Empörung über die Marktwerte von transfermarkt.de: Ein Skandal, der keiner ist

Erling Haaland ist laut transfermarkt.de 100 Millionen Euro wert. Dass dieser Wert nicht repräsentativ ist, löst nun Empörung aus.
Erling Haaland ist laut transfermarkt.de 100 Millionen Euro wert. Dass dieser Wert nicht repräsentativ ist, löst nun Empörung aus. / Lars Baron/Getty Images
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Das Online-Portal transfermarkt.de ist eine beliebte Seite, die allerhand Informationen über Ligen, Mannschaften und Spieler auf dem gesamten Globus bereitstellt. Nach einer Recherche des niederländischen Investigativportals Follow The Money schlägt die Entstehung der geschätzten Marktwerte bei größeren Medien wie dem britischen Guardian oder der Zeit große Wellen der Empörung - dabei war es nie ein Geheimnis, dass hinter den Werten keine Experten stecken.

Wer sich im Internet mit Fußball beschäftigt, kommt früher oder später mit transfermarkt.de in Berührung. Die im Jahr 2000 gegründete Website bereitet als Zweitverwerter Informationen über Transfer-News, Trainerwechsel und sonstige Medienberichte von größeren Sportmedien auf und führt zahlreiche Tabellen und Statistiken zu sämtlichen nationalen und internationalen Wettbewerben auf der Welt. Im Forum können Nutzer:innen außerdem über Transfergerüchte diskutieren und die Wahrscheinlichkeit, dass das Gerücht wahr ist, beziffern, sich über vollzogene Transfers und die generelle Kaderplanung der Lieblingsmannschaft austauschen, und die Marktwerte sämtlicher Fußballspieler werden in regelmäßigen Abständen geschätzt und aktualisiert.

Die Berichte des Guardian und der Zeit, die sich auf eine Recherche von Follow The Money berufen, lesen sich wie ein Skandal: Ein Portal wie transfermarkt, das monatlich eine weltweite Vielzahl an Nutzern verzeichnet und das selbst ranghohen Tieren in der Fußballbranche ein Begriff ist, hat keine zuverlässigen Algorithmen entwickelt, die die Marktwerte der Fußballspieler anhand bestimmter Kriterien haargenau berechnen. Stattdessen werden diese von der Community geschätzt und ein sogenannter "Pate" entscheidet im Austausch mit den Kollegen darüber, welchen Marktwert der betroffene Spieler tatsächlich erhält.

Viel Wirbel um nichts

Wer sich etwas näher mit der Seite beschäftigt, wird darüber allerdings nicht verwundert sein. Denn transfermarkt lebt vom regen Austausch in den Foren, der - wie unter Fußballfans üblich - zum Teil sehr kontrovers geführt wird und nicht immer seriöse Erkenntnisse ausspuckt. Schätzungen von Transferwahrscheinlichkeiten und Marktwerten seitens der Nutzer:innen sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil auf transfermarkt. Das wird sich trotz der gestiegenen Popularität niemals ändern.

Auch schreiben sich die Administratoren respektive Paten keineswegs auf die Fahne, Marktwerte professionell zu bestimmen. "Unsere Methode ist unwissenschaftlich", wird eine Führungskraft von Zeit zitiert. Ein Sozialarbeiter erklärte unterdessen: "Ich mache die Arbeit für transfermarkt zum Spaß."

Dass sich internationale Vereine auf die geschätzten Werte beziehen, kann hingegen als positives Signal interpretiert werden; denn dann kann die Arbeit der Administratoren nicht so schlecht sein. Gleichzeitig könnten jene Vereine dafür angeprangert werden, dass sie sich auf Schätzungen berufen und keine repräsentativen Werte zurateziehen. Hierbei stellt sich allerdings die Frage, wie der Marktwert genau definiert wird und welche Parameter bei der Berechnung dieses letztlich nur theoretischen Wertes eine Rolle spielen.

Es handelt sich um einen komplexen Prozess, dem transfermarkt nicht gerecht werden will. Vielmehr wird das Thema durch die Medienberichte unnötigerweise aufgebauscht. Viel Wirbel um nichts - kürzer kann man es nicht zusammenfassen.