Erneute Zwangspause für Neymar: Einfach nur Pech oder Folgen eines unprofessionellen Lebenswandels?
Von Guido Müller
Immer wenn es für Paris St. Germain in die Crunchtime der Saison geht, mit den großen Spielen auf der Bühne der Champions League, fehlt mit Neymar der wichtigste Spieler. Auch in diesem Jahr. Doch während der Brasilianer via Social Media über das ach so ungerechte Schicksal klagt, das ihn immer wieder ereilt, verorten französische Zeitungen die Ursachen für die sich wiederholenden Ausfälle viel mehr im Lebensstil des Brasilianers.
Dritter Ausfall in der Crunchtime in den letzten vier Jahren
Saison 2017/18: beim Kracher des Champions League-Achtelfinales zwischen PSG und Real Madrid fehlt Neymar im Hinspiel aufgrund einer Verletzung. Ohne ihn verlieren die Franzosen mit 1:2 - und können diese Hypothek auch im Rückspiel von Madrid (mit Neymar!) nicht mehr tilgen.
Ein Jahr später, erneut im Achtelfinale, verpasst Neymar gar beide Spiele - und muss von der Tribüne aus zusehen, wie seine Kollegen einen komfortablen 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel im Old Trafford im heimischen Prinzenpark doch noch aus der Hand geben - und erneut vorzeitig ausscheiden.
Im letzten Jahr war Neymar dann ausnahmsweise mal zur Stelle - zum Gewinn des Henkelpotts reichte es dennoch nicht. Im Finale sind die Münchener Bayern das eine Tor besser als die Franzosen.
Über den diesjährigen Ausfall, der ihn zumindest das Hinspiel im Nou Camp am kommenden Dienstag verpassen lässt, hat sich jetzt Neymar selbst ausgelassen und via etwas weinerlichem Instagram-Post verkündet, wie leid es ihm doch tue, seiner liebsten Beschäftigung, dem Fußballspielen, momentan nicht frönen zu können.
Neymar will auf Partys "nie verzichten"
Und schon in diesem Punkt haben französische Sportzeitungen durchaus gegenteilige Meinungen. Denn die stürzten sich in den vergangenen Tagen auch auf aus Neymars Mund kommende Aussagen über den Stellenwert, den in seinem Leben die Partys einnehmen.
Am 31. Januar hatte Neymar in einem Interview gegenüber dem TV-Sender TF1 ganz unverhohlen erklärt: "Partys bieten eine Möglichkeit zum Entspannen, zum Genießen. Sie sind etwas, auf das ich nie verzichten werde." (via as.com)
Na, da haben wir es doch schon. Im Gegensatz zu den immer gern mit ihm verglichenen Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi ist Neymar offensichtlich zu sehr den schönen Dingen des Lebens zugetan. Glauben übrigens nicht nur die französischen Fachblätter.
Französische Zeitungen zweifeln am richtigen Lebenswandel Neymars
Nur formulieren es diese mittlerweile mit deutlicher Kritik an der Berufseinstellung des 28-jährigen Brasilianers. Die führende Sportzeitschrift Frankreichs, L'Équipe schreibt zum Beispiel: "Ernsthaft, fleißig und rigoros während der Trainingseinheiten, glaubt der Brasilianer, vielleicht zu oft, dass seine Pflichten, nach den Spielen oder Übungssessions, am Ausgang des Prinzenpark-Stadions oder von Camps de Loges enden."
Und impliziert damit, dass dem eben nicht so sei. Denn natürlich ist ein gesunder Lebenswandel im privaten Raum, mit einer guten Ernährung und ausreichend Schlaf, für den Erfolg mindestens genauso wichtig wie die regelmäßige Teilnahme an den Trainingseinheiten.
In Anspielung an so manche feucht-fröhliche Geburtstagsparty von Neymar, kommentierte das Fachblatt dann auch direkt auf die beiden großen Fußballer unserer Zeit verweisend: "Andere große Spieler, wie Cristiano Ronaldo oder Leo Messi, feiern ihre Geburtstage nicht mit solchem Pomp. Die beiden sind dann auch nächste Woche in der Champions League einsatzbereit. Im Gegensatz zu Neymar."
"Ihm passiert es jedes Jahr!"
Die Tageszeitung Le Parisien sekundiert dem Sportblatt mit einem Interview mit dem Physio-Experten Jean-Bernard Fabre, der darin sein Unverständnis über die ständigen Ausfälle Neymars äußerte: "Wenn es dir einmal passiert, oder zweimal, kannst du vielleicht noch über Pech reden. Aber ihm passiert es jedes Jahr!"
Und weiter: "Hochleistung ist kein Zauberwerk. Man kann mal Pech haben, aber die Erfahrung lehrt uns, dass all die Sportler, ganz gleich in welcher Sportart, die bestimmte Regeln einhalten, sich fast nie verletzen." Als Beispiele nennt Fabre Spieler wie Nikola Karabatic (Handball) oder Roger Federer oder Rafael Nadal (Tennis).
In seinem Post schrieb Neymar unter anderem noch: "Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, oder an dem, was ich auf dem Platz tue. Es macht mich sehr traurig." Von wirklicher Einsicht scheint er leider genau so weit weg, wie von seinem nächsten Startelfeinsatz.