiten, über die jeweiligen Spieler, bis hin zu den Testspielen.

Schon im Trainingslager war zu erkennen: das Spielen mit der Viererkette ist viel eher nur eine Alternative für spezielle Fälle als eine zweite Option. Eine Option, die nicht ebenbürtig ist mit den drei Innenverteidigern. Und so vernünftig die ersten 45 Minuten gegen Aue auch aussahen, insbesondere vom spielerischen Aspekt her. Es ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass die ursprünglichen Pläne nun weitestgehend über den Haufen geworfen werden.

FC Schalke 04 v FC Erzgebirge Aue - Second Bundesliga
Der nächste S04-Gegner heißt Jahn Regensburg / Frederic Scheidemann/Getty Images

Das heißt nicht, dass es am Samstag gegen den aktuellen Tabellenführer Jahn Regensburg nicht wieder auf die Vierer-Abwehr hinauslaufen kann. Gerade weil dieser kommende Gegner auch sehr gerne mit hohen Bällen ins gegnerische erste Drittel agiert, um dann den zweiten Ball zu attackieren. Schließlich war die Begründung gegen Aue auch, dass man gegen eine Mannschaft gespielt habe, "die mit hohen Bällen nach vorne spielt".

Doch zum Standardsystem wird es zumindest in den nächsten ein, zwei Monaten nicht werden. Schon alleine aufgrund der Kaderzusammenstellung und der Vorbereitung. Aber auch, weil eine solche Umstellung inmitten des Spielbetriebs ein Risiko darstellt. In dieser Zeit geht es eher um das Festigen von Mustern und neuen Lösungsmöglichkeiten.