Zu wenig Kontrolle im Bayern-Spiel? Nagelsmanns bemerkenswerte Analyse
Von Simon Zimmermann
Am Ende nahmen die Bayern die Hürde Greuther Fürth doch noch recht souverän. Zumindest das Ergebnis (4:1) war standesgemäß. Doch der Rekordmeister hatte einige Probleme mit dem Tabellenletzten - was auch an der mangelnden Spielkontrolle lag. Julian Nagelsmann hatte dafür im Anschluss eine bemerkenswerte Analyse parat.
Mitten hinein in eine Phase, in der das Bayern-Spiel nicht wie automatisch läuft, wartete am Sonntagnachmittag Greuther Fürth auf den Rekordmeister. Der Tabellenletzte verteidigte vor allem in Durchgang eins stark und ging dank eines abgefälschten Freistoßes sogar mit einer Führung in die Pause.
Für die zweiten 45 Minuten stellte FCB-Coach Julian Nagelsmann erneut auf eine Dreierkette um. Die Bayern wollten noch mehr Offensivpower auf den Platz bringen. Keine Minute war gespielt, als Robert Lewandowski der Ausgleich gelang.
Was folgte war ein dominanter Auftritt, bei dem es nur eine Frage der Zeit war, bis die Bayern in Führung gingen. Nach rund einer Stunde war es Griesbeck mit einem Eigentor, der für das 2:1 sorgte. Kuriose Randgeschichte: Schon im Hinspiel hatte der Fürth-Verteidiger ins eigene Tor getroffen.
Doch statt Kontrolle und weiterer Dominanz entwickelte sich in der Folge ein recht wildes Spiel, in dem die Fürther sogar den Ausgleich auf dem Fuß hatten. Zweimal traf der Tabellenletzte das Aluminium.
Zu wenig Kontrolle im Bayern-Spiel
"Wir haben nicht den Punkt gefunden, in dem wir Kontrolle reinkriegen", erklärte Nagelsmann nach dem Spiel am DAZN-Mikro. Bis zur 82. Minute, als Lewandowski mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung sorgte, blieb es im Duell Erster gegen Letzter auf Messers schneide.
Auf der Pressekonferenz nach der Partie führte Nagelsmann weiter aus. Und hatte eine bemerkenswerte Analyse parat:
"Die Mannschaft ist extrem darauf gepolt, Angriffe schnell nach vorne zu bringen und zu Ende zu spielen. Es geht immer um eine gewisse Balance, wann ich in Ballbesitzphasen gehe. Am Ende geht es über Training, über Analysen, aber es ist auch die Tugend der Spieler. Es gibt keinen Spieler, der extrem draufsteigt und das Spiel beruhigt."
Fehlt seinem Team also ein Spieler im Zentrum, der häufiger beruhigt, der weniger Risiko spielt und den Rhythmus vorgibt? Nagelsmann glaubt offenbar nicht. Im Gegenteil: die Qualitäten seiner Spieler müsse man nutzen - und mit den Gefahren leben:
"Du musst als Trainer diese Art und Weise gewinnbringend nutzen, indem du über 70 Tore in der Bundesliga schießt - immer auf Kosten, dass was passieren kann. Aber du wirst diese Spieler nicht dazu bringen, dass sie Ballschieber werden. Das ist schwierig."
Die Zahlen geben Nagelsmann recht
Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt: Offensiv schaffen es die Bayern in der Bundesliga mit dieser Spielweise genügend Tore zu erzielen. 74 Treffer sind es nach 23 Spieltagen. Macht einen Schnitt von rund 3,2 Toren pro Partie. 26 Gegentore hat man auf der Gegenseite geschluckt, was etwas über 1,1 Gegentore pro Spiel entspricht.
Die Statistik spricht also für Nagelsmann und seine Mannschaft. Mit der offensivfreudigen und häufig riskanten Spielweise hat man - rein auf die Zahlen bezogen - den Erfolg, den es braucht. Auch wenn häufig genug die defensive Stabilität darunter leidet.