Die Eichhörnchen-Strategie des FC Barcelona

Die Heimstatt des FC Barcelona: Das Estadio Camp Nou
Die Heimstatt des FC Barcelona: Das Estadio Camp Nou / PAU BARRENA/Getty Images
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Die diesjährige Transferperiode des FC Barcelona könnte unter der Rubrik "Quadratur des Kreises" verzeichnet werden. Denn vor dem Hintergrund der mehr als angespannten Finanzlage, in Verbindung mit der kostspieligen Vertragsverlängerung von Superstar Lionel Messi, sind teure Transfers in diesem Sommer kaum zu stemmen für die Katalanen.


Eine gute Milliarde Euro an Verbindlichkeiten, ein kostspieliger neuer Vertrag für Lionel Messi: da bleibt kaum noch Spielraum für Transferausgaben.

Aktuell steht noch nicht einmal sicher fest, ob Messi tatsächlich rechtzeitig für die spanische Liga eingeschrieben werden kann. Und die Zeit drängt. Bis zum 31. August (Ende der Transferperiode) muss der Klub finanziellen Ballast in Form von Gehältern über Bord werfen, um die Vorgaben des Financial-Fairplay einzuhalten.

Die Verantwortlichen im Camp Nou wollen sogar schon bis zum Saisonstart am 15. August (bei der Real Sociedad de San Sebastián) ihre Konten bereinigt haben. Zentraler Bestandteil der Planungen war dabei der Verkauf von Antoine Griezmann, der mit etwa 36 Millionen Euro einer der Großverdiener im Kader der Azulgrana ist.

Doch die "Operación Salida" ("Unternehmen Abgang") erweist sich schon beim Franzosen schwieriger als erhofft. Ein angedachter Tausch zwischen Griezmann und Atléticos Saúl Ñíguez steckt zur Zeit jedenfalls in einer Sackgasse.

Nun versucht Barcelona, mit Juventus Turin in Verhandlungen zu treten. Doch die Norditaliener sollen andere Prioritäten haben als den Weltmeister von 2018, zudem soll Griezmann selbst laut Sport wenn überhaupt nur zu einem Wechsel zu Atlético bereit sein.

Darf Messi womöglich erst ab Januar 2022 spielen?

In einem Worst-Case-Szenario könnte die Einschreibung Lionel Messis bis zur Rückrunde auf sich warten lassen. Was nichts anderes hieße, als dass der Argentinier erst ab dem Januar 2022 für die Blaugrana auf Torejagd gehen könnte.

Lionel Messi
Noch steht nicht fest, ob er zum Saisonstart dabei sein kann: Lionel Messi / David Ramos/Getty Images

Liga-Boss Javier Tebas soll jedenfalls schon durchblicken lassen haben, die strengen Regeln keinesfalls für den spanischen Giganten aufweichen oder lockern zu wollen.

Trio lehnt Gehaltskürzungen ab

Auch die Idee der Katalanen, über Gehaltskürzungen die Kosten zu senken, prallt in der Realität auf Hindernisse. So soll der Klub bei den Spielern Sergio Busquets, Jordi Alba und Sergi Roberto (respektive bei deren Vertretern) mit diesem Vorhaben bislang auf Granit gebissen haben.

Sergio Busquets
Sergio Busquets will keine Gehaltseinbußen hinnehmen / Quality Sport Images/Getty Images

Busquets (verdient 16 Millionen Euro im Jahr), Alba (13) und Sergi Roberto (10,5) haben sich zu diesen Einschnitten bislang nicht bereit erklärt. Antoine Griezmann dagegen wäre wohl bereit, auf Gehalt zu verzichten.

Entsprechend dürfte der Klub weiterhin gezwungen sein, auf ablösefreie (oder preiswerte) Spieler zu schielen. Tatsächlich sind mit Eric García, Memphis Depay und Kun Agüero drei der vier bisher eingetüteten Neuerwerbungen zum Null-Tarif ins Camp Nou gewechselt.

Lediglich für Rechtsverteidiger Emerson Royal überwiesen die Katalanen neun Millionen Euro an den Liga-Konkurrenten Betis.

