Campus-Bosse packen aus: Daran ist Arp bei den Bayern gescheitert

Für Jan-Fiete Arp reichte es bei den Bayern nie für den Durchbruch
Für Jan-Fiete Arp reichte es bei den Bayern nie für den Durchbruch / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Jan-Fiete Arp galt einst als die kommende Sturmhoffnung schlechthin im deutschen Fußball. Allerdings blickt das Talent auf schwierige Jahre zurück. Im Vorjahr war der einstige Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold nicht mal mehr Stammspieler in der 3. Liga. Für das Münchner Profiteam absolvierte Arp in seiner gesamten Bayern-Zeit lediglich 13 Pflichtspielminuten, ehe er für die laufende Saison nach Kiel verliehen wurde.


Im Sommer 2019 wechselte Jan-Fiete Arp als großes, aber auch damals schon umstrittenes Talent, für vier Millionen zum FC Bayern. Anschluss an die erste Mannschaft hat der 21-Jährige aber nie gefunden.

Niemand hatte erwartet, dass der ehemalige Hamburger von Beginn an einen Platz in der A-Elf erkämpft. Dass es aber dann nicht mal für die Drittliga-Mannschaft reicht, war dann doch eine enorme Überraschung und Enttäuschung. Derzeit beweist der Angreifer in Kiel, dass er es besser kann und hat sowohl in der Liga als auch im Pokal schon getroffen.

Seitz und Sauer erklären das Arp-Problem

Warum aber funktionierte bei den Bayern bis auf ein paar achtbare Testspiele so gar nichts? Die BILD ist der Sache auf die Spur gegangen und hat Jochen Sauer (49) und Holger Seitz (46) in einer kleinen Medienrunde aufmerksam zugehört.

Holger Seitz
Holger Seitz trainierte Arp bei Bayern II / Andreas Schlichter/Getty Images

"Fiete ist ein überragender junger Mensch, der sehr früh in den medialen Fokus geraten ist. Ich glaube, dass diese Erwartungshaltung, die mit seinem Wechsel zu Bayern verbunden wurde, zu viel war", erklärte Seitz das Arp-Dilemma.

Seitz weiß wovon er spricht, schließlich war der 46-Jährige einst der Trainer des Youngsters. Jochen Sauer bewertet die Thematik zudem ganz ähnlich wie sein Kollege.

"Fiete ist ein hochtalentierter Spieler. Aber er ist damals aus einem instabilen Umfeld von Hamburg nach München gekommen. Der Verein war schon etwas malade, hatte Zweitliga-Niveau. Außerdem lief es zu diesem Zeitpunkt auch für Fiete nicht gerade gut. Der Schritt zu Bayern war zu groß - vor allem mit der Erwartungshaltung, dass er jetzt bei den Profis immer spielt und Robert Lewandowski richtig Beine machen muss", erläuterte er.

Nach Verletzungen und Ersatzbank-Frust: Arp wagt Neustart in Kiel

Neben der hohen Erwartungshaltung streikte aber auch der Körper des Sturm-Juwels zu häufig, wodurch er immer wieder Rückschläge hinnehmen musste. Alleine in der ersten Saison fiel der Stürmer wegen einer Virus-Infektion, eines Hand- und Armbruches sowie eines Muskelfaserrisses aus.

Demnach kam die Sturmhoffnung nie in einen Rhythmus und sollte in der letzten Saison ausschließlich in Liga drei ran. Doch auch dort musste Arp leistungsbedingt immer häufiger auf der Bank Platz nehmen.

"Wenn man dann auch noch keine Spielpraxis bekommt, verliert man den Rhythmus und entwickelt sich nicht weiter", beschrieb Sauer das Problem.

"Deswegen ist es gut, dass er in Kiel den Reset-Knopf drücken kann. Es geht darum, sich jetzt aus dem Loch herauszuarbeiten in einem ruhigen Umfeld. Ich bin zuversichtlich", blickte er in die Zukunft.

Fiete Arp
Arp versucht beim Zweitligist Kiel zurück in die Spur zu finden / Martin Rose/Getty Images

Der Sprung in Liga zwei ist für den Spieler sicherlich gerade der richtige. Bei einem Bayern-Verbleib hätte Arp in Liga vier rangemusst, was seiner Entwicklung im Weg gestanden wäre und dafür gesorgt hätte, dass der Sprung zurück in die oberste Fußballetage riesig geworden wäre. Holger Seitz ist demnach auch sehr zufrieden damit, dass der Weg nun zunächst über Kiel gehen wird.

"Ich denke, dass Kiel sehr gut zu ihm passt. Da hat er ein ruhiges Umfeld. Er hat in der Liga ja auch gerade ein Tor gemacht. Ich drücke ihm die Daumen, dass sich diese positive Tendenz fortsetzt", erklärte er. Positiv ist sicherlich auch, dass Arp in fünf von sechs Pflichtspielen in der Startelf stand und ordentlich Minuten sammelte.

Kiel für Arp die letzte Chance: Bayern-Zukunft dennoch unwahrscheinlich

Klar ist jedoch, dass Kiel die letzte Chance für den Stürmer ist, um sich bei den Bayern nochmal zu empfehlen. Hierfür wird der gebürtige Norddeutsche schon noch ein paar Prozent draufsatteln müssen. Sein gut dotierter Vertrag bei den Bayern läuft noch bis zum Jahr 2024.

So wirklich glaubt eigentlich kaum jemand mehr daran, dass es Arp an der Säbener Straße doch noch mal packt. Hier sind wir aber genau bei dem Thema Erwartungshaltung, die nun sicherlich nicht mehr das ganz große Thema sein wird.

Wahrscheinlicher ist es dennoch, dass der 21-Jährige seine Karriere bei einem anderen Erst- oder Zweitligist fortsetzt. Ein guter Bundesliga-Stürmer kann er dann immer noch werden. Den Durchbruch bei den Bayern schaffen ohnehin nur wenige und bei Arp sieht es nicht danach aus, als würde er eines Tages zum erlesenen Kreis gehören.