Erste Löw-PK nach Rücktritts-Ankündigung: "Der richtige Zeitpunkt aufzuhören"

Joachim Löw auf der ersten PK nach seiner Rücktritts-Ankündigung
Joachim Löw auf der ersten PK nach seiner Rücktritts-Ankündigung / Handout/Getty Images
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Joachim Löw steht vor seinen letzten Monaten als Bundestrainer. Nach 15 Jahren macht der 61-Jährige nach der anstehenden EM Schluss. Am Donnerstagnachmittag erklärte er sich in einer Pressekonferenz.


"Ich bin dankbar, dass Jogi Löw uns die Zeit gegeben hat, in aller Ruhe nach einem Nachfolger zu suchen. Oliver Bierhoff ist bereits damit beauftragt, Kandidaten zu suchen. Danke Jogi für deine Offenheit", leitete DFB-Präsident Fritz Keller die PK ein.

Dann übernahm Löw - und bedankte sich zunächst für seine lange Zeit als Bundestrainer: "15 Jahre sind eine lange Zeit - nahezu eine Ewigkeit im Fußballgeschäft. Ich bin sehr dankbar gegenüber dem DFB für die Zeit. Und auch für die Rückendeckung und den Menschen, die um mich herum waren. Dem Team hinter dem Team. Das ist das, was zählt. Einen Weg gehen mit Menschen, die füreinander da sind."

Neben dem Triumph von Rio 2014 musste Löw in seiner DFB-Zeit auch einige bittere Enttäuschungen erleben. Auch diese seien sehr wichtig gewesen, betonte er: "Ich bin auch dankbar für Niederlagen, aus denen wir gelernt haben."

Löw will neuem Bundestrainer Zeit zur Vorbereitung auf Heim-EM 2024 geben

Im Hinblick auf die Heim-EM 2024 sieht Löw seinen Rücktritt als guten Zeitpunkt, damit der neue Trainer die nötige Zeit bekomme, sich auf dieses Highlight im eigenen Land vorzubereiten. Die Mannschaft, mit der neuen Generation, sieht Löw dann auf dem Höhepunkt: "Ich bin überzeugt, dass die Spieler, die jetzt hier sind und bei der Nationalmannschaft sind, sehr hohes Potenzial haben und wir eine gute Qualität haben. Deswegen bin ich zutiefst davon überzeugt, dass diese Generation ihren Höhepunkt oder einen Höhepunkt im Jahr 2024 oder generell bei den nächsten Turnieren haben kann."

"Der Umbruch 2019 war absolut richtig! Diese junge Generation kann 2024 auf seinem Höhepunkt sein - da ist ein Turnier im eigenen Land."

Jogi Löw

"Wenn man von Erneuerungen spricht, ist es jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Der neue Trainer hat dann jetzt auch Zeit. Die braucht er auch. Bei der Nationalmannschaft ist der Zeitraum von drei Jahren für ein Turnier im eigenen Land der richtige für einen Trainer."

Er selbst habe sich über seinen Abschied bereits 2020 Gedanken gemacht, noch vor dem Debakel in Spanien: "Im letzten Jahr habe ich mir schon einmal vorgenommen, im Februar und März dieses Jahres für mich Gedanken zu machen. Wo stehen wir. Was möchte ich? Was habe ich für ein Gefühl für die Zukunft? Das habe ich gemacht und bin zum Entschluss gekommen, dass es für mich nach der EM der richtige Zeitpunkt ist, den Stab an einen anderen Trainer weiterzugeben."

Löw betonte auch, dass der von ihm eingeleitete Umbruch nach dem WM-Debakel 2018 notwendig war: "Der Umbruch 2019 war absolut richtig! Diese junge Generation kann 2024 auf seinem Höhepunkt sein - da ist ein Turnier im eigenen Land. Die WM 2006 damals, ich war dabei, hat zum Umdenken in manchen Bereichen geführt. Das soll auch 2024 so ein. Ich sehe mich 2024 nicht mehr in dieser Position."

Löw zu Hummels und Müller: "Habe Tür weder auf noch zu gemacht"

Löw wurde natürlich auch zu einer möglichen EM-Teilnahme von Mats Hummels und Thomas Müller gefragt. Der kicker hatte am Donnerstag berichtet, dass Löw eine Rückholaktion des Duos für das Turnier plane.

"Ich habe weder die Tür auf, noch zu gemacht. Einen Umbruch sollte man unter normalen Umständen nicht unterbrechen. Wir haben die Situation der Pandemie und überlegen, ob man die Situation vielleicht unterbrechen muss", so Löw. Er wolle, wie immer, die bestmögliche Mannschaft mit zum Turnier mitnehmen. "Ich mache meine Aufgabe nicht, um meinen Job zu behalten. Ich mache das, wovon ich persönlich überzeugt bin", bekräftigte Löw und wies damit Kritik ab, er könne aus Sturheit auf Hummels und Müller verzichten.

Bierhoff will sich zu Nachfolger-Kandidaten nicht äußern: "Suchen nicht nach Umfragewerten aus"

Auch Oliver Bierhoff meldete sich noch zu Wort: "Die Nachricht hat mich nicht wie einen Blitz getroffen, aber wir hatten ein ganz besonderes Verhältnis. Wir haben unglaublich viele, schöne aber auch schwierige Momente durchlebt. Wir haben sehr vertrauensvoll gearbeitet. Das sitzt tief."

Er werde nun in aller Ruhe nach einem neuen Bundestrainer suchen. Namen werde er in den kommenden Wochen nicht kommentieren, "dafür haben wir ja genug Experten", so der DFB-Direktor. Bierhoff stellte auch klar: "Wir werden den neuen Bundestrainer nicht nach Umfragewerten aussuchen." Im In- und Ausland und auch beim DFB selbst gebe es eine Reihe von guten Trainern.