Lucas Hernández bleibt nur ein Traum von Koeman

Und so dürfte auch das Thema Lucas Hernández vom deutschen Rekordmeister Bayern München nur ein Traum bleiben. Der 25-jährige Franzose soll es Trainer Ronald Koeman auch aufgrund seiner Polyvalenz angetan haben. Doch der Weltmeister von 2018 ist bei den Bayern fest eingeplant - und somit "not for sale".

Jedenfalls nicht in den für die Spanier machbaren Dimensionen. Immerhin bezahlten die Münchener vor zwei Jahren die vereinsinterne Rekordablöse von 80 Millionen Euro an Atlético. Zahlen, die für die Blaugrana momentan völlig utopisch sind.

Angesichts dieses ernüchternden Panoramas werden die Katalanen es weiterhin mit der Strategie der kleinen Schritte versuchen, über Verkäufe von mehreren Aussortierten zumindest in der Summe an relevante Transfererlöse zu kommen. Bislang läuft dies allerdings ebenfalls recht schleppend.

Bislang erst knapp über 30 Millionen Euro an Transfereinnahmen

Durch die Verkäufe von Nachwuchsmann Konrad de la Fuente (wechselt für drei Millionen Euro zu Olympique Marseille), Junior Firpo (15 Millionen, Leeds United), dem Ex-Schalker Jean-Clair Todibo (8,5 Millionen, OSC Lille) und Carles Alena (5 Millionen, FC Getafe) sind nämlich erst gerade einmal 31 Millionen Euro in die Kassen gespült worden.

Miralem Pjanic, Samuel Umtiti, Philippe Coutinho, Neto und Clément Lenglet sollen ebenfalls gehen. Doch einzig Lenglet hat bislang ernsthaftes Interesse geweckt. Die AS Rom, mit ihrem neuen Trainer José Mourinho, soll sogar schon ein erstes Angebot für den Franzosen abgegeben haben.

Clement Lenglet
Findet der FC Barcelona in der AS Rom einen Abnehmer für Clément Lenglet? / Quality Sport Images/Getty Images

Matheus Fernandes tritt nach

Unterdessen sorgt ein Ex-Spieler für zusätzliche negative Schlagzeilen. Nach seinem enttäuschenden Aufenthalt in der Mittelmeermetropole (17 Minuten Einsatzzeit in eineinhalb Jahren) hat sich nämlich der Brasilianer Matheus Fernandes (23) zu Wort gemeldet.

Anlass war die in seinen Augen alles andere als elegant vorgenommene Trennung seitens des Klubs, der für den defensiven Mittelfeldspieler im Winter 2020 noch 7,5 Millionen Euro an Palmeiras São Paulo überwiesen und ihn mit einem Vertrag bis 2025 ausgestattet hatte.

Gegenüber der brasilianischen Zeitung O Globo (via mundodeportivo.com) beklagte sich der Spieler vor allem über die Form, in der die Trennung kommuniziert wurde.

"Ich war Zuhause, bekam eine persönliche Mitteilung von Klubmitarbeitern, ob meine E-Mail-Adresse noch die gleiche sei. Ich bestätigte das und bekam dann die Nachricht", berichtet der Aussortierte.

Matheus Fernandes
Kehrt zur SE Palmeiras São Paulo zurück: Matheus Fernandes / Eric Alonso/Getty Images

"Ich verstand es nicht, habe sie meinem Berater und Anwalt geschickt. Sie sagten, das sei meine Entlassung. Ich wurde nicht einmal angerufen, um ‚Hallo‘ und ‚Auf Wiedersehen‘ zu sagen. Es kostet nichts, anzurufen, um zu reden. Das war aus meiner Sicht sehr unprofessionell. Das war schlecht und hässlich vom Klub."

Damit hat der Klub Matheus Fernandes derart verärgert, dass er nach Angaben der Mundo Deportivo sogar schon mit rechtlichen Schritten gegen die in seinen Augen ungerechtfertigte Kündigung vorgegangen sein soll.