FC Bayern: Welche Rolle wird Kingsley Coman in Zukunft spielen?

Ein noch nicht vollendeter Rohdiamant: Was wird aus Kingsley Coman?
Ein noch nicht vollendeter Rohdiamant: Was wird aus Kingsley Coman? / Pool/Getty Images
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Kingsley Coman ist einer der spannendsten Spieler im Kader des FC Bayern. Der französische Flügelflitzer verfügt über ein extremes Potenzial, wird jedoch häufig von seinem Körper ausgebremst. Vor einem Transfer von Leroy Sané hat er keine Angst, doch damit ginge ein Wandel in seiner Rolle einher. Wird Coman zum Edelreservist oder setzt er sich auch gegen starke Konkurrenz durch?

Seit mittlerweile fünf Jahren spielt Kingsley Coman für den FC Bayern. Als 19-Jähriger liehen ihn die Münchener für zwei Jahre von Juventus Turin aus, zahlten im Anschluss 21 Millionen Euro an den italienischen Spitzenklub. Coman verfügt über einen schnellen Antritt, ist technisch hoch veranlagt, glänzt mit einer sehr guten Ballbeherrschung auf engstem Raum und kann in Eins-gegen-eins-Situationen, die er immer wieder sucht, den Unterschied machen.

So vielversprechend Comans Aktionen beim Andribbeln aussehen, so schwach ist gleichzeitig aber der Output. In vielen Situationen wirkt er zu zögerlich, schlägt lieber noch einen Haken und noch einen Haken, statt zum Abschluss zu kommen oder den Ball weiterzuleiten. Und auch seine Flanken sind nicht immer die präzisesten. 31 Tore und 34 Vorlagen in 153 Pflichtspielen sind ein ordentlicher Wert, aber wenn man Coman spielen sieht, bekommt man das Gefühl: Da geht noch mehr.

Der 24-Jährige weiß um seine Defizite. "Ich kann noch geschickter und aggressiver in die Zweikämpfe gehen, mich in Eins-gegen-eins-Situationen besser durchsetzen", sagte er im April vergangenen Jahres gegenüber dem Socrates Magazin, "auch im Spiel gegen den Ball habe ich mit Sicherheit Verbesserungspotenzial." Seit Hansi Flick zum Cheftrainer ernannt wurde, hat er letzteres allerdings gelernt. Besonders eindrucksvoll war seine defensive Beteiligung beim 1:0-Erfolg im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund.

Kingsley Coman beim FC Bayern: Von Verletzungen zurückgeworfen

Doch auch fünf Jahre nach seiner Ankunft in München wirkt Coman noch immer wie ein Talent, das auf den endgültigen Durchbruch wartet. Die Anforderungen und der Druck sind groß, doch sein Körper bremst ihn immer wieder aus, etliche Verletzungen haben ihn in der Vergangenheit zurückgeworfen. Seine letzte größere Verletzung erlitt er im Dezember, beim Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur verletzte er sich ohne Fremdeinwirkung im Knie. Die TV-Bilder ließen zunächst auf einen Kreuzbandriss schließen, Coman hatte aber Glück im Unglück, erlitt "nur" einen Kapseleinriss.

Schrecksekunde: Gegen Tottenham Hotspur verdrehte sich Kingsley Coman das Knie. Ein Kreuzbandriss konnte jedoch schnell ausgeschlossen werden.
Schrecksekunde: Gegen Tottenham Hotspur verdrehte sich Kingsley Coman das Knie. Ein Kreuzbandriss konnte jedoch schnell ausgeschlossen werden. / TF-Images/Getty Images

Zwei Risse des Syndemosebandes und einen Kapselriss im Sprunggelenk hat er bereits hinter sich. Auch deswegen ist bei Coman Geduld gefordert. Nach jeder Verletzung muss er Vertrauen in seinen Körper finden. In den vergangenen Spielen wirkte er wieder mutiger und deutlich zielstrebiger, erzielte beim 4:2-Erfolg über Bayer Leverkusen sogar sein erstes Bundesligator seit Februar. Alle beim FC Bayern wissen, wozu er imstande ist, sobald er seine Bestform erreicht; und doch könnte er künftig zum Edelreservisten degradiert werden.

Neue Konkurrent in Person von Leroy Sané? "Kein Problem für mich"

Hansi Flick forderte vor dem Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt (2:1) erneut Verstärkungen auf der Außenbahn. Seit einem Jahr arbeiten die Verantwortlichen an einem Transfer von Leroy Sané, und in der Tat scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis der deutsche Nationalspieler von Manchester City an die Isar wechselt. Sané kommt am liebsten auf dem linken Flügel zum Einsatz - genau wie Coman und Inter-Leihgabe Ivan Perisic. Zwar stellt Flick Coman bevorzugt rechts auf, doch dort dürfte Serge Gnabry künftig die Nase vorn haben. Wohin also mit Coman?

Wunsch-Transfer der Bayern-Bosse: Kommt Leroy Sané mit einem Jahr Verspätung?
Wunsch-Transfer der Bayern-Bosse: Kommt Leroy Sané mit einem Jahr Verspätung? / Jan Kruger/Getty Images

"Als ich zum FC Bayern gekommen bin, hatten wir Franck Ribéry, Arjen Robben, Douglas Costa und mich. Und ich war noch ein junger Spieler, vor mir die Legenden Ribéry und Robben! Daran sehen Sie, dass das kein Problem für mich ist", sagte er im Interview mit Sport Bild. "Es ist besser für die Mannschaft, wenn es viele Spieler auf diesem Niveau gibt. Wenn Sané käme, wäre das kein Problem! Außer der Klub sagt zu mir, dass sie mich nicht mehr brauchen. Aber ich glaube, dass der Verein weiß, was er an mir hat."

Den Konkurrenzkampf würde er bedingungslos annehmen - eine gute Nachricht für Flick, der auf den Außenbahnen häufiger rotieren könnte als in der aktuellen Spielzeit. Gnabry, Coman und Sané verfügen über herausragende Qualitäten, sind jedoch allesamt verletzungsanfällig. Je breiter die Positionen besetzt sind, desto besser kann die Belastung der einzelnen Spieler gesteuert werden.

Coman hat seine Zukunft in der eigenen Hand

Und per sé darf nicht ausgeschlossen werden, dass sich Coman durchsetzt. Medial wird er als Verlierer gehandelt, doch in München gibt es keine Stammplatz-Garantie. Das mussten James Rodriguez und Philippe Coutinho am eigenen Leib erfahren, beide hatten gegen Thomas Müller das Nachsehen. Warum also sollte sich Coman nicht gegen Sané oder Gnabry durchsetzen können?

Auch im Jahr 2020 ist er ein Spieler, dem die Zukunft gehört. "Meine Unterschrift bedeutet, dass ich langfristig bei einem der besten Klubs der Welt bleiben möchte. Leider war ich seitdem oft verletzt, aber ich will das in mich gesetzte Vertrauen unbedingt mit Topleistungen zurückzahlen. Das bin ich dem Klub schuldig", sagte er über seine Vertragsverlängerung im Dezember 2017. Bis 2023 ist er an den FC Bayern gebunden - es bleibt also genug Zeit, um sich weiterzuentwickeln und festzuspielen. Aufgeben und flüchten kommt für ihn dagegen nicht in Frage. Das dürften die Klubbosse mit Wohlwollen registrieren.